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Kulturwoche Die Welt zu Gast in Genthin

Schüler in Genthin wurden während der Interkulturellen Woche für fremde Kulturen sensibilisert.

Von Mike Fleske 05.10.2015, 17:28

Genthin/Parchen/Tucheim l Die Interkulturelle Woche ist fester Bestandteil des Genthiner Veranstaltungskalenders. Mit Blick auf den Zustrom von Flüchtlingen war sie in diesem Jahr aktueller den je. „Mit der Interkulturellen Woche wollen wir das Kennenlernen anderer Kulturen ermöglichen und Gespräche initiieren“, machte Bürgermeister Thomas Barz im Vorfeld deutlich. Hochaktuell war die Lesung des syrischstämmigen Autors Wahid Nader. „Es freut mich, dass sich einige syrische Gäste unserer Runde angeschlossen haben“, sagte Bibliotheksleiterin Gabriele Herrmann.

Nader traf mit seinen Gedichten die Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge. Er beschreibt besonders in seinen frühen Werken Gefühle wie Fremdheit und Heimweh. Doch er hatte auch tröstliche Worte: „Wenn ich heute von Reisen zurückkehre, ist mir nicht mehr klar, was erste und was zweite Heimat ist.“ Nach der langen Zeit in Deutschland sei beides für ihn gleichbedeutetend. Mit Gedichten auf arabisch sprach Nader die Flüchtlinge direkt an, der Musiker Issa Fayad begleitete die Lesung mit Gesang und sanften Klängen auf der Kurzhalslaute.

Ein besonderer Schwerpunkt waren auch Veranstaltungen mit Schülern. So erfüllten ungewohnte Klänge die Turnhallen der Genthiner Grundschulen. Das „Duo Ruggieri“ entführte die jungen Zuschauer in die Welt der klassischen Musik, wo sonst aktueller Pop läuft. Giancarlo Ruggieri (55) ist ein italienischer Tenor, Ehefrau Sona (30) eine klassische Ballerina aus Tschechien. Die Grundschüler von Stadtmitte, Uhland, Diesterweg und aus Tucheim bekamen ein 50-minütiges Programm in fünf Sprachen mit Tanzbegleitung geboten, darunter Opernarien, Operettenmusik, traditionelle und klassische Liedern sowie Tanzmusik. „Für die meisten Schüler war es wohl das erste Mal, dass sie mit Klassik konfrontiert wurden. Aber wir wollen sie ihnen trotzdem vorstellen“, so Schulleiterin Cordula Schremmer.

Vom spanischen Grenada ging es über Frankreich ins italienische Neapel, wo Giancarlo Ruggieri das weltbekannten „O sole mio“, das er als „fast italienische Hymne“ ankündigte. Ein Heimspiel hatte Sona Ruggieri mit der Polka aus Tschechien, die sie in traditionellem Outfit präsentierte. Zurück in Deutschland erklang Beethovens Werk „Freude schöner Götterfunken“. Giancarlo Ruggieri verriet, dass er die Musik von Komponist Franz Schubert über alles liebt. Das neapolitanische Lied „Funicoli, Funicola“ bildete den Abschluss.

 In der Grundschule Diesterweg waren die Viertklässler begeistert. „Ich fand es richtig gut“, platze es aus Schülerin Danielle Feuerherdt heraus. „Ich dachte der Tenor benutzt ein Mikro, aber das hat er ja gar nicht gebraucht“, sagte Annalena Deinert noch ganz überrascht. Schulleiterin Ute Kliem ist aufgefallen: „Für die Jüngsten ist das Programm etwas zu lang.“ Auf eine andere Art entdeckten die Schüler der Förderschule mit Ausgleichsklassen „Albrecht Dürer“ in Parchen fremde Länder. Gemeinsam mit Lehrern und Teresa Sperlich, Schulsozialarbeiterin im ESF-Projekt „Schulerfolg sichern!“, begaben sich die Schüler auf eine Abenteuerreise, um Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der Länder Südafrika, Indien und Großbritannien kennenzulernen.

Es gab Wissenswertes über Flora, Fauna, Geografie und die Bewohner, eine Basteleinheit sowie das Kochen eines Nationalgerichts. „Die Toleranz der Kinder gegenüber fremden Kulturen war den ganzen Tag zu spüren“, sagte Sperlich. In der Grundschule Stadtmitte beschäftigten sich die Klassen drei und vier mit fremden Kulturen. Unter dem Dach des Vereins „Eine Welt“ in Dessau wurde den Viertklässlern das Leben von Kindern in Westafrika oder in Peru nähergebracht. „Uh, ist das bitter“, befand Sophia aus der 3b. Marcus Stückrodt vom Friedenskreis Halle hatte den Kindern Rohkakao zum Kosten gegeben und siehe da: „Der schmeckt ja gar nicht süß.“

Nur ein Element des Kurses, in dem der Weg des Kakaos aus Afrika auf unseren Frühstückstisch nachgezeichnet wurde. „Wir wollen zeigen, wie beschwerlich die Herstellung unserer alltäglichen Lebensmittel oft ist und zu bewusstem Konsum anregen“, erklärt Stückrodt. So waren auch Dinge wie fair gehandelte Produkte und gerechte Entlohnung der Kakaobauern ein Thema. Daniela Merz vom Mauritiushaus Niederndodeleben brachte den Kindern der Klasse 3a das Land Tansania näher. Ausgestattet mit afrikanischen Namen wie Maleika (Engel) oder Bnsara (Klugheit) probierten die Kinder sich am typischen Wassertransport auf dem Kopf, filterten schmutziges Wasser mit einfachen Mitteln und bauten sich mit Luftballons und Sand einen Hacky-Sack. „Mit so einfachen Mitteln kann man selbst Spielzeug herstellen“, erklärte die Referentin. Am Ende waren die Kinder begeistert: „Ich fand das alles gut“, nickte Schülerin Pia. „Das hat richtig Spaß gemacht.“