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Lernen 2.0 Hausaufgaben werden digital gelöst

Auf dem Internet-System „Moodle“ werden Hausaufgaben gelöst, Vertretungspläne veröffentlicht und schulinterne Sitzungen organisiert.

Von Mike Fleske 19.10.2015, 15:22

Genthin l Konzentriert sitzen Luise Teske und Emelie Klaus vor dem Computer, ein wenig nachrechnen und nachdenken und mit einem Klick ist die Lösung der Aufgabe abgeschickt. Am Ende der gelösten Aufgabenreihe bekommen die Achtklässler die Auswertung: Mehr als 90 Prozent der gestellten Fragen sind richtig gelöst, die Physikübung abgeschlossen. Im Internetzeitalter sind auch die Hausaufgaben digital. Der Leistungsstand kann sofort abgerufen werden, keine Zettelwirtschaft, kein Vergessen der Unterlagen zu Haus.

Möglich macht es die Online-Schulplattform Moodle, die das Bismarck-Gymnasium neben der Dürerschule in Parchen und der Sekundarschule „Am Baumschulenweg“ als eine von drei Bildungseinrichtungen in Genthin nutzt. „Wir können auch bestimmte Fristen für die Hausaufgaben einstellen, bis zu denen sie gemacht werden müssen, danach verfallen sie“, erläutert Sabine Hartwich eine weitere Funktion. Die Physiklehrerin arbeitet umfangreich mit dem System.

Morgens schnell noch die Hausaufgaben bei der Sitznachbarin abschreiben, geht nicht mehr. Die Hausaufgaben seien umfangreicher als früher, finden die Schülerinnen, sagen aber auch: „Die Bearbeitung der Hausaufgaben erfolgt qualitativer, da die Lehrerin per Zufallsgenerator entscheiden lässt, wer die Hausaufgabe abgeben muss.“ Diese hat Lehrerin Hartwich alle selbst erstellt und in Form gebracht. „Alles, was wir an Lehrmaterialien in diesem System anbieten, ist von uns auf den Unterricht der jeweiligen Jahrgangsstufen angepasst.“

Seit rund drei Jahren wird die Plattform im Gymnasium genutzt. Die ehemalige Sport- und Biologielehrerin Aune Chu leitete das Projekt „Kalsa“ (Webschule Sachsen-Anhalt) an der Schule in die Wege und gab das von der EU geförderte Internet-Projekt in die Hände der Informatiklehrer Petra Schulze und Beate Heider.

„Die Hauptidee ist, das differenzierte moderne Arbeiten zu fördern“, erläutert Beate Heider. Gemeinsam mit ihrer Kollegin betreut sie die Plattform. Den Umgang mit Online-Medien zu fördern, sei heute unerlässlich. Fragen zum Versenden von E-Mails, dem Verhalten in Foren und der Herausgabe von Daten werden auch im Unterricht behandelt. „Mit Moodle gibt es eine schulinterne geschützte Kommunikations- und Arbeitsplattform“, sagt Petra Schulze. Ab der 7. Klasse werden Zugänge für das System vergeben. Auch die Lehrer haben eigene Zugangsdaten, so dass die Internetseite derzeit 443 Nutzer im Gymnasium hat. Zusatzmaterial für den Unterricht wie Grafiken, Video- und Audiodateien, aktuelle Stunden- und Vertretungspläne, sowie Informationen über Workshops und Exkursionen, finden sich auf der Plattform.

„Die Daten sind nur dem Kreis zugänglich, den es auch wirklich angeht“, beschreibt Beate Heider den Vorteil. Damit einher ging aber auch, dass für die Schüler eine Teilnahme an der Moodle-Plattform mit einem Konferenzbeschluss zur Pflicht gemacht wurde. Nicht ganz zur Freude der Schüler. „Wir könnten auf Moodle auch verzichten“, finden Luise und Emelie. Doch insgesamt können die Schüler dem Lernen im Web einiges abgewinnen. „Es ist praktisch, so ein Programm zu Hause zu haben, da man immer darauf zugreifen kann und alles auf einen Blick übersichtlich hat“, finden Janice Leue und Paul Henning aus der achten Klasse. Auch sie sehen einen erhöhten Umfang der Hausaufgaben, fügen jedoch hinzu: „Man kann sie sich jetzt besser einteilen.“ Die Plattform ist aber auch ein Kommunikationsmittel. Vorteil auch hier: Der geschützte Raum. Man könne auf diese Weise das höfliche Verhalten die sogenannte „Netikette“ bei Chats üben, sagt Sabine Hartwich.

„Wir planen Sitzungen und Termine ausschließlich über Moodle“, erläutert Schülervertreterin Sarah Eckold zur Arbeit in ihrem Gremium. Da die Schule auf drei Häuser verteilt sei, bestehe die Möglichkeit, die anderen Schülervertreter auf einem schnellen Weg zu informieren und ihnen Unterlagen zukommen zu lassen.

Beate Heider und Petra Schulze sind mit dem Moodle-System zufrieden. „Mit der Onlinearbeit verringern wir den Papierverbrauch und gestalten eine moderne Form des Unterrichts, die immer wichtiger wird.“ Denn in Sachsen-Anhalt nutzen mittlerweile 54 Schulen das Moodle-System, darunter Berufsschulen, die Schule des Zweiten Bildungsweges in Halle oder die Universität in Magdeburg. Die Gymnasiasten werden dadurch möglicherweise auch zukünftig an anderer Stelle mit dem Online-System arbeiten, dass sie in Genthin kennengelernt haben.