1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Segelflug: Im Uhu über Gardelegen

Flugplatzfest Segelflug: Im Uhu über Gardelegen

Der Fliegerklub Gardelegen feierte sein Flugplatzfest. Viele Neugierige kamen und feierten mit, einige hoben sogar ab.

Von Petra Hartmann 25.06.2017, 21:00

Gardelegen l Das Funkgerät knarzt. „Startbereit“, meldet Segelflugpilot Thomas Gladow. Die Passagierin auf dem hinteren Sitz ist festgezurt mit tausend Gurten, liegt halb zurückgelehnt, die Plexiglaskuppel direkt vor der Nase, und darf um Himmelswillen die Beine nicht schließen, dazwischen ruckelt der zweite Steuerknüppel.

Beim Flugplatzfest des Fliegerklubs Gardelegen stellten die Mitglieder ihre Flugzeuge vor, warben für ihr Hobby, und wer wollte, konnte mit dem Segelflieger oder einer Motormaschine in die Luft gehen. Zum Beispiel mit dem Puchacz – das ist polnisch und heißt Uhu.

„Straff“, kommt die Meldung über Funk. Die Zugleine ist gespannt. Der Start erfolgt als „F-Schlepp“, als Schleppmaschine dient die Robin D-EGHQ, geflogen von Ullrich Höling. Und die Robin dreht auf. Es geht über die Graspiste, die Maschine wird schneller, der Uhu holpert hinterher. Tüten für Notfälle stecken rechts, hat man der Passagierin gesagt. Aber wie soll man in dieser Sardinenbüchse den Arm bewegen? Dann zieht die Robin hoch und mit ihr am Seil der Segelflieger. Der Segelflugplatz bleibt unter ihnen zurück.

Da unten macht sich die dicke Antonow bereit. Der größte einmotorige Doppeldecker der Welt steht ebenfalls für Passagierflüge zur Verfügung. Eine beeindruckende Maschine, Baujahr 1969, mit Oldtimer- und Kultstatus. „Sie ist eine alte Dame und hat auch so ihre Macken“, hat ihr Pilot Steven Semisch erfahren. „Ich finde sie grundehrlich, weil man weiß, was sie vorhat mit einem.“ Beim Landen hat sie die Motoren richtig röhren lassen. Nun sieht sie winzig aus, der Uhu schwebt über sie hinweg.

Jetzt haben Robin und Puchacz die Höhe von 600 Metern erreicht. „Ausgeklinkt“, meldet Pilot Gladow. „Danke für den Schlepp.“ Das Motorengeräusch ist verstummt, man hört nur noch das Pfeifen des Windes an der Plexiglaskuppel. Gar kein Unterdruck im Ohr. Wälder und Felder tief unten. Dann Gardelegen. Die Innenstadt. Eine sanfte Rechtskurve. Schließlich in langsamen, weiten Kreisen über dem Flugplatz dem Boden entgegen.

Gelb leuchtet unten die Cmelak – Tschechisch für Hummel – auf. Eine historische Agrarflugmaschine, die der ganze Stolz des Vereinsvorsitzenden Tim Koesling ist. Daneben Maschinen des Vereins: Zwei Motorflugzeuge, ein Motorsegler, drei Segelflugzeuge. Die 35 Mitglieder haben gerade eine gebrauchte „Speed Astir“ angeschafft, ein modernes Leistungssegelflugzeug, mit dem sie an Wettbewerben teilnehmen wollen. Der inzwischen 60 Jahre bestehende Verein hat also noch einiges vor.

„Position zur Landung“, funkt Thomas Gladow. Wenig später rumpelt der Puchacz über die Graspiste. Der Uhu ist gelandet. Nun muss die Passagierin nur noch aus der Sardinenbüchse herauskommen.