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Stolpersteine Verlegung in der Innenstadt

Acht Gymnasiastinnen haben die dritte Verlegung von Stolpersteinen initiiert. Die fand am Freitag statt.

Von Ilka Marten 19.11.2016, 02:00

Gardelegen l Wie groß das Engagement der Gymnasiasten ist, zeigte am Freitag folgende Randbemerkung. Noch in der ersten Unterrichtsstunde um halb acht schrieben die Zwölftklässlerinnen Josephine Arndt und Pauline Hintze eine Klausur, um danach mit ihren Mitstreiterinnen eineinhalb Stunden die Verlegung von neun Stolpersteinen in der Gardeleger Innenstadt mit zu gestalten. „Ich habe Hochachtung vor euch“, dankte Lehrerin Andrea Müller ihren Schülerinnen. Neben Josephine und Pauline waren das Elisabeth Schönegge, Annika Leue, Minh-Chau Trang, Paula Schulze, Tabea Anders und Mareike Lenz.

Sie hatten seit Juni 2015, als die letzten Stolpersteine verlegt wurden, die Lebensgeschichten der Familien Lemberg, Marcus, Klein und Holz recherchiert. In Erinnerung an neun Gardeleger Juden verlegte Aktionskünstler Gunter Demnig – im Beisein zahlreicher Gäste – im strömenden Regen die Steine mit Messingüberzug.

Josephine Arndt dankte den Sponsoren, „ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre“, und Karl-Heinz Reuschel, der die Schüler bei ihren Recherchen seit Gründung der Arbeitsgemeinschaft vor zweieinhalb Jahren unterstützt. Reuschel dankte auch der Stadt für die Unterstützung, „denn das ist keine Selbstverständlichkeit“. Beispielsweise gebe es in München bis heute auf öffentlichem Grund keine Stolpersteine, die an jüdische Mitbürger erinnern. Die Stadt finanzierte unter anderem die Unterkunft für Gunter Demnig, der gleich nach der Verlegung weiter nach Braunschweig zur nächsten fuhr.

Gymnasiastin Minh-Chau Trang sprach im Namen der 92-jährigen Eva Lemberg, die in Brüssel lebt, einen Dank an alle Beteiligten aus, „dafür, dass Sie das Vergessen verhindern“. Lemberg wäre gerne zur Verlegung der Steine nach Gardelegen gekommen, doch ihr Alter und Gesundheitszustand ließen das nicht zu. Für die musikalische Umrahmung sorgten zahlreiche Gymnasiasten mit Gesang und Instrumenten an den vier Stationen. Außerdem sang der Schulchor unter Leitung von Andrea Jürges. Sehr gut besucht war auch die Stunde der Begegnung im Rathaussaal, wo die Schülerinnen mit Gästen über ihre ehrenamtliche Arbeit ins Gespräch kamen.

Lehrerin Andrea Müller betonte: „Es ist so wertvoll, dass wir euch haben, dass ihr euch engagiert. Auch die Familien sind ganz eng involviert.“ Und mit Blick darauf, dass die Schülerinnen irgendwann mit ihren Kindern durch die Stadt gehen und ihnen diese Stolpersteine zeigen können, sagte sie: „Ihr habt Geschichte geschrieben.“ Die Arbeit der AG wird fortgesetzt. Der stellvertretende Landrat, Eckhard Gnodtke, stellte die Veröffentlichung eines Buches in Aussicht.