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Freiwilligendienst Neuanfang im Altenheim

Den Bundesfreiwilligendienst gibt es seit fünf Jahren. Marco Fleischer erbeitet in der Sozialstation in Genthin.

Von Mike Fleske 03.05.2016, 11:00

Genthin l Wenn an einem sonnigen Mai-Morgen ein fröhlicher zweistimmiger Gesang aus einem Zimmer im DRK-Seniorenzentrum dringt, dann ist Marko Fleischer im Dienst und versorgt einen Bewohner. Wecken, waschen, anziehen. Die tägliche Hygiene fällt manchem Morgenmuffel viel leichter, wenn er von Marko Fleischer begleitet wird.

„Das ist einfach meine Art, ich kann nicht anders, als kommunikativ mit anderen Menschen umzugehen“, sagt er. Das kommt an. Mögen die Bewohner seinen Namen vergessen, wenn der 45-Jährige zur Tür hereinkommt, wird er freundlichen begrüßt.

 Seit September 2015 ist Marko Fleischer als Bundesfreiwilligendienstleistender, oder Bufdi, wie er humorvoll verkürzt genannt wird, tätig. „Ich habe immer schon gern mit älteren Menschen gearbeitet, fand es als Kind schon toll, was meine Großeltern erzählt haben.“ Später machte der Ferchländer seinen Zivildienst in der Jerichower Fachklinik.

„Das war zwar ein anderer Schwerpunkt, aber auch dort konnte ich für andere da sein.“ Etwas, was ihn auch in der Genthiner Einrichtung für den Beruf begeistert. Der Mittvierziger freut sich über die freundlichen und ehrlichen Reaktionen der Bewohner. „Das ist etwas, was mich sehr bereichert“, sagt Fleischer. In die Genthiner Einrichtung ist er durch die Unterstützung der Hohenseedener Tanzgruppe „Lindenblüte“ gekommen.

„Die Gruppe ist hier aufgetreten und ich habe die Technik betreut, am Rande des Auftritts bin ich mit Gabriele Werner ins Gespräch gekommen und habe ihr von meinem Interesse an der Arbeit mit Senioren erzählt.“ Die Einrichtungsleiterin zeigte Interesse und so startete Marko Fleischer im vergangenen Herbst in Genthin durch.

Der Bundesfreiwilligendienst sei für das Seniorenzentrum eine interessante Sache. „Wir können schauen, ob jemand mit dem Kollegium und den Senioren zurechtkommt“, sagt Gabriele Werner. Fleischer ist der vierte Bufdi in der Senioreneinrichtung. Er hat sich bestens in das Team integriert und mag die Bewohner - und die mögen ihn und seine lockere humorvolle Art.

Spaß macht dem 45-Jährigen auch die Vorbereitung von Veranstaltungen, wie den Spielenachmittagen, der Lesestunde oder Ausflügen, beispielsweise in den Tierpark Zabakuck. „Es gibt eine ganze Reihe wechselnder Tagesangebote, bei denen ich auch Vorschläge mache“, sagt Fleischer.

Mit seinen 45 Jahren gehört Fleischer zur Gruppe der 27- bis 50-Jährigen, die mit knapp 800 die größte Gruppe von Bundesfreiwilligendienstlern in Sachsen-Anhalt stellen. Im April gab es im Bundesland rund 2000 Bufdis, in ganz Deutschland waren es rund 40 000 Menschen, die sich freiwillig engagierten. Mit dem Bundesfreiwilligendienst wurde im Mai 2011 der Zivildienst nach dem Aussetzen der Wehrpflicht ersetzt. Seitdem können Freiwillige sich für ein Jahr in kulturellen oder sozialen oder Jugendeinrichtungen verpflichten. Darunter auch Ältere.

Mehr als 700 Bufdis in Sachsen-Anhalt waren im April älter als 51 Jahre. Viele von ihnen nutzten den Dienst als Vorbereitung für die berufliche Orientierung, ähnlich wie Marko Fleischer. „Ich möchte an mein freiwilliges Jahr die Ausbildung zum Altenpflegehelfer anhängen und dann gern in diesem Beruf weiterarbeiten“, sagt er. Reich könne man mit dieser Arbeit nicht werden. „Aber reich möchte ich auch gar nicht werden, sondern glücklich und das bin ich hier.“