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Runder Tisch Pflege Es braucht „Kümmerer vor Ort“

Wie kann Teilhabe von Pflegebedürftigen am gesellschaftlichen Leben gewährleistet bleiben? Darum ging es am „Runden Tisch Pflege“ in Kalbe.

Von Cornelia Kaiser 10.03.2017, 02:00

Kalbe. „Pflege ist viel mehr als ambulante und stationäre Betreuung“, sagt Landes-Sozialministerin Petra Grimm-Benne. Sie moderiert den zweiten „Runden Tisch Pflege“, zu dem am Donnerstag Kassen, Verbände, freie Träger sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft ins Kalbenser Seniorenheim „Klein Sanssouci“ geladen worden sind und bei dem es um Netzwerke vor Ort geht.

Denn von den rund 100.000 pflegebedürftigen Menschen, die es mittlerweile in Sachsen-Anhalt gibt, leben die meisten nicht in Pflegeeinrichtungen. Wie dafür gesorgt werden kann, dass es für sie weiter eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gibt, aber dass sie auch ganz alltägliche Dinge wie Arztbesuche, Einkäufe oder Ähnliches wahrnehmen können, das soll die neue Pflege-Betreuungs-Verordnung des Landes regeln.

Auf ihrer Basis sollen wirtschaftliche Hilfsangebote gewährleistet werden, durch die Pflegebdürftige befähigt werden, möglichst lange selbstständig ihren Alltag zu bewältigen. Und genau auf dieses Papier richtet die Sozialministerin während des Termins am Donnerstag ein Hauptaugenmerk.

Allerdings wird sehr schnell deutlich, dass es für besagte Teilhabe Ansprechpartner, sogenannte „Kümmerer vor Ort“, geben muss. Unklar ist, wie deren Arbeit finanziert werden kann. Das Land sieht neben den Wohlfahrtsverbänden, freien Trägern, Kranken- und Pflegekassen die Kommunen und Landkreise mit in der Pflicht – und umgekehrt genauso.

„Wir stehen da zweifelsohne vor großen Herausforderungen“, sagt Petra Grimm-Benne. Umso wichtiger sei es, sich nicht nur in den zuständigen Behörden und Gremien zu dem Thema zu verständigen, sondern auch mit Akteuren vor Ort ins Gespräch zu kommen. Und diese Gelegenheit hat sich während der Veranstaltung in Kalbe geboten.

Es ist die zweite ihrer Art, seit die neue Landesregierung tätig und Grimm-Benne (SPD) Sozialministerin ist. Den „Runden Tisch Pflege“ ins Leben zu rufen, sei Gegenstand der Koalititionsvereinbarung gewesen. „Denn das Thema Pflege kann man gar nicht oft genug ins Bewusstsein holen“, betont die Politikerin.

Ihr Ministerium plant in den kommenden Monaten noch mehrere „Runde Tische“ zu den unterschiedlichen Bereichen des Themas. Dazu zählt zum Beispiel auch die Bezahlung von Fachkräften, das Quartiermanagement oder die Verbesserung von Mobilität. Am Jahresende, sagt Petra Grimm-Benne, solle alles soweit geklärt sein, dass ein „Landesaktionsplan“ erarbeitet werden könne, in den alle Verantwortungsträger mit einzubeziehen seien.

Aus diesem Plan solle dann auch hervorgehen, wie die Situation von Pflegebedürftigen im ländlichen Raum dauerhaft verbessert werden könne. In der Vergangenheit, so die Ministerin, habe es immer wieder „tolle Projekte“ zur Verbesserung von Teilhabe gegeben, finanziert aus Bundes- oder Landesmitteln, die dann aber irgendwann wieder weggebrochen seien, einfach, weil sie nur temporär bezahlt worden seien.

Es müsse aber gelingen, auch im ländlichen Raum eine Vernetzung herzustellen und die vorhandenen „Ressourcen effizient den Bedürfnissen pflegebürftiger Menschen anzupassen“. Wie dies im Kleinen schon recht gut funktioniert, das hat der Chef von „Klein Sanssouci“, Caspar Boshamer, am Donnerstag anhand seines eigenen Unternehmens deutlich gemacht.