BetrugPrivatkonto abgeräumt

Innerhalb weniger Minuten war das Konto leer. So erging es einem Kunden der Gardeleger Volksbank.

Von Gesine Biermann 09.05.2017, 03:00

Gardelegen l Späte Nachmittagszeit am Freitag – Feierabendstresszeit. Da ist oft noch das eine oder andere zu erledigen, bevor die Arbeit ein verdientes Wochenende lang ruht. Auch ein Mann aus einem Gardeleger Ortsteil hat noch gut zu tun am vergangenen Freitagnachmittag. Zwei Mal kann er gar nicht an sein Telefon gehen, beim dritten Klingeln nimmt er ab. Vertrauensvoll.

Auf dem Display steht immerhin die Nummer seiner Hausbank. Und es scheint tatsächlich wichtig zu sein. Die nette männliche Stimme bittet ihn nämlich, zu seiner „eigenen Sicherheit“ ganz dringend eine besondere App der Volksbank herunterzuladen, um seinen Onlinebanking-Zugang zu schützen.

Spontan folgt der Kunde der Bitte. Und erst, als sofort darauf sein Telefon quasi tot ist, ihm keinerlei Funktion mehr zur Verfügung steht, wundert er sich dann doch ein bisschen und fragt kurze Zeit später einfach mal privat bei einer Bekannten nach, die, wie er weiß, bei der Volksbank arbeitet.

Und für sie läuten bei den Angaben sofort alle Alarmglocken. Sie gibt den Sachverhalt deshalb umgehend an einen Kollegen weiter, der zur Bank fährt und das Konto des Kunden sperrt. Da jedoch sind bereits zahllose Abbuchungen erfolgt. Per Sofortüberweisung wurden im Minutenabstand Bahnkarten gekauft. Besonders perfide: Der Täter ließ sogar bereits überwiesene Kreditraten wieder dem Konto gutschreiben, um noch mehr Spielraum zu haben. Am Ende fehlt ein vierstelliger Betrag auf dem Konto des Kunden.

Wie und wo der Betrüger an die sensiblen Daten wie Net-Key, Alias oder Passwort kam – „Wir wissen es nicht“, sagt Vorstand Andrea Lenz ratlos. Möglicherweise seien diese Angaben schon vorher abgefischt worden.

Auch wie es der Täter schaffte, dass tatsächlich die Originalnummer der Bank auf dem Display erschien, weiß niemand. Dass es so war, konnte der Kunde den Bankmitarbeitern auf seinem Handy allerdings tatsächlich noch zeigen.

„Wir haben, ebenso wie der Kunde, Strafanzeige erstattet“, betont Andrea Lenz. Zudem sei gleich am Montagmorgen ein Überweisungsrückruf veranlasst worden. Er ging an ein deutsches Kreditinstitut, das mit der Deutschen Bahn AG zusammenarbeitet. Derzeit könne man aber nur abwarten, „und vor allem andere Kunden warnen“.

Grundsätzlich werde kein Bankmitarbeiter Kunden anrufen und sie auffordern, eine App herunterzuladen, oder Passwort und Transaktionsnummern irgendwo einzugeben, betont Vorstandskollege Joachim Porsiel. Eine Warnung, die speziell diesen Fall beschreibt, findet sich auch auf der Homepage der Bank.

Bei E-Mails sind die Kunden schon sensibilisiert, beim Online-Banking mit dem Smartphone offenbar aber noch nicht, vermutet Lenz. Deshalb warnt sie auch noch einmal eindringlich, nicht auf solche Anrufe einzugehen und keinesfalls Daten weiterzugeben. Falls das schon passiert sei, müssten Karte und Konto sofort gesperrt werden.

Im Fall des geschädigten Bankkunden kommt diese Mahnung nun zwar zu spät, „aber wir lassen ihn garantiert nicht im Regen stehen“, sagt Joachim Porsiel. Sollten Rücküberweisungen der betrügerischen Kontoplünderung nicht möglich sein, gebe es immer noch die Versicherung der Bank, die in solchen Fällen einspringe. Und auch wenn der Kunde kurzfristig Geld brauche, werde man „einen Weg finden.“