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Nikolaikirche Das Ende der Rosskastanie naht

Im August wird der Baum gefällt, der ganz dicht an der Gardeleger Nikolaikirche steht. Die Wurzeln beschädigen das Mauerwerk.

Von Ilka Marten 28.06.2016, 03:00

Gardelegen l Wie Erdkabel sehen sie aus. Doch es sind die Wurzeln der Rosskastanie, die sich am und im Mauerwerk der Gardeleger Nikolaikirche befinden. Nun soll der rund 80 Jahre alte Baum entfernt werden. Schon im vergangenen Jahr hatten die Arbeiten zur Sockelsanierung an der Nikolaikirche begonnen. Doch dann herrschte viele Monate Stillstand.

Der Sockel soll laut Architekt Lutz Schwarzbrunn mit Lehm abgedichtet werden, „allerdings wurzelt die Kastanie durch den Lehm hindurch, das bringt dann nichts“. Die moderne Variante mit Bitumenemulsion als Sperrschicht, die auch Schutz vor Wurzeln bietet, lehnte jedoch der Denkmalschutz für den Sockelbereich der Sakristei ab. „Dann war erst einmal unklar, wie es überhaupt weitergeht“, so Schwarzbrunn. Und es tat sich nichts. Der Architekt gab dann ein Baumgutachten in Auftrag. Das habe ergeben, dass die Kastanie in ungefähr vier Metern Höhe bereits von einem Pilz befallen sei. Der Gutachter würde dem Baum nur noch eine Lebenszeit von etwa fünf bis sieben Jahren geben, so Schwarzbrunn. Auch durch die Schachtarbeiten zur Trockenlegung des Sockels seien die Wurzeln des Baumes beschädigt worden. Die Folge: Der Gutachter kommt zur Einschätzung, den Baum fällen zu lassen.

Das bedauerte Bauamtsleiter Engelhard Behrends durchaus, „denn wir kämpfen um jeden großen Baum im Stadtbild“, sagte er auf Anfrage. Für die eine gefällte Rosskastanie müssen zwei neue gepflanzt werden. „Und eine wird auf jeden Fall im Bereich der Nikolaikirche einen Platz finden. Natürlich nicht so dicht am Gebäude“, versicherte der Bauamtsleiter.

Verschwinden wird der Baum wahrscheinlich im August. Der Grund: Dann ist die Brutzeit der Vögel, die in der alten Rosskastanie ihre Nester haben, beendet. Das passe auch ganz gut mit den weiteren Arbeiten, denn in zehn Wochen werden die Sockelformsteine geliefert, sagte der Architekt. Bis dahin würden die Arbeiten in den anderen Teilbereichen am Sockel beendet sein, so dass nur noch die Arbeit am Sakristei-Winkel, wo die Kastanie steht, beendet werden muss.

Die Stadt beteiligt sich aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz (80 Prozent Förderung) mit 25 000 Euro an der Trockenlegung des Gebäudes. Träger der Baumaßnahme ist der Gardeleger Kultur- und Denkmalpflegeverein. Die Kosten für die gesamte Sanierung der Fassade der Kirche beziffert Schwarzbrunn auf rund 90 000 Euro. Geplant sei dies in Absprache mit der Stadt in drei Bauabschnitten.

Nur wenn sichergestellt sei, dass von außen kein Wasser mehr ins Gebäude eindringe, könnten die Restaurierungsarbeiten im Inneren der Kirche fortgesetzt werden. Dort hatte 2012 laut Schwarzbrunn die Restaurierung der Wandbilder begonnen.