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Ausstellung Ein Leben im Rhythmus der Kunst

Am Mittwoch wird im Genthiner Wasserturm die Ausstellung „Einfach so“ der 93-jährigen Luise Winkelmannn eröffnet.

Von Simone Pötschke 21.11.2015, 06:00

Genthin/Jerichow l Erfolgreiche Malerin, gelobte Lyrikerin - Luise Winkelmann ist in ihrem langen Leben mit vielen Talenten gesegnet und hat sie zu nutzen gewusst. Von ihrer Kindheit an hat sie gemalt und geschrieben, jetzt allerdings im hohen Alter, machen ihre Begabungen den kleinsten Teil in ihrem Tagesablauf aus. „Mit 93 Jahren“, räumt sie ein, „laufen die Stunden in einem anderen Rhythmus“. Alles ginge langsamer, alles falle schwerer. Denken und Handeln brauchten einfach mehr Zeit.

Luise Winkelmann steht freimütig zu den Unwegbarkeiten ihres Alters: „Die Hände zittern, die Füße reagieren nicht wunschgemäß. Ich erspare den Lesern die Fortsetzung der Anamnese“, sagt sie mit einem kleinen verschmitzen Lächeln. Ihren Altersgebrechen setzt sie jedoch weise die „Bilanz der Seele“ entgegen. „Ich bin eine glückliche alte Frau“ formuliert sie sie fast ein wenig demonstrativ.

Sei sei glücklich, dass sie noch nachdenken könne und sich noch schmerzfrei bewegen könne. Sie sei dankbar, dass sie ihre krebskranke Pflegetochter noch betreuen könne. Dankbar, dass sie ihren Rasen sowie Haus und Garten noch pflegen könne. Dankbar, dass sie mit 93 Jahren mit ihrem Auto noch mobil sei.

Den Draht zur Jugend hat sie bis auf den heutigen Tag nicht verloren. Sie freue sich, dass sie die Jerichower Kindermalgruppe „Kunterbunt“ am Leben der Jugend teilhaben ließe. „So viel Positives in meinem hohen Alter betrachte ich als ein Geschenk des Schicksals oder Gottes Fügung“, sagt die betagte Künstlerin. Luise Winkelmann hat sich sowohl in der Malerei als auch in der Lyrik nie in eine Schublade pressen lassen. Sie zeigte stets „viele Gesichter“, experimentierte in den Techniken der Malerei. Gewohnt mutig, selbst im hohen Alter. Collagen, Abstraktes - alles dies mit großer Begeisterung.

Erst nach dem Tod ihres Mannes, der Chefarzt im Fachkrankenhaus Jerichow war, entdeckte Luise Winkelmann ihr Talent aus Kindertagen, die Malerei, wieder. Während sie als Maltherapeutin tätig war, begann sie Stück für Stück, die Malerie ernsthaft und zielstrebig zu betreiben. Gut kann sie sich noch daran erinnern, wie Josef Prause, Erhard Holley und sie, auch als „Dreierbande“ bekannt, durch das gemeinsame Malen in der freien Natur zusammenfanden. „Diese Leidenschaft führte uns schließlich bis Norwegen, wo wir ausnahmslos in der Natur malen“, erzählt sie.

Viele Stunden verbrachten die Drei bei der Naturmalerei in der hiesigen Region. Respektvoll erinnert sich Luise Winkelmann an Josef Prause, der ihr das Porträtmalen lehrte. Vertiefend lief für die Malerin über elf Jahre ein Studium beim großen Lehrmeister Wilhelm Paulke. Ein langer Weg, der, wie sie einräumt, ihrer Seele gut getan hat. Allein die vielen, facettenreichen Ausstellungen, die sie bestritt, belegen dies.

Künstlerisch neugierig ist die stets mondäne Luise Winkelmann, zu der man respektvoll hochblickt, bis auf den heutigen Tag geblieben - Die Ausstellung „Einfach so“ vermittelt ein kleinwenig jene Portion Beschwingtheit, mit der Luise Winkelmann durchs Leben geht.