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Friedhof Wutbrief an den Blumendieb

Zum dritten Mal in diesem Jahr wurde Marianne Giers Blumenschmuck vom Grab ihres Mannes in Gardelegen gestohlen. Sie ist wütend darüber.

Von Ilka Marten 16.11.2016, 02:00

Gardelegen l So mancher legt sein Gesteck zum Totensonntag inzwischen erst am Tag selbst dorthin und nicht mehr schon vorher. Manch anderer mag kaum noch neue Pflanzen setzen. „Frisch gepflanzt hatte ich die Heide, und als ich wieder zum Friedhof kam, waren nur noch die Löcher da“, erzählt eine Friedhofsbesucherin am Montagnachmittag, während sie das Grab abdeckt. Auch vom Nachbargrab sei in diesem Jahr schon etwas gestohlen worden.

Auch die Gardelegerin Marianne Giers (79) wurde wiederholt Opfer eines Diebstahls. Und nun hat es ihr gereicht. Am Grabstein ihres Mannes prangt seit einigen Tagen ein Zettel – gerichtet an den Dieb: „Hallo Blumendieb...von drei Pflanzungen 2016 wurden Blumen im Wert von 25 bis 30 Euro entwendet!!!!! Können Sie noch ruhig schlafen?!“

Vor zwei Wochen war Giers mit ihrer Tochter am Grab, es fehlten drei Erika. Sie müssen zwischen dem 8. und 15. Oktober gestohlen worden sein. Für Giers kein Einzelfall. „Von jeder Bepflanzung verschwanden Blumen, auch Geranien waren weg“, berichtet Giers. Sie sei so ärgerlich darüber gewesen, dass sie sich entschieden habe, diesen Zettel in Klarsichthülle am Grabstein zu befestigen. Bei der Polizei hat Giers Anzeige erstattet.

Schadensersatz will sie nicht, stattdessen solle der Täter – sofern er denn gefasst werde – eine Strafe an einen gemeinnützigen Verein zahlen, sagt Giers. „Den seelischen Schaden kann der Dieb sowieso nicht wieder gutmachen“, so die Gardelegerin. Seit fast 30 Jahren liege ihr Mann auf dem Friedhof, „da möchte ich doch wenigstens Freude daran haben, dass das Grab schön aussieht“.

Den Ärger von Marianne Giers kann Birgit Matthies, Fachbereichsleiterin für Sicherheit und Ordnung bei der Stadt, nur zu gut nachvollziehen. Allerdings: „Es ist so schwierig, etwas dagegen zu unternehmen.“ Es sei abscheulich, wenn Pflanzen und Blumen von Gräbern gestohlen werden, „doch es gibt fast keine Handhabe“. Die Täter müssten auf frischer Tat ertappt werden, so Matthies. Und durch die Pflegearbeiten der Lebenshilfe sei auf dem Gardeleger Friedhof schon relativ lange Betrieb.

Auch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden sporadisch über den Friedhof gehen, ebenso die Polizei im Rahmen ihrer Streifentätigkeit. Es sei jedoch auch ein höchst sensibler Bereich, auf dem Friedhof Personen anzusprechen, „denn man möchte auch niemandem zu nahe treten“, so Matthies. Bei einigen Tätern sei es „manchmal die pure Zerstörungswut und Willkür“, wenn auf Gräbern randaliert werde. Auch das ist ein Straftatbestand: Störung der Totenruhe.

Frank Semisch, Sprecher des Polizeirevieres Salzwedel, sagte auf Anfrage, „dass wir nur appellieren können, dass Personen, die Gräber pflegen, auf die benachbarten Gräber mit achten“. Auf den Dörfern komme die Problematik mit Diebstahl auf Friedhöfen weniger vor. Eher betroffen seien Friedhöfe, die an viel befahrenen Straßen lägen, so Semisch. Das ist in Gardelegen der Fall. Aus Sicht der Polizei „wäre eine Verschlusssicherheit des Friedhofes wünschenswert“. Aber das sei Angelegenheit der Kommune, „und es ist einfach nicht überall möglich“, so Semisch.

Birgit Matthies sagte dazu auf Anfrage, dass dieses Thema bei der Erarbeitung der viel diskutierten Friedhofssatzung im vergangenen Jahr nicht angesprochen worden sei.

In der Friedhofssatzung ist unter Paragraf 4 ist allerdings ganz klar geregelt, wann der Friedhof betreten werden darf: „Die Friedhöfe sind während des Tages für den Besuch geöffnet. Die Besuchszeit beginnt eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang und endet eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang.“ Jedoch sind die Eingangstüren danach nicht verschlossen.