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Integration  Begegnungen zwischen Tomaten

Im neuen "Integrationgarten" des Vereins Birkheide arbeiten Einheimische gemeinsam mit Flüchtlingen.

Von Franziska Ellrich 26.05.2016, 07:00

Genthin l Ein Syrer kommt bereits täglich mit dem Fahrrad in die Genthiner Kleingartenanlage Birkheide. Dort sorgt der junge Mann für die Pflege, in der eigens für die Flüchtlinge angelegten Parzelle. Wo vor wenigen Wochen noch das Gras wucherte, ist jetzt der Boden sauber umgegraben. Mehr als 100 Tomatenpflanzen sind an Stangen festgebunden, Bohnensamen und Zwiebelknollen sind in der Erde verschwunden. Dafür haben fünf Asylbewerber aus Genthin gemeinsam gesorgt.

Hilfe bekommen sie beim Anlegen ihres eigenen kleinen ‚Integrationsgartens‘ von den Mitgliedern des Kleingartenvereins Birkheide. Mit Fördergeldern aus dem Projekt ‚Demokratie leben‘ wurden die Pflanzen besorgt. Die Idee: Die Mitglieder wollten sich in punkto Flüchtlinge einbringen. „Und wenn man gemeinsam im Garten schwitzt, kommt man sicher ins Gespräch“, erklärt der Vereinsvorsitzende Kevin Schröder. Wobei in Sachen Gespräch noch einige Hürden zu nehmen sind.

„Wir verständigen uns mit Händen und Füßen“, sagt Erika Kober vom Kleingartenverein. Zur Not habe man sich auch schon mal mit Zeichnungen im Sand beholfen. „Es hat nur ein bisschen gedauert, bis ich die Linien als Paprika erkannt habe“, erzählt Erika Kober mit einem Schmunzeln. So soll es sein. Die neuen Gartennachbarn wollen sich kennenlernen, gegenseitig helfen. „So können wir ein Miteinander schaffen“, hofft Kevin Schröder. Und denkt dabei nicht nur an Gartenarbeit, sondern auch an gemeinsame Grillabende. Zur Wurst gibt es dann bestimmt schon einen Salat aus selbst geernteten Zutaten.

Denn, alles was die Flüchtlinge in ihrem Garten ernten, können sie natürlich mit nach Hause nehmen. Was übrig bleibt, soll an die Tafel gespendet werden. Der neue Integrationslotse in Genthin Mohamed Mabruk will jetzt für das Projekt bei den Asylsuchenden werben. „So sieht eine Begegnung zwischen den Kulturen aus.“ Wenn sich genügend Hobbygärtner finden, stehen in der Gartensparte sogar weitere leer stehende Parzellen zur Verfügung. Unterstützt wird das Projekt auch vom Stadtverband der Gartenfreunde, der sich die Instandhaltung der bestehenden Kleingärten auf die Fahnen geschrieben hat. Rund 4000 Euro stehen dem Verein für die Idee ‚Integrationsgarten‘ zur Verfügung.

Für die Leiterin der Koordinierungs- und Fachstelle für das Programm ‚Demokratie leben‘ Gabriele Herrmann steht dieses Projekt in einer Reihe mit der Integrations-Werkstatt, in der seit dem vergangenen Jahr Flüchtlinge und Einheimische gemeinsam Werkstücke aus Holz und Metall herstellen. „Ich freue mich, dass sich die Kleingärtner zu diesem Projekt bereit erklärt haben, da es für unser Programm wichtig ist, dass es vielfältige Aktionen gibt.“ Wer mehr zu dem Projekt wissen will oder noch Stangen für die Tomaten abzugeben hat, schaut einfach in der Gartensparte vorbei.