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Sketche und Tänze Engersener sorgen für Lachtränen in Kalbe

Der Frauenchor existiert nicht mehr. Und doch gibt es nach wie vor weiblich geprägte Kultur made in Engersen.

Von Cornelia Kaiser 16.07.2017, 03:00

Engersen/Kalbe. „Guck mal, Lutze, hab´ ich noch Lippenstift dran?“, fragt Elisabeth Haberland ihren Ehemann und zieht eine Schnute. Der Gatte hingegen, der kurz zuvor in ein Mönchskostüm geschlüpft ist, grinst und sagt: „Nein, alles gut.“ „Naja“, erwidert seine Frau energisch, während sie an ihrem schwarzweißen Outfit nestelt: „Eine Nonne trägt ja keinen Lippenstift.“ Ganz im Gegensatz zu jener feinen Dame, die Elisabeth Haberland gerade eben noch im Saal der Kalbenser „Ratsstuben“ gespielt und in deren Rolle sie für zahlreiche Lacher bei den Mitgliedern der Ortsgruppe der Volkssolidiarität gesorgt hat.

Nun aber gilt es für sie (67), ihre Mitstreiterinnen Rita Bartel (66), Ingrid Knatz (69), Ingeburg Liermann (69), Ursula Weber (70) und eben Ehemann Lutz Haberland (72), sich in Nonnenkostümen beziehungsweise in Mönchskluft gemeinsam auf den Weg in den Saal zu machen. Dort soll gleich zu „I Will Follow Him“ aus dem Film „Sister Act“ getanzt werden. Und als Zugabe ist das „Fliegerlied (heut´ ist so ein schöner Tag)“ geplant. Alle Gäste im Saal müssen dazu aufstehen und mitmachen. Elisabeth Haberland und ihre Mitstreiterinnen sowie auch der Gatte, der diesen Spaß gern mitmacht, haben alle(s) im Griff. Niemand lässt sich zweimal bitten.

Immerhin haben die Engersener ja auch schon langjährige Bühnenerfahrung. Bis auf Ingrid Knatz waren alle genannten Frauen leidenschaftliche Sängerinnen im örtlichen Frauenchor, der sich in diesem Jahr nach 25 Jahren auflösen musste, weil trotz intensiver Bemühungen kein neuer musikalischer Leiter gefunden werden konnte (Volksstimme berichtete). Elisabeth Haberland war lange Vorsitzende des Chores und begann bereits in dieser Zeit damit, mit ihren Mitstreiterinnen Tänze einzustudieren – und auch Sketche zu schreiben, meist in plattdeutscher Sprache. Mittlerweile gibt es zehn dieser kleinen Bühnenstücke. Zwei davon werden am Donnerstagnachmittag auch der Kalbenser Ortsgruppe der Volkssolidarität präsentiert. Und deren Mitglieder amüsieren sich prächtig über die teilweise nicht ganz jugendfreien Spielszenen.

Ursula Weber, die für die Chronik des Chores verantwortlich gezeichnet hat, weiß auch genau, wann es den ersten Auftritt der Engersener Nonnen und ihres Mönchs gegeben hat: Das war im Mai 2014 zum 95-jährigen Bestehen des Männergesangsvereins Engersen, dem auch Lutz Haberland angehört. Die erste Tanzdarbietung, die fand allerdings schon wesentlich früher, nämlich im Dezember 2009 bei der großen Seniorenweihnachtsfeier in Engersen, statt. Damals präsentierten die Damen in selbstgenähten Kostümen Küchenlieder – noch ohne männliche Unterstützung. Und auch die Sketche, die seit 2011 aufgeführt werden und bei denen Elisabeth Haberland immer mit wechselnden Partnerinnen agiert, sind reine Frauensache – auch wenn die Männer dabei zuweilen ordentlich in die Mangel genommen werden.

Lutz Haberland allerdings nimmt es sehr sportlich. Er weiß ja, dass das alles nur Show ist und betont lachend: „Seit meine Frau Rentnerin ist, schreibt sie solche Sachen.“ Er und seine Elisabeth sind seit 49 Jahren verheiratet. „Und ich habe es“, sagt Lutz Haberland und schaut dabei sehr überzeugend aus seiner Mönchskutte, „nie bereut.“