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Kulturlandschaft Gemeinsam Wissen bewahren

Bernd Reuter vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt beschäftigt sich mit der Kulturlandschaft. Und er will sie bewahren.

Von Massimo Rogacki 23.05.2016, 11:00

Genthin l Was haben ein Grenzstein, ein Stauwehr und ein Acker gemeinsam? „Diese Elemente sind alle ein Teil unserer Kulturlandschaft“, sagt Professor Bernd Reuter. Dass der Begriff der Kulturlandschaft im wahrsten Sinne des Wortes „ein weites Feld ist, weiß der Geologe nur zu gut. Schließlich beschäftigt er sich als Vorsitzender des Arbeitskreises Kulturlandschaften des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt mit genau diesem Thema. Zuhörer lässt er gern daran teilhaben.

Im Kreismuseum Jerichower Land spricht er auf Einladung von Museumsleiterin Antonia Beran vor den interessierten Zuhörern – einen Tag vor dem Internationalen Museumstag, der in diesem Jahr die Überschrift „Museum in der Kulturlandschaft“ trägt. Passender hätte Beran den Referenten nicht wählen können.

Zum Vortrag, der auch im Rahmen des traditionellen Ortschronistentreffens stattfindet, sind viele vom Fach – Chronisten, Archivare und Heimatkundler – gekommen. Sie hören, wie Reuter ein flammendes Plädoyer für den „Erhalt des ländlichen Raumes und der Traditionen“ hält. Die Museen als Wissenspeicher könnten ihren Teil dazu beitragen.

An erster Stelle jedoch stehe die Beobachtung. Bei der Anfahrt auf Genthin etwa habe er ein Stück preußische Landschaft erblickt, meint der in Halle lebende Reuter mit leiser Ironie. Die Wege, die Kanalführung, alles sei schnurgerade. Und am Ende der Straße erblicke man am Horizont eine Kirche.

Reuters Eindruck ist lediglich ein Beispiel. Denn Kulturlandschaft impliziert, dass sie durch den Menschen geprägt ist. Sein Arbeitskreis hat sich die Erfassung aller Elemente vom Wölbacker bis zum Meilenstein auf die Fahnen geschrieben. „Und dazu müssen wir vor allem mit ihnen zusammenarbeiten“, sagt Reuter.

Dazu stellt er das Kulturlandschafts-Wiki „KLEKs“ vor. Ein Projekt mit dem Ziel, Elemente der Kulturlandschaft in einer geografischen Datenbank zu erfassen. Dort werden Informationen, Texte und Fotos etwa zu Gebäuden, alten Verkehrswegen, historischen Stätten gesammelt. Mehrere Autoren können an einem Thema arbeiten.

So ist es etwa möglich, dass ein Heimatforscher ein neues Landschaftselement auf einer digitalen Landkarte einzeichnet, ein Museologe etwas ergänzt und ein Landschaftsplanungsbüro beispielsweise ein Foto hinzufügt, das bei Felderfassungen aufgenommen wurde. Damit ließe sich Wissen speichern, meint Reuter. „Sonst erinnert sich bald niemand mehr daran, wie ein Dreschflegel ausgesehen hat.“

Auch für die potenziellen Bewahrer dieses Wissens kämpft der Heimatbund. So müssten zum einen Kulturlandschaftsführer ausgebildet werden und die Arbeit von Ortschronisten auch von der Politik unterstützt werden. Positive Beispiele gibt es: In Jerichow etwa existiert seit April ein hauptamtlicher Ortschronist, der eine Aufwandsentschädigung erhält. Ein Schritt in die richtige Richtung, finden Reuter und Museumsleiterin Beran.

Weiterführende Informationen zur Arbeit des Landesheimatbundes unter www.lhbsa.de. Zu KLEKs: www.kleks-online.de.