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Auftritt Alles eine Frage der Erziehung

Pure Begeisterung hat das Trio Chapeau, bestehend aus Max Heckel (30), Tabi Harzer und Aron Thalis (beide 20), in Kalbe hinterlassen.

Von Conny Kaiser 27.02.2017, 01:00

Kalbe l Optisch kommt er daher wie ein Zimmermann auf der Walz. Doch Max Heckel trifft den Nagel nicht mit Muskelkraft, sondern Worten auf den Kopf. Dazu bedient er sich in eigenen Erinnerungen – oder bei solchen Könnern wie Theodor Kramer und Wilhelm Busch, deren Gedichte er so gern vertont. Und natürlich dürfen auch sie Freitagabend nicht fehlen, als der Stendaler mit seinem Zweitprojekt Chapeau in den Kalbenser „Ratsstuben“ auftritt.

Zweitprojekt, weil er im Hauptberuf Kopf der Band Nobody Knows ist. Und die will bald ein Album mit Volksliedern in etwas ungewohnter Aufmachung herausbringen. Einen Vorgeschmack liefert bereits Chapeau, wobei Heckel dabei mit seiner kongenialen Gesangspartnerin Tabi Harzer perfekt harmoniert. Ihr verlangt er jedoch während des Konzertes einiges ab, lässt sie headbangen oder bei „Dat du min Leevsten büst“ besonders erotisch singen. Schließlich handele das plattdeutsche Lied ja vom Koitus, sagt Heckel, nur verstehe das eben kaum einer.

Von hinten gibt Aron Thalis den Rhythmus vor. „Der einzige Musiker, den ich kenne, der nicht singen kann”, witzelt der Frontmann. Aber wie immer liegt seinem Humor auch ein Stück Wahrheit zugrunde.

Zwischen den Liedern erzählt er immer wieder „So Sachen halt“ und „Noch mehr so Sachen halt“. Es handelt sich um Kurzgeschichten, die er in seinen gleichnamigen Büchern veröffentlicht hat und die Alltägliches widerspiegeln, wie es jeder irgendwie schon erlebt hat. Das macht es aber gerade so amüsant. Da wird zum Beispiel der Frage nachgegangen, warum Popel so lecker schmecken oder wie befreiend, aber auch peinlich es sein kann, in ein Badegewässer zu pinkeln.

Heckel, dieser ewige Lausbube, schafft immer die Gratwanderung, mit solchen verbalen Ergüssen keine Fremdscham auszulösen. Er ist wie seine Vorbilder Busch und Co. ein Wortakrobat, der es vermag, sehr launig, aber dennoch geschliffen zu formulieren.

Dass er mit unzähligen Büchern statt mit einem Fernseher aufgewachsen ist und dass bei ihm zu Hause gern über Gesellschaftliches diskutert wurde, kommt immer wieder durch. Es ist eben doch alles eine Frage der Erziehung.