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Parkanlage Wandern wie im 19. Jahrhundert

Als im frühen 19. Jahrhundert die Parkanlage auf Gut Zichtau entstand, legte der Besitzer Johann Christian Solbrig drei Wanderwege an.

Von Antonius Wollmann 17.11.2016, 02:00

Zichtau l Bis nach Niedersachsen hat es sich schon herumgesprochen, dass in und um das Gut Zichtau in den vergangenen Monaten drei neue Wanderrouten entstanden sind. Deshalb ist Hans-Werner Richter, in Wolfsburg Mitglied eines Wandervereines, in die Altmark gekommen, um bei der offiziellen Eröffnung dabei zu sein. „Wir entdecken gerne neue Routen. Was wir bisher über Zichtau gelesen haben, hat sich sehr attraktiv angehört“, sagt der Wolfsburger.

Dass die Kunde von den Wanderwegen bis ins Nachbarbundesland vorgedrungen ist, freut Dirk Schlüsselburg, den Geschäftsführer von Gut Zichtau, besonders. Ist es doch ein Zeichen, dass das Gut Zichtau, die Stiftung Zukunft Altmark und die Gartenakademie Sachsen-Anhalt mit ihrer Entscheidung, drei alte Wanderwege nach historischen Unterlagen zu reaktivieren, offenbar richtig liegt. „Wandertourismus verzeichnet starke Wachstumsraten. Die Menschen wollen wieder in die Natur. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass wir die Wege nun im Angebot haben“, sagt Dirk Schlüsselburg während der offiziellen Eröffnung am Mittwochnachmittag. Die Wege werden ab sofort im Verzeichnis der „Altmärkischen Wandernester“ des Tourismusverbandes Altmark aufgeführt werden.

Die Routen hatte der Kreishauptmann Johann Christian Solbrig, im frühen 19. Jahrhundert Besitzer des Gutes, um das Jahr 1820 angelegt, als die Parkanlage entstand. Zwei von ihnen, „Auf zum Stakenberg“ und „Zu Himmel und Hölle“, verlaufen außerhalb des Dorfes in der Zichtauer Umgebung. Der Wanderweg „Die Gärten von Zichtau“ befindet sich, wie der Name andeutet, auf dem Gelände des Gutshofes. Zusammen kommen die drei Routen auf eine Distanz von gut zwölf Kilometern. Hinsichtlich ihres Profils sind sie durchaus anspruchsvoll, beträgt doch die Höhendifferenz hoch zum Stakenberg immerhin 80 Meter.

Die Idee, die Wege wieder nutzbar zu machen, hatten Hasso von Blücher von der Stiftung Zukunft Altmark und Sybille Meyer von der Garten- akademie schon seit mehreren Jahren. Dem standen zwei Hindernisse entgegen: Die Finanzierung und eine Einigung mit den angrenzenden Waldbesitzern. Denn die Wege führen teilweise über Flächen, die nicht dem Gut Zichtau gehören. „Mit den Anrainern haben wir uns zum Glück sehr schnell geeinigt. Sie haben sich dann sehr für die Sache engagiert“, berichtet Schlüsselburg. Bei der Finanzierung konnte man auf Gelder aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union zurückgreifen. Nachdem der Förderantrag bewilligt worden war, flossen 27 000 Euro aus diesem Topf in das Projekt.

Mit Hilfe der Subvention wurden nicht nur die Wanderwege wieder hergestellt, sondern ebenfalls in die Infrastruktur investiert. Der Immekather Bildhauer Holger Schwerin baute acht Bänke, die den Wanderern bequeme Pausen ermöglichen sollen. Die Bänke sind mit Schnitzereien versehen, die ebenfalls die Geschichte der Orte erzählen. Außerdem wurden fünf sogenannte Landmarken aufgestellt. Diese Hinweisschilder informieren über die Routen und die Geschichte des Gutes.

Die Touristen nicht allein zu lassen, ist ohnehin das erklärte Ziel der Gartenakademie. Wer nicht auf eigene Faust die Gegend um Zichtau erkunden möchte, kann Führungen buchen. Friedrich Schmidt und Rüdiger Zierau, beide aus dem Dorf, werden in Zukunft Touren anbieten. Auf dem Gut wird Heike Rindt die Gäste durch die Gartenlandschaft führen. Aber eines ist Schlüsselburg trotz all der Freude über die neue Attraktion wichtig: Dass der Wandertourismus nicht zum Massentourismus wird und die Natur um Zichtau so unberührt wie möglich bleibt.