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Feuerwehr Parchener setzen auf Frauenpower

Die Feuerwehr im Genthiner Ortsteil Parchen ist gut aufgestellt, besonders durch den erfolgreichen Aufbau der Jugendabteilung.

Von Mike Fleske 27.01.2016, 10:00

Parchen l „Vor wenigen Jahren sind wir bei Bränden und Sturmschäden ausgerückt, heute sind unsere Einsätze vielfältiger“, machte Ortswehrleiter Gerd Keppler deutlich. Im vergangenen Jahr gab es 26 Alarmierungen. Die Parchener Wehr war pro Einsatz mit mindestens einer Staffel (sechs Personen) vor Ort. 34 Einsatzstunden hätten die Mitglieder geleistet und dabei 2714 Kilometer mit den Fahrzeugen zurückgelegt. Darunter Keller-, Container- und Waldbrände, aber auch Gefahrenbeseitigungen und Menschenrettungen. Eingebunden waren die Parchener auch in eine Großübung an der Bahnstrecke in Genthin. „Daher ist eine gute Ausbildung unbedingt notwendig.“ Von den 17 Feuerwehrleuten im aktiven Dienst hätten 2015 noch nicht einmal die Hälfte die vorgeschriebenen Ausbildungsstunden erreicht, merkte der Wehrleiter kritisch an. Auch die Atemschutzgeräteträger müssten sich stärker an den Ausbildungen beteiligen. Doch es gab auch Positives zu vermelden. So wurden Andy Belitz zum Löschmeister und Mary Borchardt zur Hauptfeuerwehrfrau befördert.

Borchardt besuchte zudem einen Maschinistenlehrgang und ist neben Ivonne Braune in Gladau und Heidi Hartigs in Tucheim eine von drei Frauen, die große Fahrzeuge steuern. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael ist die Parchenerin auch für die Jugendarbeit in der Feuerwehr verantwortlich. Dort sind es derzeit elf Mitglieder, von denen einer im Sommer die Grundausbildung für die Erwachsenenwehr beginnen wird. „Wir bekommen im März aber auch ein neues Kind hinzu.“ In diesem Jahr haben sich die Jugendlichen vorgenommen, die „Jugendflamme I“ als Nachweis für die regelmäßig in Parchen stattfindende Ausbildung abzulegen. Auch die Teilnahme an einem Feuerwehrcamp steht an.

Teil der Parchener Feuerwehr sind auch der Förderverein, die Frauen- sowie die Altersabteilung. Alle Abteilungen sind im Dorfleben engagiert und unterstützen beispielsweise das Weihnachtsbaumverbrennen, den Tag der offenen Tür oder das Erntefest und den Weihnachtsmarkt. Genthins Stadtwehrleiter Achim Schmechtig zeigte sich über das Engagement der einzelnen Abteilungen erfreut und lobte die Jugendarbeit. „Ich hoffe, dass ihr später auch in die Einsatzabteilung wechselt.“ Für ihn ist es ein gutes Zeichen, dass sich viele Mädchen der Feuerwehr angeschlossen haben. „Frauen- power ist immer gut“, stellte er fest. Ernster wurde der Stadtwehrleiter, als er auf die Situation der Feuerwehren zu sprechen kam. Die Pflicht, 40 Stunden Standardausbildung im Jahr zu leisten, werde nur von 50 Prozent aller 162 Einsatzkräfte in den neun Ortswehren der Einheitsgemeinde erfüllt.

Bei der Planung für die nächsten fünf bis zehn Jahre müsse man mit erheblichen Problemen der Leistungsfähigkeit rechnen. Allerdings stellte Schmechtig auch fest: „Parchen ist leistungsfähig.“ Die Feuerwehr gehöre mit Genthin, Altenplathow und Mützel zu den vier am häufigsten alarmierten Wehren. Für Bürgermeister Thomas Barz ist die Feuerwehr ein unverzichtbarer Bestandteil des gesellschaftlichen Engagements und Dorflebens. Aber er weiß um die Probleme: „Heute entdecken Erwachsene kaum noch die Feuerwehr für sich, auch Zugezogene schließen sich nicht ohne Weiteres an.“ Daher könne auch die Jugendarbeit gar nicht hoch genug geschätzt werden. Im kommenden Jahr steht den Parchener Kameraden das 90-jährige Bestehen bevor. Der Ablauf der Feierlichkeiten soll bei der nächsten Jahreshauptversammlung präsentiert werden.