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Besuch Tipps für englische Kirche

Besuch aus der Diözese Worchester, der Partnerkirche der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM), hatten Kade und Isterbies.

Von Sigrun Tausche 20.04.2016, 14:00

Kade/Isterbies l Das Problem, dass eigentlich immer weniger Kirchengemeindemitglieder für die Unterhaltung der Kirchen aufkommen müssen – und das natürlich nicht können, gibt es nicht nur hier. Auch in der Diözese Worchester in England ist das Thema sehr aktuell, was die Erzdiakonin zu ihrer Rundreise zu verschiedenen Kirchengemeinden im Bereich der EKM veranlasste. Sie suchte Antworten auf die Frage, wie eine Schließung von Kirchen verhindert werden kann, indem zum Beispiel die Gebäude multifunktional genutzt werden und auch Menschen, die nicht der Kirche angehören, einbezogen werden.

Am Montag standen vier Stationen auf dem Reiseprogramm von Nikki Groarke: die Kirchen in Gollwitz, Karow, Kade und Isterbis. Die Auswahl wurde vom Kirchbauverein der EKM getroffen, und dabei wurde das Augenmerk darauf gelegt, der Besucherin möglichst verschiedene Ausgangssituationen und Lösungsmöglichkeiten zu zeigen. In Gollwitz zum Beispiel steht die Restaurierung der Kirche noch ganz am Anfang, in Karow wurde schon sehr viel erreicht, aber es ist noch viel zu tun, und in Kade ist bis auf Kleinigkeiten schon alles geschafft – über viele Jahre und mit riesiger Eigeninitiative des Fördervereins Kader Kirchen sowie vieler Helfer, darunter auch vieler Nicht-Kirchenmitglieder.

Ausführlich stellte Vereinsvorsitzender Siegfried Koch die Stationen der Kirchenrestaurierung vor, was Erzdiakonin Nikki Groarke mit großem Interesse verfolgte. Die sympa­thische Frau war sehr beeindruckt von dem, was hier geleistet wurde, und konnte ganz bestimmt einige Anregungen mit nach Hause nehmen.

Angefangen von der Restaurierung des Flügelaltars aus der Werkstatt von Lucas Cranach im Jahr 2001 über die verschiedenen Etappen der Innenraum-Restaurierung, die Restaurierung der hundertjährigen Rühlmann-Orgel bis hin zu zahllosen Einsätzen zur Verschönerung des Geländes ringsum berichtete Siegfried Koch über die Etappen der Sanierung, über die zahllosen Stunden, die in Eigeninitiative geleistet wurden, über die Sponsoren, die gewonnen werden konnten – insbesondere die Pharmazie Dr. Kade – und über die große Spendenbereitschaft der Einwohner aller Ortsteile, unabhängig von der Kirchenmitgliedschaft.

„Die Kirche ist Mittelpunkt im Dorf, und wenn man eine so schöne Kirche hat, sollte man sie auch erhalten“, nannten Mitglieder des Fördervereins die Beweggründe für dieses Engagement so vieler Bürger.

Allerdings mussten sich die Vertreter der EKM, die Nikki Groarke begleiteten, auch anhören, dass man beim Förderverein in Kade den Eindruck habe, dass dieses enorme Engagement nicht anerkannt wird. Hier sei mit relativ wenig (Kirchen-)Geld enorm viel geleistet worden, dennoch sei Kade trotz zweimaliger Beteiligung am Wettbewerb um den „Goldenen Kirchturm“ nicht berücksichtigt worden. Ein drittes Mal hatte sich der Förderverein nicht beteiligt, zumal dies ja auch immer mit Aufwand und Kosten verbunden sei.

Die Vereine in Gollwitz und Karow hatten mehr Glück: Beide erhielten einen Anerkennungspreis in Höhe von 1 000 Euro. Die Preisverleihung „Goldener Kirchturm 2015“ fand am 16. April in Schönebeck statt. Der Siegerpreis in Höhe von 3 000 Euro ging an die Kirchengemeinde St. Nikolai in Wettin.

Reinhard Werneburg, Regionalbischof a.D., wollte das auf keinen Fall so stehen lassen und betonte, dass die Kirche dieses Engagement durchaus anerkenne. Es sei aber immer wieder sehr schwierig, bei den vielen Kirchbau- und Fördervereinen eine Auswahl zu treffen. Eigentlich werde mit diesem Preis das gesamte bürgerschaftliche Engagement gewürdigt, betonte er. Und das Schönste für alle, die mitgeholfen haben, sei ja, wenn sie ihre schmucke Kirche sehen und nutzen können.