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Geschichte Spurensuche eines Kanadiers

Fotos hat ein Mann aus Kanada in die Gardeleger Altmark geschickt. Er will wissen, um wen es sich handelt. Die Bilder brachte sein Vater aus dem Krieg mit.

Von Gesine Biermann 12.02.2018, 18:37

Gardelegen l „Sehr geehrter Herr Bürgermeister“ schreibt Thomas Prater auf Deutsch. Es sind die ersten Worte seines Briefes in die Altmark, mit dem er auf Spurensuche geht. Dann geht‘s auf Englisch weiter. In Englisch könne er sich besser ausdrücken, bittet Prater um Entschuldigung. Denn das ist schließlich seine Muttersprache. Er wohnt nämlich in Kanada.

Drei unbekannte Fotos hat der Kanadier beigelegt. Um die geht es in seinem Brief. Denn er kann sie nicht zuordnen: „Mein Vater diente 1945 bei den Besatzungstruppen“, schreibt Prater. In seinem Nachlass habe er nun diese mysteriösen Fotos gefunden.

Wer darauf abgebildet ist, der Sohn weiß es nicht. Die Bilder haben ihn aber nun offenbar neugierig gemacht. Deshalb schickt er sie Ende Januar einfach mal los. Sie landen beim Salzwedeler Stadtarchivar Steffen Langusch. Doch auch er kann nicht weiterhelfen. „Mieste ist ja eigentlich auch nicht unser Bereich“, sagt er. Denn „Mieste“ steht auf der Rückseite eines der Fotos, auf einem anderen die Zeitangabe, „early Mai (Anfang Mai) 1945“. Vielleicht könnten deshalb die Miester helfen, herauszufinden, wer auf den Aufnahmen zu sehen ist, hofft Langusch.

Wer die Worte geschrieben hat, ist allerdings nicht sicher: „Die handschriftlichen Notizen auf der Rückseite verweisen auf die Zeit, als er in Mieste war“ glaubt Thomas Prater. Es sei nicht notwendigerweise die Zeit, in der die Fotos entstanden. Das vermutet auch Steffen Langusch: „Da die Amerikaner Anfang April die Altmark erreichten, stammen die Fotos – man beachte die Hakenkreuzfahne bei der Außenaufnahme – sicher aus der Zeit vor der Besatzung.“ Möglicherweise könnten die Bilder einem deutschen Soldaten abgenommen worden sein, der gefallen oder in Gefangenschaft geraten war, glaubt Langusch. „Sie könnten sein Wohnhaus oder das Haus von Angehörigen zeigen.

Der Archivar hofft nun darauf, dass jemand aus Mieste oder der Altmark die Personen auf den Bildern wiedererkennt. Vielleicht könnte dann ein neugieriger Kanadier ein bisschen mehr über die Zeit erfahren, in der sein Vater in Deutschland war. Die Bilder würde Thomas Prater den Eigentümern dann auch gern zurückgeben. Wenn gewünscht. Oder sie könnten weitergeleitet werden, an eine geeignete Stelle, „vielleicht an ein lokales Museum“ schlägt er vor