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Mopedkult Die Staubschlacht von Vahrholz

Der 1. FCKW hat mit dem 24-Stunden-Rennen bei Vahrholz wieder ein Spektakel auf die Räder gestellt, das in der Form seinesgleichen sucht.

Von Cornelia Kaiser 26.09.2016, 18:45

Vahrholz l „Meine Güte, was für eine Schinderei!“: Torsten Pinkis vom gleichnamigen Team aus Möckern nimmt seinen Helm ab. Darunter kommt ein staubverschmiertes Gesicht zum Vorschein. Sogar die Vorderzähne sind voll Dreck, den der Atemschutz des Helms nicht abhalten konnte. Gerade hat Pinkis als letzter Fahrer seines Teams die Ziellinie des 24-Stunden-Simson-Rennens bei Vahrholz überfahren.

So wie seine Zähne, so sieht am Sonnabend und Sonntag alles aus, was rings um die Strecke steht beziehungsweise was sich dort längere Zeit bewegt. Es ist eine wahre Staubschlacht, die sich dort abspielt – und die eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine darstellt.

„Aber es ist Wahnsinn, was wir diesmal an Besuchern hatten“, sagt Björn Bannier, Sprecher des 1. Fußballclubs Kalbe/Wernstedt, kurz 1. FCKW, in seinem Resümee. Kurz zuvor hat er das Siegerteam BillTech/Dachdecker Kaul aus Gardelegen durchs Ziel gewunken. Insgesamt haben 75 Mannschaften und somit mehr als 600 Fahrer aus allen ostdeutschen Bundesländern, darunter auch Berlin, mitgemacht.

„Nur Mecklenburg-Vorpommern war komischerweise noch nie dabei. Bis dahin hat sich das, was hier los ist, wohl noch nicht herumgesprochen“, sagt Mitorganisator Steffen Jahr, der das Spektakel filmisch für den 1. FCKW festhält.

Überschattet wird es gleich zu Anfang von einigen Unfällen. Vier Fahrer landen im Krankenhaus. „Es ging in den ersten Runden wirklich heiß her“, sagt Björn Bannier, der diese Vorkommnisse sehr bedauerlich findet, aber umso dankbarer ist, dass rund um die Uhr ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes vor Ort gewesen ist und dass auch der Notarzt- und der Rettungswagen der Johanniter-Unfallhilfe schnell zur Stelle waren.

Ansonsten sind sowohl er als auch seine Mitstreiter mit dem Ablauf des Rennwochenendes überaus zufrieden. „Aber ohne die vielen Helfer und unsere Sponsoren würden wir das alles nicht hinkriegen“, so Bannier, der dabei vor allem die Agrarbetriebsgemeinschaft Kalbe hervorhebt, die immer kostenfrei einen Stoppelacker zur Verfügung stellt, sowie die Altmerslebener ASTKA. Die habe tagelang mit einem großen Radlader die Strecke samt Sprunghügeln geschoben und auch andere Technik, wie ein Notstromaggregat und auch einen Container, bereitgestellt. Unentgeltlich. Und dann sei da auch die Kalbenser Feuerwehr, betont Bannier, ohne die die Staubschlacht wohl kaum zu bewältigen gewesen wäre. Immer wieder wässern die Kameraden während des Rennverlaufs die trockene Strecke.

Die misst diesmal deutlich mehr als im vergangenen Jahr, nämlich 2,15 Kilometer. Und das Siegerteam hat am Ende exakt 400 Runden auf dem Zähler. Es ist erst zum zweiten Mal in Vahrholz dabei. 2015 hatte es noch auf Platz 34 gelegen.

Überhaupt, so sagt Steffen Jahr, „haben viele Teams in den vergangenen Jahren ordentlich aufgerüstet. Hier fahren etliche tausend Euro“, so der Mitorganisator beim Blick über die Strecke.

Dort sind diesmal auch einige Fahrer mit einem Trauerflor am Arm unterwegs. Sie stammen aus der Region Kalbe und Umgebung und erinnern mit dieser Geste an jenen Mann, der ihnen und vielen anderen einst das Mopedfahren beigebracht hat: Winfried Hermann. Der Lehrer, der einst in Kalbe die Sektion Motorsport der GST leitete und der 1972 mit seinen Jungs sogar den DDR-Meistertitel in der Motorrad-Patrouille holte, war am Freitag im Alter von 75 Jahren unerwartet verstorben. Unmittelbar zuvor hatte er seinen Söhnen und deren Team „Johann und die Simsonfreunde“ noch beim Schrauben über die Schulter geschaut. Und Jörg, Jens und Steffen Hermann sind nun auch beim Rennen mit dabei. „Unser Vater“, sagen sie überzeugt, „hätte es so gewollt.“