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Einkaufen Jeder Gardeleger gibt 18.893 Euro aus

Der Gardeleger Stadtrat hat jetzt ein Einzelhandelskonzept beschlossen. Unter anderem geht es um Sortimentsregelungen.

Von Gesine Biermann 20.04.2017, 03:00

Gardelegen l Mit der Einkaufstasche losgehen, um Milch und Butter zu holen, zwei Straßen weiter dann beim Fleischer den Sonntagsbraten kaufen und nebenan beim Bäcker den Kuchen für den Kaffeetisch – schon lange funktioniert Einkaufen nicht mehr so. Heute wollen Kunden möglichst alles in einem Rutsch erledigen, im selben Geschäft den Wocheneinkauf machen und gleichzeitig den aktuellen Bestsellerroman, Socken und einen CD-Player mitnehmen. Verkaufsflächen werden deshalb seit Jahren immer größer und entstehen eher in den Randlagen als im Stadtzentrum. Benötigt werden für diese Geschäfte zudem deutlich größere Parkflächen als noch vor 20 Jahren, denn die Mobilität der Verbraucher hat zugenommen. Heute geht man nicht mehr, man fährt einkaufen.

Dies alles sind Fakten, die auch für die Stadt wichtig sind. Denn das Verbraucherverhalten wirkt sich zum Beispiel auf städtebauliche Entwicklungskonzepte und Planungen aus. Grundlage für alle Entscheidungen hinsichtlich der Steuerung der Einzelhandelsentwicklung bildete deshalb in den vergangenen zehn Jahren das Einzelhandelskonzept aus dem Jahr 1995 mit einer ersten Fortschreibung aus 2006. Da solchen städtebaulichen Konzepten aktuell immer größere Bedeutung zukommt und mit dem Umzug des REWE-Marktes von der OdF-Straße an den Kreisverkehr an der Bismarker Straße auch eine größere Veränderung ansteht, wurde es während der jüngsten Stadtratssitzung nun einstimmig beschlossen.

Zudem soll eine erste Fortschreibung mit aktuellen Daten erfolgen. Seit der jüngsten Fortschreibung sind immerhin zehn Jahre vergangen. Mittlerweile sind weitere Verkaufsflächen an der Stendaler Straße hinzugekommen. Und auch bei den Innenstadtgeschäften hat es Veränderungen gegeben. Deren Inhaber wurden übrigens bereits 2005 zu ihrer damaligen Situation befragt. „Und auch dieses Mal sollen sie natürlich einbezogen werden“, betonte Bürgermeisterin Mandy Zepig auf Nachfrage. In einem Workshop am 16. Mai können sich die Gewerbetreibenden mit Vertretern des Bauamtes bereits darüber abstimmen. „Das Feedback ist für uns enorm wichtig“, versichert auch Wirtschaftsförderin Julia Schlüsselburg, „wir werden auch wieder eine Befragung vorbereiten.“

Befragt wurden die Innenstadthändler 2005 übrigens zum Beispiel in Sachen Umsatzzufriedenheit. Damals gaben lediglich 13 Prozent der befragten Unternehmer an, mit ihrer Umsatzentwicklung zufrieden zu sein. 6 Prozent zeigten sich durchschnittlich zufrieden, und 81 Prozent gaben an, dass sie „überhaupt nicht zufrieden“ mit den erzielten Umsätzen seien. Damals wurden Arbeitslosigkeit, die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die drei Jahre zuvor erfolgte Umstellung auf den Euro als Gründe für diese Entwicklung angegeben. Die Studie bescheinigte den Gardelegern allerdings im Jahr 2005 mit 81 Prozent eine sehr hohe Kaufkraftbindung an den örtlichen Einzelhandel.

Um diese zu steigern, gab es damals von der GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung) in ihrem Fazit zahlreiche Vorschläge für eine erfolgreiche Verbesserung der Versorgungsqualität. Unter anderem ein Standort- und Sortimentskonzept, das vom Stadtrat zu beschließen wäre. Der beschloss nun zunächst einmal das Einzelhandelskonzept, das nun aktualisiert werden soll. „Und wenn wir das haben, dann müssen wir uns auch daran halten“, betonte Bürgermeisterin Mandy Zepig. Und Qualitätssteigerungen dürften sich in jedem Fall lohnen. In diesem Jahr verfügt jeder Gardeleger laut Angaben der GfK Geomarketing nämlich immerhin über eine Kaufkraft von 18. 893 Euro, beziffert GfK-Marketing Managerin Katharina Klein.