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Förderverein Von Slawenfürsten und Stiftsdamen

Zum ersten historischen Nachmittag des Fördervereines Kloster Neuendorf mit einem Rückblick auf fast 800 Jahre kamen gut 40 Einwohner.

Von Petra Hartmann 27.02.2017, 20:00

Kloster  Neuendorf l Ortschronist Wilhelm Matthies führte im Gemeindehaus durch die wechselvolle Geschichte des Dorfes. Unterstützt wurde er dabei von Ortsbürgermeister und Fördervereinsmitglied Andreas Höppner, der historische Fotos und Bilder alter Urkunden an die Wand projizierte. Humorvoll und anekdotenreich ließen Matthies und Höppner die Ereignisse in „Kloster“ - das im Laufe der Jahrhunderte auch Niendorf, Nüendorf oder Niegendorf genannt wurde – Revue passieren. Von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1232 und der Rolle der Zisterzienserinnen, der Gründung des Klosters erzählte Matthies. Die Reformation kam recht spät bei den Bewohnerinnen an: „Die Nonnen haben sich gewehrt bis 1579.“

Schließlich wurde das Kloster umgewandelt in ein evangelisches Stift für unverheiratete, meist adlige Frauen. Doch schon in alten Zeiten war das Gebiet besiedelt und umkämpft. So erinnerte der Ortschronist an den „spitzen Berg“. Dort habe eine Schlacht stattgefunden, ein Slawenfürst und seine Getreuen seien dort begraben worden. Viele skurrile Besonderheiten hat das Dorf aufzuweisen, etwa dass der Weg in die Kirche durchs „Paradies“ führe oder dass der Graben innerhalb der Mauern liege – sehr untypisch für mittelalterliche Verteidigungsanlagen. Für Gelächter sorgte die Geschichte der Mäuseplage. König Friedrich hatte den russischen Zaren Peter zu dessen Lieblingsgericht, Füllenbraten, eingeladen. Doch als die Herrschaften tafeln wollten, waren die Nager schon da und liefen auf dem gebratenen Fohlenrücken hin und her.

Sehr fortschrittlich wurde der Fall der Magd Trine vom Landesherrn behandelt: Die junge Frau gab an, sie habe mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und wurde daraufhin zum Tod durch das Beil verurteilt. Doch der Kurfürst weigerte sich, das Todesurteil zu unterschreiben und bestimmte, man solle ihr lieber eine Anstellung geben ihr eine ordentliche Versorgung angedeihen lassen und sich um ihren verwirrten Geist kümmern. Dass Lokomotive Emil Zátopek in dem kleinen Ort zu Besuch kam, war damals eine kleine Sensation. Die Kloster Neuendorfer hatten ihr neu erbautes Sportstadion nach ihm benannt, und Zátopek machte sein Versprechen wahr, kam zu Besuch, lief und überrundete natürlich alle weiteren Läufer. Einen Schwarzweißfilm von dieser Veranstaltung hatte Andreas Höppner mitgebracht.

Das Stadion trug den Namen allerdings nur bis zum Prager Frühling. Als Zátopek sich gegen das Regime stellte, fiel er in Ungnade, und die Tafel verschwand. Wohin sie geraten ist? „Man müsste einmal graben“, schlug Andreas Höppner vor.