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Gedenken So bleibt die Geschichte lebendig

Zum 72. Mal jährte sich der brutale Mord an 1016 KZ-Häftlingen in Gardelegen. Dass ihr Opfer nicht vergessen ist, bewiesen viele Besucher.

Von Gesine Biermann 16.04.2017, 03:00

Gardelegen l Unter dem Motto „Lebendiges Gedenken“ stand in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung anlässlich des 72. Jahrestages des Massakers in der Gardeleger Feldscheune Isenschnibbe. Und dass dies nicht nur eine leere Worthülse, sondern dass die Geschichte in Gardelegen tatsächlich lebendig ist – nach wie vor –, bewiesen wieder all jene Menschen, die am Donnerstagabend zur Gedenkstätte kamen. Rund 250 hatten sich auf den Weg gemacht. Einige von ihnen schon vor zwei Tagen: Rund 30 Kinder und Jugendliche der Region waren mit ihren Betreuern die Strecke gegangen, die 1945 hunderte KZ-Häftlinge gehen mussten (wir berichteten). „Beeindruckend“, wie Andreas Froese-Karow, Leiter der Gedenkstätte in seinem Grußwort betonte. Denn „so bleibt Geschichte lebendig“, solche Aktionen zeigten, „dass die Gedenkstätte kein vergessener, kein verdrängter Ort ist.“

Ein „Dankeschön an jeden einzelnen von Ihnen, dafür, dass sie gekommen sind“, sprach auch Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig aus. Ohne lebende Menschen, die sich damit auseinandersetzten, bleibe der Mord an 1016 Häftlingen schließlich „nur ein Sachverhalt“, betonte sie.

Landtagspräsidentin Gab- riele Brakebusch hielt schließlich die Ansprache zum Jahrestag des Massakers. Auch sie mahnte, die Opfer nicht zu vergessen, sie immer wieder als Menschen zu sehen, und bat die Teilnehmer vor allem darum, „die Geschichten der Opfer an uns heranzulassen. Denn alle Fakten bleiben ohne Vergegenwärtigung der Opfer abstrakt“, betonte sie. Deshalb sei sie auch persönlich dankbar für die Einladung zu der Veranstaltung in Gardelegen: „Dies ist ein wichtiger Moment!“

Brakebusch erinnerte, wie auch zuvor Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt, zudem an das geplante Besucher- und Dokumentationszentrum, dessen Bau noch in diesem Jahr beginnen soll. „Bundesweit wird dies dann ein einmaliger Gedenkort werden“, versicherte Brakebusch. Der zeitnahe Bau des Zentrums, zunächst vom Land zugesagt, dann verschoben, war – nach vielen Protesten aus dem In- und Ausland – vom Landtag schließlich doch noch in den Doppelhaushalt aufgenommen worden.

Dafür bedankte sich am Donnerstag auch Marc Jonghbloet aus Belgien, dessen Onkel Frans Jonghbloet unter den Ermordeten war. Einen offenen Dankesbrief (siehe Infokasten) an Ministerpräsident Reiner Haseloff hatte zudem Monique Dardel geschrieben, deren Vater zu den Opfern des faschistischen Massakers vom 13. April 1945 gehörte.