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Fasslom Diebe stehlen Jeggauer Wurstkrone

Ein Krimi spielte sich in Jeggau ab. Fast wäre durch ein Verbrechen das Fasslomfest ausgefallen. Zum Glück half ein Detektiv.

Von Gesine Biermann 13.02.2018, 02:00

Jeggau l „Trinkt noch in Ruhe aus. Und dann verlasst bitte geordnet den Saal!“ Ungläubig schauten sich die Besucher im Jeggauer Festsaal am Freitagabend an. Was hatte Schultenknecht Andreas Plock da gesagt? Fasslom fällt aus? Aber wie könne man feiern, wenn der Stolz der Fasslomstüber, die Wurstkrone, nicht mehr an ihrem Platz hoch oben im Saal hängt, fragte Plock. Dreiste Diebe hatten hier offenbar unmittelbar vor der Feier zugeschlagen. Um das Fest doch noch zu retten, gab es nur eine Chance: Ein Privatdetektiv musste her. Und ein solcher fand sich, rein zufällig, mitten unter ihnen. Und der (Detlef Plock) nahm seine Aufgabe zum Glück ernst. Das „Überwachungsvideo“ der Kamera im Jeggauer Festsaal brachte ihn auf die richtige Fährte. Es begann eine wilde Jagd nach den Banausen. Und die entwickelte sich zu einem vergnüglichen Erlebnis für die Gäste. Denn der Privatermittler traf bei der Suche nach der Wurstkrone auf die skurrilsten Typen. So auf Kurt (Michael Lembke), der ihn in einem einsamen Gehöft fast nackt entgegenkam – offensichtlich eine Parodie eines bekannten Jeggauers, der namentlich nicht genannt werden durfte. Dann flirtete er mit der feschen Fischerin der Rosenkuhle (Denny Giggel), traf auf Edward mit den Scherenhänden (Christoph Wilke) oder die frivole Inhaberin einer Wäscheboutique mit dem vielsagenden Namen Leder-Lisbeth (Toni Berlin) und erlebte sogar, wie die zarte Elsa (André Schmidt) den räudigen Jeggauer Wolf zähmte. Kurz – es wurde nicht langweilig im Jeggauer Saal. Denn seine Informanten hatte Detektiv Plock kurzerhand alle gleich mitgebracht – immer zur passenden Musik, versteht sich –, um das Publikum in Sachen Ermittlungsarbeit stets auf dem aktuellen Stand zu halten.

Und das konnte zum Glück am Ende – nach immerhin eineinhalb Stunden – tatsächlich aufatmen. Denn keiner musste den Saal verlassen: Die guten Geister des Jeggauer Fasslomfestes führten den fähigen Privatschnüffler auf die richtige Spur zu den Dieben. Die Wurstkrone wurde wieder in den Saal getragen. Das Fest war gerettet.

Gerettet wurde es aber eigentlich auch schon vorher, und zwar von den vielen Jeggauern, die die Fasslomstüber beim Heischezug wieder reichlich mit Lebensmitteln eindeckten. So wurden insgesamt 800 Eier, 21 Gurkengläser, 51 Schlackwürste, 20 Rotwürste, 23 Leberwürste, 23 Stücken Butter, 4 Packungen Margarine, 15 Stücke Speck, zwei Packungen Schinken und ein Päckchen Schmalz erbeutet.

Am Sonntag konnte die wiedergefundene Wurstkrone traditionsgemäß übergeben werden. Der ehemalige Ortsbürgermeister Matthias Krüger überreichte sie wie vorgesehen an Schultenknecht Andreas Plock: „Man könnte sie ja vielleicht auch als doppelten Wurstbogen bezeichnen", scherzte Krüger. Ein klarer Seitenhieb. Denn zu den Ehrengästen des Fasslomfrühstücks am Sonntag gehörte neben Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig auch Breitenfelds Ortsbürgermeister Bernd Wießel, der traditionell beim einstigen eigenen Fasslomfest im Nachbardorf immer „nur" einen Wurstbogen überreicht, wie die Jeggauer gern betonen. Überreicht wurde beim Frühstück, bei dem auch der letzte Eierback zubereitet wurde, allerdings noch etwas anderes. Nämlich eine Erinnerungsscheibe zum 30-jährigen Bestehen des Fasslomfestes. „Es gab ja schon früher Fasslom in Jeggau", erinnerte Detlef Plock in seiner Rede, „aber wir haben 30 Jahre in Folge durchgehalten." Und die Scheibe sei auch nicht allein gekommen, so Plock, „sie hat auch noch viele kleine Anstecker mitgebracht." Jedes Mitglied und Ehrenmitglied, das beim 30. Fest in diesem Jahr dabei war, bekam eine davon ans Revers gesteckt, bevor es nach der Übergabe der Wurstkrone noch einmal durchs Dorf ging – als Dankeschön für die vielen Gaben der Jeggauer.

Die Würste, die beim Umzug gesammelt und noch nicht aufgegessen waren, wurden dann nach dem Umzug im Saal versteigert. Nur einer konnte dabei vermutlich nicht mitbieten: Thomas Lembke. Der wurde nämlich in diesem Jahr der Schuldenkönig. Die Plakette des Schleifenkönigs – die wohl begehrteste beim Fasslom – bekam diesmal Michael Lembke. 13 Schleifen hatte von den Damen des Dorfes erhalten.