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Stellenausschreibung Mitarbeit in der Feuerwehr erwünscht

Jede Stellenausschreibung der Stadt hat künftig den Zusatz, dass eine Mitgliedschaft in der Wehr der Hansestadt wünschenswert wäre.

Von Ilka Marten 26.11.2016, 02:00

Gardelegen l Die Lage ist ernst, „denn die Luft wird überall dünner“, sagte Stadtwehrleiter Sven Rasch mit Blick auf die Anzahl der Feuerwehrmitglieder in Gardelegen. Umso mehr begrüßt er die neue Initiative der Stadtverwaltung. Denn auf allen Stellenausschreibungen steht ab sofort folgender Zusatz: „Wünschenswert wäre: Ehrenamtliches Mitglied (im Einsatzdienst Tätige/Tätiger) der Freiwilligen Feuerwehr der Hansestadt Gardelegen.“

Dieser Zusatz ist keine Einstellungsbedingung, betonte Bürgermeisterin Mandy Zepig, „aber wir wollen den Kameraden damit auch zeigen, dass es uns wichtig ist, Mitglieder für die Feuerwehr zu gewinnen. Wir setzen damit ein Zeichen.“ Wenn ein Bewerber aktives Mitglied der Feuerwehr sei, „könne das in einem gewissen Maß berücksichtigt werden“. Sven Rasch sagte, dass er den Zusatz auf den Stellenausschreibungen auch als „Wertschätzung für unsere Arbeit“ sehe. Und er setzt darauf, dass sich mit Blick auf das neue Brandschutzgesetz des Landes noch mehr in dieser Hinsicht tun könnte. Das Gesetz werde beinhalten, dass Bewerber, die aktive Mitglieder einer Wehr sind, bei gleicher Eignung bevorzugt werden können, so Rasch. In Kraft treten sollte es eigentlich zum 1. Januar 2017, doch das werde noch nicht der Fall sein.

Die Zahl der aktiven Mitglieder in zahlreichen Ortswehren der Hansestadt Gardelegen sinke, die Bereitschaft der Bevölkerung, sich in der Feuerwehr zu engagieren, nehme ab, sagte Sven Rasch. Mit der Etablierung von Kinderwehren werde inzwischen frühzeitig versucht, Nachwuchs an die Wehr zu binden, damit sie nicht erst mit zehn Jahren als Mitglieder einer Jugendwehr beginnen können. Die Gestaltung der Stellenausschreibungen sei nun ein weiterer Schritt.

Im April hatte Gardelegens Ortswehrleiter Henrik Lehmann gewarnt, dass in Gardelegen auf den Schultern von 35 bis 40 Gardeleger Einsatzkräften „die große Last liegt.“ Für eine Stadt wie Gardelegen seien das zu wenige Kameraden, die bei Unfällen oder Bränden ausrücken können. Zwar sind 54 Frauen und Männer bei den aktiven Kameraden gemeldet, aber 19 von ihnen sind aus beruflichen Gründen „nur bedingt einsatzbereit“, manche durch Montagetätigkeit auch nur am Wochenende. Und: Seit eineinhalb Jahren sind in der Gardeleger Ortswehr keine neuen Kräfte dazugekommen.

Kreisbrandmeister Torsten Schoof begrüßte die Initiative der Stadtverwaltung ebenfalls: „Es ist ein sinnvoller Hintergrund mit doppeltem Nutzen.“ Ähnliches werde bereits in Stendal angewandt, so Schoof. Wenn jemand bei der Stadt beschäftigt ist, sei auch garantiert, dass er zu Einsätzen stets ausrücken könne oder auch Fortbildungen wahrnehmen kann, sagte der Kreisbrandmeister.

Mit Unternehmen, die aktive Kameraden der Wehren angestellt haben, gebe es keine Probleme, dass sie zu Einsätzen ausrücken können, betonte Rasch. „Aber bei Lehrgängen ist das dann manchmal schon schwieriger.“ Wie akut die Problematik für alle Einwohner der Hansestadt ist, hatte Rasch schon beim Kreisfeuerwehrverbandstag verdeutlicht: „Probleme, die wir Wehren haben, sind Probleme der Gemeinden.“

Und sollten irgendwann die freiwilligen Wehren den Brandschutz in der Stadt nicht mehr gewährleisten können, „müssen theoretisch in einer Pflichtfeuerwehr Einwohner zwangsverpflichtet werden“, sagte die Bürgermeisterin.

Dass so etwas nicht unrealistisch ist, zeigt der Fall Friedrichstadt in Nordfriesland. In der Gemeinde, die knapp 2500 Einwohner hat, waren im Frühjahr 50 Bürger zwangsverpflichtet worden.