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Wettbewerb Keine Chance dem Buchstabensalat

In der Genthiner Bibliothek wurde der Kreisausscheid des Vorlesewettbewerbs der 6. Klassen entschieden.

Von Natalie Häuser 22.02.2016, 00:01

Genthin l Mit den Beinen wackeln, unzählige Male den Spickzettel lesen oder sich ans Buch klammern... Jeder der jungen Teilnehmer beim Kreisausscheid der Sechstklässler im Jerichower Land hatte eine ganz eigene Technik, um mit der Aufregung umzugehen. Dennoch mussten sie sich alle in zwei Runden vor den Gästen, der Jury und den Mitbewerbern als gute Vorleser beweisen. Mit versteinerter Miene sah Jolien Hamann auf ihre gezogene Karte, die sie als vierte in der Reihenfolge zur Präsentation ihres selbstgewählten Buches ausmachte. Ein tiefes Ausatmen bewies jedoch, dass die Schülerin des Burger Roland-Gymnasiums erleichtert war, nicht beginnen zu müssen.

Halb so wild schien dies hingegen für die Wörmlitzerin Coco Mohr zu sein, die mit einem entspannten Lächeln vor den Zuschauern den Auftakt des Wettbewerbs markierte. Nun folgte ihr einer nach dem anderen, um eine selbstgewählte Szene aus dem Buch zu lesen, einige Angaben zum Autor zu machen und etwas zur Begründung seiner Buchwahl zu sagen, wenn man auch ein bisschen Privates preisgeben mochte. „Es freut uns natürlich, dass sich jedes Jahr eifrige Leser finden, die beim Wettbewerb mitmachen“, sagte Bibliothekarin Cornelia Draeger, die die Sechstklässler durch die Veranstaltung begleitete. Ihr Tipp an die aufgeregten Teilnehmer: „Wenn ihr euch mal vertut, einfach weiterlesen. Das merkt niemand.“

Mit dem Finger fährt die Gommeraner Europaschülerin Coco Zeile für Zeile auf der Buchseite entlang, um möglichst keinen Fehler zu machen. Sie betont verschiedene Satzteile besonders, um die Zuhörer auf wichtige Ereignisse der Szene aufmerksam zu machen. Geglückt! Und ganz ohne größere Hänger oder Buchstabensalat. Ein Mann und sein Kater spielen in der Geschichte der Genthinerin Laura Jorra die Hauptrolle. „Alle lieben Bob“ heißt die gebundene Ausgabe von James Bowen, die die Bismarck-Schülerin dem Publikum vorstellt. Während des Lesens verschränkt sie nervös die Hände ineinander, aber angesichts der kurzweiligen und wahren Geschichte um den rotpelzigen Kater Bob, der mit seinem Besitzer, einem Straßenmusiker, lange Zeit obdachlos in London gelebt hat, fällt es kaum einem im Publikum auf. Auf ihre einstige Klassenkameradin Pia Pfeiffer, die sie auf der Teilnehmerliste entdeckt, wartet sie vergeblich. Dabei hätte sie sich gefreut, die Genthinerin, die jetzt die Sekundarschule Brettin besucht, hier wiederzutreffen.

Im hinteren Teil des Raumes hat die Jury Platz genommen. Mit Christine Schreiber vom Geschäft „Buch und Papier“ in Genthin, Eckhard Neumann, Chef des Genthiner Amateurtheaters und Stadtrat Gordon Heringshausen, der in diesem Jahr neu dazu gekommen ist und gespannt lauscht, wie sich die jungen Leser so machen, ist es ein Dreigespann, das sich nicht von der bloßen Auswahl des Werkes beeinflussen lässt. Nun ist der einzige Junge der Runde, Morten Romba aus Burg, mit seiner Fantasiegeschichte an der Reihe. Nach anfänglichen Schwierigkeiten atmet der Sekundarschüler einmal tief durch, um dann fast fehlerfrei den Buchauszug vorzulesen.

Fabiola Meier aus Möser hat sich eine Geschichte ausgesucht, in der sich ein Mädchen nichts sehnlicher wünscht, als endlich eine beste Freundin zu haben und Wörter wie „Salom Bombola“ erfindet. Bei Maxi Schäfers Buch kommen in der vorgelesenen Szene auch bei den Erwachsenen Erinnerungen ans erste Verliebtsein zurück. In der ausgewählten Szene teilen sich Hexe Tinka, eine der Hauptfiguren, und der süße Phil einen leckeren Eisbecher und kommen sich näher. Schließlich hat wohl Papa Henry am besten die Daumen gedrückt. Denn seine Tochter Coco Mohr konnte die Jury letztlich davon überzeugen, die Gymnasiastin der Europaschule Gommern in den Bezirksausscheid zu schicken. Alle anderen freuen sich über Teilnehmerurkunden und neuen Lesestoff.