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Amtsgericht Ein Dirigent in Sachen Recht

Gardelegens Amtsgericht hat einen neuen Direktor. Am Donnerstag wurde Ralf Eickelkamp offiziell begrüßt.

Von Gesine Biermann 24.02.2017, 02:00

Gardelegen l Sonst wird dort Recht gesprochen – dort, wo im großen Saal des Gardeleger Amtsgerichtes die Zeugen sitzen, wurde gestern allerdings niemand verhört. Und im Mittelpunkt stand auch kein Straftäter, sondern der neue Chef. Feierlich wurde Ralf Eickelkamp als Direktor des Gardeleger Amtsgerichtes in sein Amt eingeführt.

Künftig werde er hier „der Dirigent sein“, verglich Oberlandesgerichtspräsident Dr. Uwe Wegehaupt schmunzelnd. Es gebe „in diesem schönen Opernhaus“ zwar keine Notenblätter, dafür aber Gesetzesblätter, zwar keine harmonische Musik, dafür aber mehr Harmonie im Zusammenleben der Menschen. Das Zusammenspiel seiner „Musiker“ zu leiten, dafür bringe Eickelkamp zudem die besten Voraussetzungen mit, zeigte sich Wegehaupt überzeugt. „Aufgeschlossen, sozial kompetent“ und mit „feinem Taktgefühl für menschliche Zwischentöne“ bringe der langjährige Vizedirektor des Stendaler Amtsgerichtes zudem viel Erfahrung mit.

Gute Vorzeichen fand auch Justizministerin Anne-Marie Keding. Schließlich seien die Amtsgerichte „Stützpunkt und Gesicht“ des Rechtes. Jeder Bürger komme irgendwann mit dessen Durchsetzung in Berührung, Amtsgerichte seien mittlerweile so etwas wie „Dienstleistungszentren.“ Dem neuen Dienstleistungschef wünschte sie dafür alles Gute.

Auch Stendals neuer Landesgerichtspräsident Frank Böger schloss sich den guten Wünschen an – und bot augenzwinkernd Hilfe an, „wenn es mal eine arbeitsrechtliche Frage geben sollte“.

Denn Eickelkamp trägt nun schließlich für rund 30 Mitarbeiter die Verantwortung. Für die drei weiteren Richter am Amtsgericht übernimmt der 58-Jährige allerdings keine Vorgesetztenstelle. Lediglich die Urlaubsanträge der Kollegen fielen in sein Ressort, so Eickelkamp. Und die müssten übrigens seither sogar elektronisch erstellt werden, was nicht so einfach sei, verriet launig Richterkollege Axel Bormann, der gestern die Begrüßung übernahm.

„Aber ich hoffe, er behält sein Tempo bei und wird Freude und Spaß haben!“ Schließlich sei er ja auch auf eigenen Wunsch nach Gardelegen gekommen.

Genau das bestätigte Eickelkamp schließlich auch im Gespräch mit der Volksstimme. „Gardelegen war meine Entscheidung.“ Auf die Arbeit freut er sich sehr. Dafür wird er übrigens täglich aus Gifhorn pendeln. Und er wird hier nicht nur Direktor sein – „die Verwaltung macht nur ein Drittel meiner Arbeit aus!“ –, sondern auch Richter in Familiensachen und damit die Kollegen tatkräftig unterstützen.

Die arbeiten in Gardelegen – wie fast überall in Sachsen-Anhalt– übrigens sehr effizient. „Es gibt keine langen Rückstände und keine lange Verfahrensdauer“, versichert Eickelkamp.

Widmen will sich der neue Gerichtsdirektor künftig vor allem der Umsetzung der großen Herausforderung, die die zunehmende Digitalisierung auch für die Justiz darstelle, betonte er gestern in seiner Antrittsrede. „Dafür sind wir aber gut gerüstet.“ Das Amtsgericht Gardelegen werde auch weiterhin „schnell, bürgernah und effizient“ arbeiten können, versicherte Eickelkamp.

Dafür, dass er darüber den großen Überblick behalten wird, sorgt schon die Lage seines Büros: Es ist strategisch günstig in der obersten Etage. Dort, zwischen Pop-Art-Kunst und Bildern seiner Tochter wird er künftig die Geschicke des Amtsgerichtes leiten. Dass er auch Humor hat, bewies er gestern in seiner Antrittsrede. Der Vergleich mit dem Dirigenten eines Orchesters habe ihm sehr gefallen, so Eickelkamp an Uwe Wegehaupt gewandt. „Gut, dass Sie nicht wussten, welch ein schlechter Musiker ich bin.“