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Ehrentag „Du bist immer noch der Mittelpunkt unserer Familie“

Ihren 90. Geburtstag feierte die Genthinerin Meta Genseke. Mehr als 30 Jahre hat sie einst in der Zuckerfabrik gearbeitet.

Von Mike Fleske 23.11.2015, 16:00

Genthin l Es war eine muntere Runde, die am vergangenen Donnerstag im Café Nicole an der Dürerstraße zusammengekommen war. Anlass der Feier war der 90. Geburtstag von Meta Genseke. „Tante Meta“, wie sie ihre Familie nennt, stammt aus Westpreußen. In einem Dorf ist sie als jüngste von sechs Kindern groß geworden.

„Der älteste Bruder war schon aus dem Haus, als ich geboren wurde“, erzählt Meta Geseke. Die Familie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Heimat vertrieben. „Genau an meinem 21. Geburtstag kamen wir nach Genthin“, erinnert sie sich. Hier wurde sie heimisch, fand einen netten Mann und heiratete. „Kinder habe ich keine, aber ganz viele Nichten und Neffen.“ Auf die Kinder und Enkel ihrer mittlerweile verstorbenen Geschwister ist die 90-Jährige stolz, als wären es ihre eigenen.

Für die Angehörigen war Meta Genseke eine Bezugsperson und wichtige Vertraute. „Tante Meta war immer da“, bestätigen die Verwandten und erinnern sich an die Hobbys der Jubilarin. „Sie hat sehr gerne Bilder gestickt und Pullover gestrickt.“ Noch etwas war ein Renner in der Familie: „Ihre selbst gestrickten Wollsocken, davon haben wir noch heute einige Paare im Schrank“, lachen die Nichten. „Die halten im Winter die Füße so schön warm.“

Meta Genseke hatte ein arbeitsreiches Leben. „Ich habe 33 Jahre in der Genthiner Zuckerfabrik gearbeitet“, erzählt sie stolz. Mehr als 30 Jahre war sie im Lohnbüro tätig. Lebhaft kann sich die Jubilarin an die Zeiten von Bargeld und Lohntüten erinnern, da funkeln ihre Augen wenn sie erzählt: „Das Geld wurde damals am Zahltag in bar von der Bank geholt und an die Arbeiter ausgezahlt.“ Im Winter, wenn es in der Zuckerfabrik mehr zu tun gab, waren auch immer mehr Leute beschäftigt, als im Sommer.

Es sei ein schönes Leben gewesen, obwohl sie nie Kontakt zum ältesten Bruder hatte. „Er war im Rheinland. Nach der Wende, als ich erfahren habe, wo seine Familie wohnt, war er schon verstorben.“

Vor einigen Jahren verstarb auch Meta Gensekes Ehemann. Mit dem Alter kamen auch die Altersleiden. Vor einigen Monaten ist die 90-Jährige aus ihrer Wohnung am Baumschulenweg in das Stilke-Seniorenheim umgezogen. „Da ist immer was los.“ Es gäbe Sportstunden, Musikdarbietungen und Bastelnachmittage. „Wenn ich das alles mitmachen wollte, hätte ich überhaupt keine Zeit mehr“, erzählt die Jubilarin. An ihrem Ehrentag kam sie um die zahlreichen Glückwünsche des Personals und der Stadtverwaltung natürlich nicht herum.

Die Feier mit der Familie war natürlich Ehrensache. Ein Rezept für das Alt werden, hat Meta Genseke nicht. „Ich fühle mich wie 50“, schmunzelt sie. Sie habe nie ungesund gelebt, auch aufgrund eines Erlebnisses. „Mit Zwölf, habe ich mit einer Freundin auf einem Bauernhof gearbeitet und die Freundin hatte Zigarren dabei.“

Die beiden Mädchen wollten das Rauchen ausprobieren und steckten sich die Zigarren an - mit umwerfender Wirkung. „Uns war mehr als schlecht“, berichtet die 90-Jährige. Der Bauer fand die maladen Mädchen auf dem Hof liegend und bekam Ärger mit seiner Frau, die ihm bittere Vorwürfe machte. „Deshalb habe ich nie mehr geraucht“, lacht Meta Genseke und bringt mit ihrer Erzählung auch die Familie zum Lachen. „Du bist immer noch der Mittelpunkt der Familie“, bestätigen sie und hoffen, dass es noch lange so bleibt.