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Vortrag Historisches zum Weihnachtsfest

Museumsleiterin Antonia Beran erläuterte in einem Vortrag, wie sich bestimmte weihnachtliche Traditionen entwickelt haben.

Von Mike Fleske 21.12.2015, 10:00

Genthin l „Kaum eine Zeit im Jahr ist so verbunden mit Bräuchen und Traditionen wie die Weihnachtszeit, einige sind uns heute immer noch bekannt, andere sind in Vergessenheit geraten“ schickte Antonia Beran, Leiterin des Kreismuseums, ihren Ausführungen voraus. Im Rahmen des Bildungstreffs in der Bibliothek, erläuterte sie einige dieser Bräuche. Ursprung des Weihnachtsfestes sei seit jeher das Fest aus Anlass der Geburt Jesu Christi. Der Stern von Bethlehem steht als Zeichen für die Geburt und ist als Symbol in den weihnachtlichen Schmuck eingegangen. „Ursprünglich gab es keinen festen Termin für das Weihnachtsfest, man hatte einfach vom Fest Maria Verkündigung im Frühjahr gerechnet.“

Erst im 3. bis 5. Jahrhundert entstand der Wunsch nach einem festen Termin. Im Jahr 354 legte Papst Liberius das Weihnachtsfest auf den 25. Dezember. „Karl der Große hat das Weihnachtsfest bereits als so wichtig angesehen, dass er sich am 25. Dezember 800 zum Kaiser krönen ließ.“ Im Jahr 813 sei das Fest durch eine Mainzer Synode zum allgemeinen Feiertag erklärt worden. Damals feierte man sogar noch vier Tage, statt unserer heutigen zwei.

Im Mittelalter wurde vor Weihnachten ähnlich wie vor Ostern gefastet. Mit dem Fasten bereitet sich der Gläubige würdig auf ein großes Fest vor. Das Fasten soll dazu dienen, Körper, Geist und Seele zu reinigen und sich ganz auf das wichtige Ereignis zu konzentrieren. Der Lebkuchen entwickelte sich als Fastenspeise und auch der Christstollen. Da er aus schwerem Hefeteig „gewickelt“ wird, soll er das neugeborene Christkind symbolisieren. Den Backwerken ist gemein, dass gute Zutaten und hochwertige Gewürze verarbeitet worden.

Auch Weihnachtslieder gab es schon. Im Jerichower Land ist das Quempassingen ein Begriff, bei dem zwei lateinische Weihnachtslieder zusammengeführt werden. Franz von Assisi stellte am 24. Dezember 1223 in der Nähe von Rom als Symbol für die Geburt Christi einen Stall mit Holzfiguren auf. Daraus entwickelten sich figürliche Darstellungen der Weihnachtskrippen, die in Kirchen und Klöstern ausgestellt worden. Die 1562 von Jesuiten in Prag geschaffene Darstellung des biblischen Geschehens gilt als erste Abbildung einer Krippe im heutigen Sinn.

Martin Luther wandte sich gegen die Verehrung von Heiligen und wollte damit auch den Nikolaus abschaffen. Stattdessen sollte nun der „Heilige Christ“, also Christus, als Christkind verniedlicht an Weihnachten Geschenke bringen. Das Christkind verwandelte sich zunehmend in ein mit Goldlöckchen ausgestattetes engelhaftes Wesen, das mit Jesus nicht mehr viel gemeinsam hatte und die Kinder besuchte. Jedoch hielt sich auch der Nikolaus, der auf den historischen Bischof von Myra zurückgeht, als Geschenkebringer und bekam als Gegenpart den mürrischen Knecht Ruprecht zur Seite gestellt.

Im 18. Jahrhundert begann die Kinderbescherung wichtig zu werden. Zuvor gab es an Weihnachten kandierte Früchte oder vergoldete Nüsse. Nun wurden die Geschenke umfangreicher. Spielsachen aus Holz oder kleine Gebrauchsgegenstände wurden verschenkt. Als Vorbild für den Weihnachtsmann gilt die Darstellung Moritz von Schwinds „Herr Winter“ von 1847, die Beran präsentierte. Darauf ist ein bärtiger Mann mit weitem Mantel zu sehen. „Die Abbildung ist zwar nicht farbig, aber man geht davon aus, dass der Mantel eher rötlich gewesen sein soll“, widerlegte sie die Annahme, dass Coca Cola den Weihnachstmann in seiner heutigen Ausprägung erfunden haben soll.

Die Weihnachtsmärkte gehen zurück auf spätmittelalterliche Verkaufstage, an denen sich die Bürgern vor der kalten Jahreszeit mit Fleisch und winterlichem Bedarf eindeckten. Seit dem 14. Jahrhundert hatten Handwerker wie Spielzeugmacher, Korbflechter oder Zuckerbäcker die Erlaubnis, auf dem Markt Dinge anzubieten, die den Kindern zu Weihnachten geschenkt wurden. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es Weihnachtsmärkte in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Im 19. Jahrhundert hat auch unser Adventskranz seinen Ursprung. 1839 führte ihn der evangelisch-lutherischen Theologe Johann Hinrich Wichern im Rauhen Haus in Hamburg ein. Dort betreute er Kinder aus sehr armen Verhältnissen. Aus einem alten Wagenrad schaffte er einen Kranz mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen als Kalender. Jeden Tag wurde eine Kerze angezündet, an den Adventssonntagen eine große Kerze. Später blieben nur die vier Kerzen an den Adventssonntagen übrig.

Ein noch relativ neuer Brauch ist der Adventskalender. Erst vor rund 100 Jahren hat ein Buchdrucker den Kalender erfunden, um den Kindern die Wartezeit zu verkürzen. Erst waren es nur gedruckte, im Verlauf des 20 Jahrhunderts kamen die mit Schokolade gefüllten Kalender auf. Heute gibt es Adventskalender für Kinder und für Erwachsene.

Eine besondere Tradition gibt es im Erzgebirge. „Dort haben sich Handwerker oder ehemalige Bergarbeiter mit Holzarbeiten ihr Brot verdient.“ So entstanden die typischen Schwibbögen mit figürlichen, oft weihnachtlichen Darstellungen. Auch die Drehpyramide entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist die Berliner Pyramide. Diese einfachen, mit Tannengrün umwundenen pyramidenförmigen Draht- und Holzgestelle wurden geschmückt und wurden auf Weihnachtsmärkten verkauft oder selbst hergestellt.

Die älteste Erwähnungen eines Weihnachtsbaumes geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Auch Goethe und Schiller erwähnten diesem Brauch. „Ihr werdet mir hoffentlich einen grünen Baum im Zimmer aufrichten“, schrieb beispielsweise Schiller. Da Tannenbäume in Mitteleuropa selten waren, konnten es sich zunächst nur die gehobenen Schichten leisten, Weihnachtsbäume aufzustellen.

Erst als ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrt Tannen- und Fichtenwälder angelegt wurden, verbreitete sich der Brauch des Weihnachtsbaumes in der Wohnung. Antonia Beran präsentierte eine Zeitungsannonce aus dem Jahr 1860, in der für den Verkauf von Weihnachtsbäumen zu lesen war. Damals wurden die Weihnachtsbäume heimlich geschmückt. „Die Kinder bekamen ihn erst zu sehen, wenn Bescherung war.“

Vieles sei der Mode unterworfen. So seien die kleinen Holzengel im Zuge der industriellen Fertigung weniger detailreich als in früheren Zeiten. Auch komme heute weniger Lametta als früher an den Weihnachtsbaum.„Heute dreht sich fast alles um die Geschenke, dennoch sollte man den Sinn des Weihnachtsfestes nicht vergessen.“ Die Museumsleiterin berichtete zum Schluss ihrer Ausführungen über die rauhen Nächte nach Weihnachten, die ebenfalls mit vielen Geheimnissen belegt seien. So solle man nach altem Glauben in dieser Zeit keine Wäsche aufhängen, da sich „etwas Böses“ darin verfangen könne. Doch zuvor wünschte Antonia Beran den Zuhörern besinnliche Festtage.