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Tierschutz Gardeleger Tierheim: Schwere Vorwürfe

Illegalen Import rumänischer Hunde wirft der Kreis dem Gardeleger Tierschutzvereinsvorsitzenden Kurt Gewasda vor.

Von Cornelia Ahlfeld 05.09.2017, 03:00

Gardelegen l Illegaler Import von Hunden aus Ungarn, Fälschung von Angaben im Bestandsbuch des Tierheimes Gardelegen und Verschleierung einer erlaubnispflichtigen Tätigkeit – somit bestehen „seitens des Altmarkkreises Salzwedel erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit des Vorstandsvorsitzenden des Tierschutzvereines Gardelegen/Klötze“, heißt es in einer Erklärung im Zusammenhang mit der Schließung des Gardeleger Tierheimes, die der Kreis gestern an Medienvertreter verschickt hat. Allerdings dürften die Unstimmigkeiten noch weiter zurückliegen. Denn schon bei amtlichen Kontrollen 2015 und 2016 seien erhebliche Probleme bei der Führung des Tierheimes und der Unterbringung der Tiere festgestellt worden, betonte Kreissprecherin Amanda Hasenfusz. Schon damals habe es Zweifel an der fachlichen und persönlichen Eignung der Tierheimleitung gegeben.

Im Oktober 2015 wurde dem Verein die Betriebserlaubnis für das Tierheim entzogen. Im Juni 2016 konnte die Einrichtung wieder geöffnet werden – mit neuer Tierheimleitung und einer Betriebserlaubnis, die auf ein Jahr befristet war. „Bei anschließenden Kontrollen wurden jedoch weiterhin Mängel festgestellt. Auf den Fluren sowie im Pausenraum der Mitarbeiter liefen private Hunde frei herum“, so Hasenfusz. Das Tierbestandsbuch sei noch immer nicht auf einem aktuellen Stand gewesen. Impfungen und Zuordnungen der Tiere, vor allem bei den Katzen, seien nicht vollständig gewährleistet gewesen. Reinigungsarbeiten in den Außengehegen der Katzen seien nur teilweise erfolgt. „All diese Punkte wurden bereits in vorangegangenen Kontrollen angesprochen und nur zum Teil umgesetzt“, heißt es in der Erklärung.

Dennoch sei dem Verein die Betriebserlaubnis am 12. Juni dieses Jahres antragsgemäß um zwei Jahre verlängert worden. Die jetzige Tierheimleiterin habe den Kreis im Rahmen des Antragsverfahrens über eine sogenannte Pflegestelle des Gardeleger Tierheimes in einem Nachbarkreis informiert. Erst nach der erfolgten Verlängerung der Betriebserlaubnis habe der Kreis „Kenntnis von Transportpapieren (sogenannte TRACES-Atteste) erhalten, auf denen unter dem Namen dieser Pflegestelle mit der Anschrift des Gardeleger Tierheimes seit September 2016 insgesamt 16 Hunde aus Ungarn nach Deutschland“ gebracht worden sein sollen. Erforderlich sei dafür laut Tierschutzgesetz eine besondere Erlaubnis. Der Gardeleger Tierschutzverein sei nicht im Besitz einer solchen Erlaubnis.

Daraufhin habe es am 4. Juli erneut eine Kontrolle im Gardeleger Tierheim gegeben. Dabei sei festgestellt worden, dass in den Bestandsbüchern des Tierheimes sieben Hunde als angebliche Abgabetiere vermerkt worden waren. Deren Chipnummern allerdings hätten mit den importierten Hunden übereingestimmt.

Die Hunde seien „auffälliger Weise“ immer nur an Wochenenden abgegeben worden. „Als abgebende Personen waren diverse Dritte benannt.“ Keine dieser Personen hätte den Vertrag unterschrieben. Einzige Unterschrift unter den Verträgen sei die vom Tierschutzvereinsvorsitzenden gewesen. Eine Abgabegebühr habe ebenfalls keiner entrichtet.

Die Tierheimleiterin und deren Stellvertreterin hätten angegeben, von diesem Hunde- import nichts gewusst zu haben. Der Vorsitzende des Tierschutzvereines sei ihr Chef, dessen „Handeln sie weder in Frage stellen, noch überprüfen würden“, so Hasenfusz.

Der Vorsitzende des Vereines habe den Import aus Ungarn und deren Aufnahme im Gardeleger Tierheim gegenüber der Behörde und „vermutlich“ auch gegenüber der Tierheimleitung „vorsätzlich verschwiegen“. „Die Angaben im Bestandsbuch des Tierheimes wurden gefälscht, um die tatsächliche Herkunft der Hunde, nämlich Ungarn, zu verschleiern“, heißt es in der Erklärung des Kreises.

Die Folge: Zweifel an der Zuverlässigkeit des Vereinsvorsitzenden. Die Äußerungen der Tierheimleiterin und deren Stellvertreterin „bezüglich der Handlungsweise ihres Vorgesetzten“ würden „zweifelsfrei“ darauf schließen lassen, dass sie „keineswegs in der Lage sind“, ihrer Verantwortung laut Tierschutzgesetz nachzukommen. Im Ergebnis habe der Kreis die bereits erteilte Betriebserlaubnis zurückgenommen. Gegen den Vorsitzenden des Tierschutzvereines und der Betreiberin der Pflegestelle sei ein Bußgeldverfahren eingeleitet worden.

„Die Ausübung der untersagten Tätigkeit soll durch die Schließung der Büro- und Geschäftsräume zum 8. September verhindert werden“, erläuterte Hasenfusz.

Dem Verein sei bis zum 31. Oktober Gelegenheit gegeben worden, den Tierbestand selbst aufzulösen. „Er ist selbstverständlich weiterhin für die artgerechte Haltung und Unterbringung verantwortlich“, so Hasenfusz. Sollte die Abgabe der Tiere nicht fristgerecht erfolgen, werde der Kreis für eine anderweitige Unterbringung sorgen. Der Tierschutzverein habe die Möglichkeit, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen.

Der langjährige Vorsitzende des Tierschutzvereines, Kurt Gewasda, war gestern Nachmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er hatte jedoch bereits im Volksstimme-Bericht am 2. September zur Schließung des Tierheimes erklärt, sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äußern zu wollen.