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Stoma-Nachmittag Erste Selbsthilfegruppe für Stomaträger

Lange ist darum gekämpft worden. Inzwischen gibt es in der Altmark die erste Selbsthilfegruppe für Stomaträger.

Von Conny Kaiser 21.10.2015, 23:01

Kalbe l „Der Norden der Altmark bereitet uns ein wenig Sorgen“, sagt Dieter Stelzer im Zuge des 21. Stoma-Nachmittages in der Kalbenser Median-Klinik. Der 83-Jährige ist engagiertes Mitglied der Deutschen Ilco, der Interessenvertretung für Menschen mit künstlichem Darmausgang beziehungsweise künstlicher Harnableitung, beides Stoma genannt.

Gern würde die Ilco vermelden können, dass es auch für den Bereich Salzwedel/Gardelegen eine Selbsthilfegruppe gibt. Denn Betroffene von dort nehmen meist nicht den Weg nach Stendal auf sich, um an den regelmäßigen Treffen der dortigen Gruppe teilzunehmen.

Dass es diese aber überhaupt gäbe, sei schon ein enormer Fortschritt, sagt Ilco-Landessprecher Roberto Stolte. Denn über viele Jahre sei vergeblich versucht worden, in der hiesigen Region eine Selbsthilfegruppe zu etablieren. Das sei erst im vergangenen November mithilfe von Prof. Jörg Fahlke, Chefarzt der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Johanniterkrankenhaus Genthin-Stendal, gelungen. Nachdem er, der auch das zertifizierte Darmkrebszentrum Stendal leitet, einen entsprechenden Fachvortrag gehalten habe, sei die Gruppe aus der Taufe gehoben worden. Inzwischen zähle sie rund ein Dutzend Mitstreiter, sagt Stolte.

Er, der auch den gestrigen Stoma-Nachmittag mithilfe der Kalbenser Onkologie-Abteilung organisiert hat, nutzt dort deshalb die Gelegenheit, sich bei Fahlke persönlich zu bedanken und ihm neben Blumen auch ein Buchpräsent, nämlich den von einer jungen Medizinerkollegin verfassten Bestseller „Darme mit Charme“, zu überreichen. Der Chefarzt ist nämlich zur Veranstaltung erschienen, um Betroffenen dort Rede und Antwort stehen zu können.

Den Fachvortrag im Zuge des Stoma-Nachmittags, den halten diesmal allerdings seine Kalbenser Kollegin, Onkologie-Chefin Dr. Katharina Molenda, die über die Reha-Möglichkeiten nach Darmkrebs spricht – jährlich gibt es rund 68 000 Neuerkrankungen in Deutschland –, sowie Diplom-Sportwissenschaftlerin Corinna Engel. Sie macht den zahlreich erschienenen Zuhörern deutlich, dass sich körperliche Bewegung und Stoma nicht ausschließen, dass Sport sogar dazu beitragen kann, in den Alltag zurückzufinden. „Sogar Schwimmen funktioniert mit Stoma“, betont Roberto Stolte.

Er überreicht auch Chefärztin Molenda ein Präsent, da es zwischen ihrer Abteilung und der Deutschen Ilco seit vielen Jahren so eine super Zusammenarbeit gibt. Zudem ist die Median-Klinik Kalbe mit in das zertifizierte Darmkreszentrum integriert und die Fachfrau hat auch schon Vorträge bei der Stendaler Selbsthilfegruppe gehalten.

Sie selbst hingegen bedankt sich bei Dieter Stelzer. Denn der rüstige Senior kommt seit vielen Jahren im Auftrag der Deutschen Ilco regelmäßig in die Median-Klinik, um Menschen, die gerade ein Stoma erhalten haben, die Angst davor zu nehmen. „Von Betroffenen für Betroffene“ nennt er selbst diesen Besuchsdienst.