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Schulprojekt Selbstbewusst sein macht (selbst)sicher

In einem mehrtägigen Projekt trainierten die Wanderschüler in dieser Woche Verhaltensweisen und Techniken in gefährlichen Situationen.

Von Gesine Biermann 29.09.2016, 21:00

Gardelegen l „Nein, ich will das nicht! Lassen Sie mich in Ruhe! Hilfe, ich werde belästigt.“ So seltsam sie auf dem Schulhof der Gardeleger Wander-Grundschule auch klangen, genau auf solche Sätze kam es gestern an. Denn am letzten Tag des insgesamt viertägigen Projektes mussten die Schülerinnen und Schüler der Wanderschule zeigen, was sie gelernt haben, um sich selbst zu schützen. Und dabei kam es nicht aufs Leisesein an. „Brüll richtig schön laut, volle Pulle!“ forderte Sicherheitstrainerin Melanie Baumann Drittklässlerin Linda auf. Immerhin wollte sie die gerade in ihr Auto ziehen.

Neben theoretischen Kursen ging es bei den sieben Mitarbeitern des Kiju-Teams Magdeburg vor allem um Rollenspiele. „So können die Kinder richtig üben, wie sie sich verhalten müssen“, erläuterte Projektleiterin Ellen Hase. „Machen“ sei für Kinder immer einfacher, als etwas auszudrücken, wenn sie selbst Lösungsstrategien für Konflikte finden sollen, versicherte sie. „Wenn wir die Kinder bitten zu formulieren, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten sollen, klappt das nie so gut, als wenn sie selbst agieren.“ Und dazu haben die Jungs und Mädchen beim Kiju-Team jede Menge Gelegenheit. So lernen sie bei Eva Hofmann zum Beispiel, wie sie reagieren sollten, wenn sie jemand auffordert, Kleider oder Wertgegenstände herauszugeben – nämlich defensiv. „Sachen ausziehen und rausrücken“, ist die Devise. Danach aber sollten sich die Kinder nicht an die Aufforderung halten, die Sache „als Geheimnis“ zu wahren, sondern schnurstracks den Eltern oder Lehrern davon berichten.

Ellen Hase spricht währenddessen mit den Drittklässlern über die Gefahren im Internet. Und sie ist gar nicht verwundert, dass die Acht-bis Neunjährigen sich mit Facebook, Whatsapp, Twitter und Chat hervorragend auskennen. Und zum Glück wissen die meisten auch schon, wie wichtig der Schutz ihrer eigenen Daten ist, stellt die Trainerin erfreut fest. In einem Comic und Rollenspiel erleben sie dann allerdings, dass hinter einer vermeintlich Gleichaltrigen im Chat auch ein viel älterer Mann stecken kann. Und das sorgt dann schon für Überraschung - und Misstrauen. Solches zu schüren steht beim Kiju-Team indes nicht im Mittelpunkt ihres Projektes. Vielmehr will der Verein mit seinem Angebot das Selbstbewusstsein der Kinder stärken und sie damit selbstsicherer machen. Und das unterstützen auch die Eltern. Sie beteiligten sich nämlich finanziell am Projekt, erinnerte Schulleiterin Regina Müller. Sie hatte die Eltern zuvor allerdings zu einem Schulelternabend eingeladen, um ihnen das Projekt vorzustellen und war damit auf großes Interesse gestoßen.

Und das bewiesen nun auch die Kinder selbst. Gestern präsentierten sie sich selbstbewusst beim Abschlusstag. Immerhin hatten sie viel gelernt. Für ihr Verhalten bei den Rollenspielen gabs von den Magdeburger Sicherheitstrainern vom Verein Kiju, die die Kinder übrigens duzen durften, deshalb fast immer „volle Punktzahl“.