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100. Geburtstag Respekt vor Lebensleistung

Der Club der 100-Jährigen im Jerichower Land um eine alte Dame reicher geworden: Margarete Celms aus Genthin.

Von Simone Pötschke 11.07.2016, 01:01

Genthin l Große Gratulationscour für Margarete Celms am Sonnabendvormittag im DRK-Pflegeheim an der Werderstraße. Um dem Geburtstagskind zu gratulieren, sind offizielle Vertreter wie Landrat Steffen Buchhardt, Genthins Bürgermeister Thomas Barz und DRK-Vorstand Andy Martius gekommen. Präsent sind die Familie, Bekannte und der Kirchenchor der evangelischen St. Trinitatisgemeinde. „Siehst Du, wir sind alle gekommen“, nahm einer ihrer Enkel das Geburtstagskind in den Arm. Margarete Celms Sohn Robert Beuermann managte das kleine Event, suchte immer wieder liebevoll den Kontakt zu seiner betagten Mutter, um ihre Aufmerksamkeit für die vielen Gäste aufrechtzuerhalten. Für die Jubilarin war es ein anstrengender, aber schöner Tag.

Die Gratulanten, die sich einfanden, sprachen mit ihren Glückwünschen zugleich ihren Respekt vor einer einzigartigen Lebensleistung der hochbetagten Seniorin aus. Denn ihre Biografie steht für Zeitgeschichte.

1916 wurde sie als Margarete Nathing in Riga (Lettland) geboren.

Als sich der Zweite Weltkrieg dem Ende neigte, musste sie wie alle Deutschen aus dem Baltikum fliehen.

Margarete Nathing erlebte diese Flucht von Riga bis in das heutige Ostdeutschland mit all ihren Facetten und Grausamkeiten. Kurzzeitig fand sie mit ihren alten Eltern Aufenthalt in Posen. Dann aber mussten sie wieder vor den Sowjettruppen fliehen, die von Osten her heranstürmten. Sie landeten kurzzeitig in Rathenow, von wo es weiter ging in südwestliche Richtung bis Genthin. Dort blieben die Flüchtlinge und wurden trotz der Not im Land nach dem verlorenen Krieg freundlich aufgenommen.

Margarete Nathing lernte den Holzkaufmann Karl Beuermann kennen und wenig später wurde geheiratet. Aus der Ehe stammen Jutta und Robert Beuermann, Letzterer ist noch heute in Genthin ansässig.

Nach nur neunjährigem Eheglück verstarb Karl Beuermann nach langer, schwerer Krankheit.

Die Witwe heiratete nach einigen Jahren den Kreisrichter Karl Celms, der sie wieder optimistisch in die Zukunft blicken ließ. Leider währte auch dieses Glück nicht allzu lange und auch Karl Celms verstarb.

Trotzdem sie alleinerziehend war und nicht viel Geld in der GPG (Gärtnerische Produktions-Genossenschaft) Genthin verdiente, konnten ihre beiden Kinder studieren.

1976 siedelte sie als Rentnerin legal in den Westen, nach Scheden, einem Dorf zwischen Göttingen und Hannoversch-Münden. Als auch ihr dortiger Partner verstarb, siedelte sie wieder nach Genthin um, wo sie ab 2001 im Diakonissen-Mutterhaus als Nichtdiakonissin im betreuten Wohnen lebte.

Nach einem Sturz wurde Margarete Celms im Pflegeheim des DRK aufgenommen und wird dort bis heute liebevoll und voller Fürsorge gepflegt.

Auf die Frage nach ihrem Geheimnis fürs Altwerden zuckt sie mit den Schultern und meint: „Na ja, Alkohol habe ich nie getrunken und musste immer schwer körperlich arbeiten.“ Zu den Lieblingsbeschäftigungen des Geburtstagskindes zählten das Kochen, Backen und Gesellschaftsspiele wie Kartenspielen oder „Mensch ärgere dich nicht“.