Premiere „Danke, Heimat!“

Noch nie sind Tabea und Tobias Wollner in Kalbe aufgetreten. Dabei war es schon lange ihr Wunsch. Nun hat es geklappt.

Von Conny Kaiser 08.11.2015, 19:00

Kalbe l Zwei Reporter eilen kurzatmig an der Meute vorbei. Dahinten bewegen sie sich, die Objekte ihrer Begierde: John, Paul, George und Ringo. Aber ach, da brausen diese auch schon wieder davon. Und die beiden Reporter starren sich hilflos an. Wie sollen sie denn nun die Klatschspalten füllen?

So beginnt sie, die selbst erdachte Story, die Tabea und Tobias Wollner mit vielen legendären Beatles-Songs verwoben haben. Diese singen sie mal im Original, mal mit deutschen, von Tabea Wollner verfassten, Texten. Und manchmal machen sie aus einem Titel der Fab Four sogar ein ganz neues Lied. Zum Beispiel dann, wenn sie das berühmte „Help“ auf die Klänge des DDR-Filmhits „Solo Sunny“ singen. Das Publikum kann da nur staunen.

Zum ersten Mal erlebt es die bekannten Geschwister, 47 und 45 Jahre alt, am Sonnabend bei einem Konzert in Kalbe. So richtig verstehen können es weder die Zuhörer, noch die beiden Akteure selbst, dass sie, die von ihrer Kunst leben, noch nie da waren. Schließlich wohnen ihre Eltern nur fünf Kilometer entfernt. Und natürlich lassen es sich Sieglinde und Dieter Wollner nicht nehmen, ihren Kindern beim Auftritt in den „Ratsstuben“ zuzusehen. Wirtin Sandra Kunze hat die Geschwister auf vielfache Nachfrage hin engagiert.

Schließlich bürgen sie mit all ihren Chansonprogrammen für Qualität – immer auch gespickt mit Humor. So darf natürlich in ihrem Beatles-Programm auch Walter Ulbrichts Forderung nicht fehlen: „Mit der Monotie dieses Yeah, Yeah, Yeah sollte man doch Schluss machen!“ „Wer die Beatles hört, unterstützt den Klassenfeind“, mahnt gar ein strenger Pädagoge und fragt den vor ihm stehenden Jugendlichen: „Schon mal was vom Lipsy gehört? Oder vom Letkiss?“ Und dann wird auch schon getanzt. Das Publikum lacht über den hölzernen Versuch, der DDR-Jugend das Hörverhalten vorzuschreiben. Und es ist begeistert von den schauspielerischen und vor allem musikalischen Wandlungsfähigkeiten der Geschwister. Dabei ist es vor allem die ungewöhnlich tiefe Stimme von Tabea Wollner, die für Gänsehaut-Momente sorgt.

Am Ende werden mit „Let It Be“ und „Yesterday“ zwei Zugaben fällig. Und Tobias Wollner, der wie seine Schwester inzwischen in der Börde lebt, sagt, sichtlich gerührt: „Danke, Heimat!“ In den Augen der Besucher steht hingegen ein Dankeschön an T & T Wollner.