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Flüchtlingsdebatte  Weitere Flüchtlinge - Wie weiter?

Genthin muss sich in den nächsten Monaten auf die Aufnahme weiterer Kriegsflüchtlinge vorbereiten.

Von Simone Pötschke 03.10.2015, 18:21

Genthin l Nachdem der Landkreis in der zurückliegenden Woche ein Konzept vorgelegt hat, wie die Flüchtlingsunterbringung zukünftig gestaltet soll (Volksstimme berichtete), stellt sich auch Genthin darauf ein, die zu erwartende Flüchtlingsflut zu bewältigen.Bürgermeister Thomas Barz sieht die Situation sehr ernst: „Gegenwärtig stehen wir allein vor der drängenden Frage, wer im Winter wo schläft.“

Während der Landkreis schätzt, dass im kommenden Jahr etwa 2 300 Flüchtlinge im Jerichower Land untergebracht werden, geht Genthins Bürgermeister Thomas Barz davon aus, dass davon etwa 500 bis 600 auf Genthin verteilt werden. In Genthin wird Wohnraum für die Flüchtlinge vom Landkreis in drei Wohnblöcken der SWG angemietet. Gleichzeitig sollen etwa 100 Flüchtlinge Wohnungen in einem anderen Teil der Stadt beziehen. Insgesamt werden bis Ende des Jahres ungefähr 100 Wohnungen benötigt. Im Gespräch ist auch ein Objekt in der Einheitsgemeinde Jerichow.

Die Nutzung des ehemaligen Supermarktes in der Friedenstraße als Notunterkunft wird von Barz sehr kritisch gesehen. Er fordert deshalb, dass das Land von der Nutzung dieser Immobilie Abstand nimmt. Derzeit leben in Genthin bereits zirka 200 Kriegsflüchtlinge, 40 bis 60 von ihnen wurde der Asylstatus zuerkannt. 13 Familien wohnen bereits in „normalen“ Wohnungen. Hier sind in den letzten Wochen jeweils Frau und Kinder in Genthin angekommen.

Genthins Bürgermeister Thomas Barz warnte davor, den „normalen Bürger“ in dem Prozess des Flüchtlingszuzuges außen vor zu lassen. „Derzeit gebe es in der Stadt nur dieses Thema. Manchmal vergessen wir, dass die Leute ihren Alltag wiederhaben wollen“, sagte er. Um das Thema Kriegsflüchtlinge transparent zu gestalten, veranstalten am Montag um 17 Uhr Mitarbeiter des Landkreises, Polizeibeamte sowie Vertreter der Stadt einen Informationsabend. Hier können Bürger Fragen stellen, die sie bewegen. Solche Veranstaltungen sollen wiederholt werden und Dialogcharakter erhalten.

Auf die Unterbringung und Integration von Kriegsflüchtlingen, obwohl Angelegenheit des Landkreises, hat sich die Genthiner Stadtverwaltung so gut es geht vorbereitet. Bürgermeister Barz sagte im Gespräch mit der Volksstimme an die Adresse des Landkreises gerichtet, dass die Verteilung der Flüchtlinge zukünftig „in die Fläche gehen muss“ und nicht zu Lasten von zwei Kommunen wie bisher. Der Stadtchef warnte vor diesem Hintergrund davor, dass die Infrastruktur Genthins die zu erwartenden Zahlen der Kriegsflüchtlingen dauerhaft nicht verkrafte. Schulen, Kindertagesstätten, soziale Einrichtungen und die medizinische Grundversorgung seien auf solche Zahlen nicht vorbereitet.

Angefangen vom Personal bis hin zur Ausstattung. Im Gespräch mit der Volksstimme forderte Barz, dass Bund, Land und Landkreis unbedingt finanziell nachsteuern müssten. „670 Euro pro Flüchtling gehen an den Landkreis und bei uns kommt kein Cent an.“ Es bedürfe hier entsprechender Gelder für Integration, ärztliche Versorgung, Investitionen usw.. Die bisherigen Regularien der Verteilung der Finanzen auf Landes- und Kreisebene müssten sofort überarbeitet werden.

Die Kommunen, die Kriegsflüchtlinge aufnehmen, müssten besser gestellt werden als die, die dies bisher noch nicht getan haben. Genthins Bürgermeister machPte zudem deutlich, dass die Flüchtlingsproblematik unter anderem bei der Haushaltskonsolidierung oder bei der Beantragung von STARK III-Mittel zu einem wichtigen Faktor werde. Deshalb erwarte er in diesem Jahr, dass Landkreis und das Land eine Strategie vorlegen und der Bund eine klare Aussage treffe, wie viele Flüchtlinge aufgenommen werden sollen.