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Regenentwässerung Sickerkammern für Ortsdurchfahrt

Für Variante 1 zur Sanierung der Entwässerung in Laatzke stimmte der Bauausschuss. Befürwortet wird der Bau von Versickerungskammern.

Von Anke Kohl 08.06.2016, 12:00

Laatzke l Von Verwunderung bis Unverständnis reichten die Reaktionen einiger Mitglieder des Bauausschusses am Montagabend in Laatzke. Beim Vor-Ort-Termin des Ausschusses brachte Anwohner Martin Berlin Einwände gegenüber der Beschlussvorlage für das Konzept zur Sanierung der Regenentwässerung in Laatzke vor, die den Mitgliedern zur Beratung vorlag. „Ich wundere mich, dass jetzt die Diskussion aufkommt, wo doch die Fakten bei einer Einwohnerversammlung besprochen wurden und sich die Einwohner mehrheitlich für eine Lösung ausgesprochen hatten“, äußerte sich Regina Lessing, stellvertretende Vorsitzende des Bauausschusses, irritiert.

Berlin begründete seinen späten Einwand damit, dass er an der angesprochenen Versammlung – die Einwohner hätten sich dabei für Variante eins entschieden – aus beruflichen Gründen nicht hatte teilnehmen können. Weiter argumentierte er, dass Teile der Regenwasserleitung bereits neu verlegt worden seien und dass diese bei der avisierten Variante der Sanierung verfüllt werden würden. „Dann ist das Geld für die Neuverlegung umsonst ausgegeben worden“, sagte Martin Berlin. Zudem würden die Laatzker die Sanierungsmodelle so hingenommen haben, wie man sie ihnen seitens der Verwaltung vorgeschlagen habe. Er selbst sei keineswegs mit dem Bau von Versickerungsbecken einverstanden, sondern für eine komplett neue Entwässerungsleitung.

Dem stehe allerdings eine 2011 geänderte Gesetzeslage entgegen, argumentierte Planerin Dörthe Bethge-Steffens. Diese schreibe vor, dass die Versickerung von Oberflächenwasser Priorität habe. „Es ist zuerst zu prüfen, ob Wasser versickert werden kann. Und das ist in Laatzke gegeben.“

Praktisch als „Bilderbuch-Untergrund“ für die Versickerung bezeichnet Bethge-Steffens die Bodenbeschaffenheit in Laatzke auf Nachfrage der Volksstimme. „Wir haben dort gut versickerungsfähige Sande.“ Zudem sei die Variante 1, die die Errichtung von Versickerungskammern und Kies-Rigolen einseitig im Seitenbereich vorsieht, „der wirtschaftlichste Weg“, betonte die Ingenieurin. Die veranschlagten Kosten, die nicht auf die Anlieger umgelegt werden, sind mit 104 000 Euro beziffert. Variante 2 sieht einen Ersatzneubau des Kanals mit anschließender Versickerung in einem Versickerungsbecken vor. Voraussichtliche Kosten: 150 000 Euro. Dagegen spreche aber die starke Verwurzelung durch Bäume im Seitenbereich der Laatzker Ortsdurchfahrt, erörterte Bethge-Steffens.

Variante 3 würde eine Erneuerung des Regenwasserkanals bis zur Beeke vorsehen und rund 240 000 Euro kosten. Diese Möglichkeit sei aber nach der aktuellen Gesetzeslage nicht durchführbar. Zudem stehe nach der Untersuchung des Kanals, die 2009 erfolgt war, fest, dass der Kanal an mehreren Stellen eingestürzt ist.

„Versickerungsschächte sind eine erprobte Lösung. Die Oberfläche der Straße wird bei der Maßnahme nicht beschädigt“, argumentierte die Ingenieurin für die Versickerungskammern. „Nur wenn es nicht anders geht, darf Oberflächenwasser abgeleitet werden“, betonte auch Bauamtsleiter Engelhard Behrends bei der weiterführenden Sitzung im Berger Dorfgemeinschaftshaus. Aus seiner Sicht gebe es gar keine andere Möglichkeit, als Variante 1 der Sanierung. Das Vorhaben könne aus Sicht des Bauamtes im September beginnen und bis Dezember abgeschlossen sein.

Nach den Berechnungsgrundlagen für die Größe der Versickerungskammern fragte Siegfried Jordan (berufener Bürger für die Gemischte Fraktion). „Kann es sein, dass Grundstücke bei Starkregen absaufen?“, wurde er konkret. „Wir berechnen nach statistischen Werten, nicht nach Jahrhundertfluten“, antwortete Bethge-Steffens. Der Sachverhalt, dass sich die Regenmenge insgesamt nicht ändert, wohl aber die Intensität einzelner Regenfälle steigt, sei bei der Planung mit berücksichtigt worden, versicherte Bethge-Steffens.