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Verkaufsärger Löschgruppe tritt zurück

Der geplante Verkauf des Mehriner Dorfsaals sorgt weiterhin für Ärger in dem Ort. Die Löschgruppe ist zurückgetreten.

Von Andreas Puls 01.07.2016, 12:00

Kalbe l Das Dorf Mehrin scheint gespalten zu sein. Der Grund: der vom Kalbenser Sadtrat beschlossene Verkauf des Mehriner Dorfsaals, auch Bauernschänke genannt, an einen privaten Investor. Nach Informationen der Volksstimme will der Inhaber des Landhotels Mehrin das Objekt erwerben. Über diese Entscheidung ärgern sich vor allem diejenigen Mehriner, die den Dorfsaal bisher genutzt haben – allen voran der Kirchenförderverein Mehrin und die Löschgruppe der Feuerwehr.

Vor dem Stadtratsbeschluss hatte es Verhandlungen zwischen der Stadt Kalbe und dem Kirchenförderverein gegeben, den Saal in Vereinsträgerschaft zu übergeben. Doch schließlich entschied sich der Stadtrat für den Verkauf. Die Nutzer der Bauernschänke fühlen sich übergangen und um ihr Domizil für Versammlungen und andere Zusammenkünfte gebracht. Die Verärgerung darüber ist so groß, dass die zwölf aktiven Kameraden der Löschgruppe Mehrin geschlossen zum 31. August ihren Dienst bei der Feuerwehr gekündigt haben. Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth zeigte sich gegenüber der Volksstimme darüber besorgt. „Wir brauchen jeden Kameraden in den Reihen der Feuerwehr. Es ist sehr wichtig, dass es auch in Mehrin aktive Feuerwehrleute vor Ort gibt, die sich auskennen. Ich denke da zum Beispiel an die Biogasanlage, wo es zu Havarien kommen kann.“

Die Stadt hofft, den Rücktritt der Kameraden um den Löschgruppenführer Sven Laesecke noch abwenden zu können. Auf Initititive von Karsten Ruth soll es Mitte Juli eine Zusammenkunft aller Beteiligten geben – mit Vertretern der Stadt Kalbe, der Stadtwehrleitung, der Löschgruppe Mehrin und der Ortsfeuerwehr Vienau, zu der die Mehriner Löschgruppe gehört.

Sven Laesecke bedauert den Beschluss zum Verkauf des Dorfsaals sehr. „Ich sehe es so, dass für die Freiwilligen, die im Ort Dienst tun, aber auch für die Bevölkerung, nichts mehr übrig bleibt. Diese Entscheidung fiel erstaunlich schnell.“ Der Löschgruppechef glaubt, dass der Vorschlag seitens der Stadt, für Zusammenkünfte der Löschgruppe das Gerätehaus in Vienau zu nutzen, keine Dauerlösung für die Mehriner Kameraden sei. „Die Kameraden kritisieren vor allem, dass die Stadt bislang keinerlei Entgegenkommen signalisiert hat – zum Beispiel was die mögliche Bereitstellung einer alternnativen Räumlichkeit im Dorf betrifft.“ Schließlich werde durch diese Entscheidung der Stadt auch die Dorfgemeinschaft in Mitleidenschaft gezogen.

Laesecke bestätigt, dass alle zwölf aktiven Mitglieder der Löchgruppe Mehrin ihren Dienst zum 31. August, gekündigt haben. Allerdings sei man gespannt auf die Beratung Mitte Juli. Die Entscheidung des Stadtrates zum Verkauf des Dorfsaals verteidigt Karsten Ruth nachdrücklich. Die Wirtschaftslichkeitsbetrachtung, so der Bürgermeister, sei letzendlich ausschlaggebend für den Stadtrat und seine Gremien gewesen. „Die Nutzungsfrequenz der Bauernschänke war in den letzten Jahren außerordentlich niedrig. Im Haushaltsjahr 2015 etwa, lassen sich die Tage, in denen im Saal etwas stattfand, an einer Hand abzählen. Das belegt, dass in Mehrin ein Dorfleben nicht mehr in dem Umfang stattfindet, um einen Saal dieser Größenordnung aufrecht zu erhalten. Die Unterhaltungskosten stehen in einem Missverhältnis zur Nutzung“, erklärt Ruth.

Wie die Kämmerin der Einheitsgemeine Kalbe, Ingrid Bösener, auf Nachfrage mitteilt, liegen die jährlichen Unterhaltungsskosten für den Mehriner Dorfsaal bei rund 2600 Euro. „Das sind unter anderem Kosten für Strom, Wasser, den Schornsteinfeger, Heizöl, Versicherung und die Tätigkeiten des Gemeinearbeiters“, teite Bösener mit. Laut Ruth sei die Überlegung, den Saal dem Kirchenförderverein zu übertragen, nach Eingang des Kaufantrags und nachfolgender, reiflicher Überlegung durch den Stadtrat verworfen worden. Es habe Zweifel gegeben, dass der vergleichsweise kleine Verein dauerhaft in der Lage sei, die Unterhaltungskosten aufzubringen.

„Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Verkauf war, dass der Käufer die gesamte Immobilie erwerben will. Zu dem Objekt gehören neben dem Saal auch noch ein Wohnhaus und eine Scheune. Diese Gebäude verursachen weitere Kosten, die durch den Verkauf künftig wegfallen würden“, erläutert Ruth weiter.

Aber auch die Frage, welche Alternativen den Nutzern der Bauernschänke nach einem Verkauf zur Verfügung stünden, sei bei den Beratungen erörtert worden. Die Ausschüsse und der Stadtrat seien zu dem Ergebnis gekommen, dass es alternative Räume für Zusammenkünfte und Feiern in zumutbarer Nähe gebe. Als Beispiele nennt Ruth die Räume der Vienauer Ortsfeuerwehr oder auch das Landhotel Mehrin. Ruth: „In jedem Fall hat sich der Stadtrat den Beschluss nicht leicht gemacht. Es gingen intensive Beratungen und Abwägungen voraus“, betont der Verwaltungschef.“

Angesichts der immer schwieriger werdenden Finanzlage ländlich geprägter Kommunen wie Kalbe sieht Karsten Ruth den Verkaufsbeschluss auch als Beginn eines unabwendbaren Prozesses. Ähnliche Entscheidungen hinsichtlich der Privatisierung wenig genutzter kommunaler Gebäude werde es sicher in Zukunft noch häufiger geben.