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Demokratie Klebepunkte im Kinderparlament

Die integrative Kita Arche Noah in Gardelegen hat seit 2016 ein Kinderparlament. Die Kinder treffen dort konkrete Entscheidungen.

Von Ilka Marten 05.04.2017, 21:00

Gardelegen l Die Tür geht zu und Aufmerksamkeit wird eingefordert. Um 9 Uhr sind alle Gruppensprecher geladen, bis auf zwei sind alle erschienen. „Wir begrüßen euch im Kinderparlament heute“, eröffnet Luca Gorka die Sitzung. Der Sechsjährige ist Vorsitzender des Kinderparlamentes der integrativen Kita Arche Noah, er geht in die Vogelgruppe, ist dort einer von zwei Gruppensprechern. Fünf Gruppen gibt es in der Kita Arche Noah, jede hat zwei von den Kindern gewählte Gruppensprecher, die Mitglieder des Kinderparlamentes sind.

Ganz alleine bestreiten die Kinder die halbstündige Versammlung nicht, Kita-Leiterin Petra Müller hilft, an der ein oder anderen Stelle bei der Tagesordnung voranzukommen, Erzieherin Verena Kröning ist eine Art Protokollantin.

Die Idee zum Kinderparlament kam bei den Arche-Erziehern auf, als es darum ging, Feste und Veranstaltungen vorzubereiten. „Wir haben uns gefragt, was wollen die Kinder?“, sagt Leiterin Petra Müller. Und nun werden die regelmäßig zu ganz unterschiedlichen Themen gefragt. Die Gruppensprecher besprechen das dann in ihren Gruppen und teilen Vorschläge mit – und es sorgte schon mal für Unmut, wenn sie das vergessen hatten und deswegen die Wünsche einer Gruppe keine Berücksichtigung finden konnten. Die Gruppensprecher tragen die Verantwortung, das Themen in ihrer Gruppe besprochen werden. Damit nichts vergessen wird, bleiben die Themen auf Papier – dargestellt mit Buchstaben und Symbolen – immer noch im Versammlungsraum hängen, so dass die Kinder auch mit ihren Gruppenerziehern noch einmal nachschauen können.

Das erste große Projekt des Kinderparlamentes war die Spielplatzgestaltung 2016, wo das Kinderparlament mit entschied, welche Geräte angeschafft werden sollen. Da zerplatzten auch Wunschträume, als die Kinder mit Papiergeld die Summen zu den Geräten schoben – und sahen, dass vieles, aber eben nicht alles möglich ist. Beim Fasching ging es darum, was die Kinder machen wollen – vom Stuhltanz bis hin zur Disko, auch ein Zauberer war zu Besuch. Das jüngste Projekt: die Gestaltung eines kleinen Bibliotheksraumes in der Kita. Donutkissen – wie in der echten Bibliothek – soll es darin geben, der Raum soll gelb gestrichen werden. Auch andere Farben standen zur Auswahl, doch für gelb stimmten die meisten. Nicht immer einstimmig, aber mehrheitlich. Denn auch das gehört im Kinderparlament wie bei anderen Gremien dazu: Entscheidungen der Mehrheit zu akzeptieren und diese dann auch in den Gruppen zu besprechen.

Als sich um zehn nach neun die Tür öffnet, kommen zwei Gruppensprecher zu spät zur Sitzung. Luca hakt nach: „Warum seid ihr zu spät gekommen?“ Eine richtige Erklärung gibt es nicht, aber die zwei Kinder setzen sich schnell an den Tisch – und Luca kreuzt auf der Anwesenheitsliste an, das nun alle da sind. Das Thema der Versammlung: Die Kinder wollen sich mal eine Sitzung bei Erwachsenen anschauen. Drei Optionen schlägt Kita-Leiterin Petra Müller vor: den Besuch einer Hauptausschusssitzung, ein Treffen des Kuratoriums in der Kita oder eine Versammlung eines Vereins.

Auf einem großen Blatt Papier, das an der Wand hängt, stimmen die Kinder ab. Jeder nimmt sich einen Klebepunkt, hat Zeit zum Überlegen und entscheidet dann. Das Ergebnis bei dieser Abstimmung: sieben Stimmen für den Hauptausschuss, drei für eine Vereinssitzung, keine für das Treffen des Elternkuratoriums. Am Dienstag schauten sich die Kinderparlamentsmitglieder nun eine Hauptausschusssitzung an.

Wenn das Kinderparlament das nächste Mal tagt, stehen die Themen auch schon fest: Die Regeln im Kindergarten, etwa auf dem Spielplatz, oder beim Verabreden, sollen in den Gruppen noch einmal zusammengetragen werden, außerdem geht es um die Ziele der vier Wandertage im Mai. Und für die nächste Sitzung hat auch der Vorsitzende Luca Gorka eine wichtige Aufgabe: Er muss dringend eine neue Anwesenheitsliste machen, auf der alten ist keine Spalte mehr frei.