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Nahverkehr Kein Kleingeld - keine Busfahrt

Mit einem 20-Euro-Schein wollte ein Schüler eine Busfahrt von Tangermünde nach Genthin bezahlen. Der Busfahrer akzeptierte den Schein nicht.

Von Mike Fleske 13.12.2015, 14:00

Genthin l Eigentlich habe ihr 15-jähriger Sohn Anfang November mit dem Bus von Tangermünde nach Genthin fahren wollen, schildern die Eltern Arlette und Bernd Heidemann aus Genthin. Doch aus der Fahrt wurde nichts. „Unser Sohn hatte den Fahrpreis nicht passend zur Hand, deshalb wollte er mit einem 20-Euro-Schein bezahlen.“

Doch das lehnte der Fahrer ab. „Er habe schon acht Scheine und brauche nur bis fünf Euro zu wechseln“, habe er dem Schüler erklärt. „Auch trotz nochmaliger Nachfrage, ob er nicht trotzdem mitgenommen werden könnte, lenkte der Busfahrer nicht ein. „Wir holten unseren Sohn also selbst ab“, erinnern sich Heidemanns und ärgern sich noch über etwas anderes. Der Fahrer habe ihrem Sohn erwidert, er solle zusehen, wo er das Geld gewechselt bekomme oder jemanden fragen und ihn mit den Worten „C‘est la vie“ (so ist das Leben) verabschiedet. „Für uns ist das ein absolut unprofessionelles Verhalten, einen Minderjährigen an einem Sonntagabend an der Bushaltestelle in Tangermünde stehen zu lassen“, entrüsten sich die Eltern.

Daniela Kramper von der NJL stellt den Sachverhalt etwas anders dar. „Wir haben mit dem Fahrer Rücksprache gehalten.“ Er habe bestätigt, dass es ein Problem beim Wechseln des Scheines gegeben habe und er daher den Jugendlichen erst einmal zurück gewiesen hätte, um zwei weitere Fahrgäste abzukassieren. „Aber nicht mit den Worten „C‘est la vie.“

Der Fahrer habe die Hoffnung gehabt, dass er den Schein noch hätte wechseln könnte. „Doch der Jugendliche hatte sich in dieser Zeit vom Bus entfernt und war nicht mehr in Sichtweite des Fahrers. Somit setzte er seine Linienfahrt ohne den Jugendlichen fort“, erklärt die NJL-Mitarbeiterin.

Allerdings sei das Verhalten des Fahrers korrekt. „Die Mitarbeiter sind nicht verpflichtet, Geldbeträge über fünf Euro zu wechseln und Ein-Cent-Stücke im Betrag von mehr als zehn Cent sowie erheblich beschädigte Geldscheine und Münzen anzunehmen“, führt Daniela Kramper mit Blick auf § 7 der Beförderungsbedingungen aus. Auch sollte das Fahrgeld nach Möglichkeit abgezählt bereitgehalten werden.

Es gibt aber auch eine Möglichkeit, eine Busfahrt mit einem großen Schein zu bezahlen. „Der Fahrgast kann mit dem 20-Euro-Schein bezahlen und bekommt kein Wechselgeld“, so die NJL-Mitarbeiterin. „Stattdessen stellt der Mitarbeiter dem Fahrgast eine Quittung über den zurückbehaltenen Betrag aus.“ Die Quittung könne danach bei der PNV in der Friedensstraße 75 eingereicht werden und der Kunde erhält dort den fehlenden Betrag.

Die Nahverkehrsgesellschaft möchte aber vermeiden, dass die Busfahrer zu viel Geld bei sich führen müssen. Auch sei es ein erheblicher Aufwand, die Scheine auf ihre Echtheit zu überprüfen. Dafür müssten die Fahrer mit Kontrollgeräten ausgestattet werden, was in den Bussen unverhältnismäßig wäre.

Eine Aussprache mit der Familie habe es leider noch nicht gegeben, bedauert Kramper. „Leider ist die NJL bis heute nicht bereit, sich zu entschuldigen. Vielleicht sollten einige wenige Busfahrer ihre Umgangsweise mit den Fahrgästen noch einmal überdenken“, findet hingegen die Familie. Die NJL unterbreitet jedoch ein Gesprächsangebot. „Wir sind stets bemüht allen Beschwerden und Hinweisen nachzugehen, diese zu klären und eine einvernehmliche Lösung zu finden. Mit der Durchführung gemeinsamer Gespräche, wenn es Probleme zwischen Fahrgast und Busfahrer gibt, haben wir in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht.“