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Vortrag Pilze: Erst fragen - dann essen

Die Pilzsachverständige Elke Tantzen erläuterte in der Stadt- und Kreisbibliothek Genthin, worauf Sammler achten sollten.

Von Mike Fleske 12.09.2016, 09:00

Genthin l „Nehmen Sie nur mit, was Sie auch kennen“, war einer der zentralen Sätze, die Elke Tantzen den Zuhörern in der Genthiner Bibliothek während ihres Vortrages ans Herz legte. Tantzen ist diplomierte Biologin und Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie sowie des Landesverbandes Sachsen-Anhalt. Tantzen hatte eine Reihe von Hinweisen und Tipps, die Sammler beherzigen sollten. Man solle Pilze nicht waschen, „Sie saugen sich sonst mit Flüssigkeit voll.“ Besser sei es mit den Pilz mit einm Pinsel bereits im Wald zu reinigen. Wenn etwas an dem Pilz nicht stimmt, das Exemplar einfach im Wald liegen lassen, die Natur erledige den Rest.

Sammler brauchen vor der Berührung mit giftigen Pilzen keine Angst zu haben: „Es gibt keine kontaktgiftigen Pilze“, konnte Tantzen beruhigen und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Die Hände sollte man aber nach der Berühung mit Giftpilzen nicht gerade ablecken, sondern gründlich waschen.“ Interessant ist, dass die Verträglichkeit von Pilzen bei Tieren kein Indiz für eine allgemeine Verträglichkeit auch beim Menschen ist. „Wildschweine und Rehe wissen, wie viel sie von den Pilzen vertragen. Tantzen hatte auch einige Hinweise, an denen man giftige und ungiftige Pilze unterscheiden kann. Etwa die Hutform, die Lamellen oder dem Stiel. „Es gibt eine Reihe von Pilzführern, die sehr empfehlenswert sind und die man zur Bestimmung nutzen kann“, sagte die Expertin.

 Allerdings müsse man sich die Mühe machen, die in der Literatur genannten Beschreibungen abzugleichen und nicht nur die Fotos mit dem gefundenen Exemplar. Die Expertin machte deutlich dass die Regel „Erst fragen, dann essen“, oberste Priorität habe. Pilzberater stehen zur Seite. „Wickeln Sie einen verdächtigen Pilz in Alufolie und transportieren sie ihn von ungiftigen gesondert.“ Die Sporen des verdächtigen Pilzes könnten sich sonst auch zwischen den anderen Exemplaren befinden. Pilzberater findet man im Internet. Wem trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ein giftiger Pilz in einer Mahlzeit untergekommen ist, sollte sich an die Giftnotrufzentrale wenden. „Die meisten Ärzte können eine Pilzvergiftung nicht ohne Weiteres erkennen, da sie auf die Symptome nicht geschult werden“, erläuterte Tantzen.

Sie riet Putzreste oder Erbrochenes aufzubewahren, um die Untersuchungen zu beschleunigen. Aber auch für Pilzexperten gibt es immer wieder neue Erkenntnisse auf dem Gebiet, da die Wissenschaft ständig forsche. Der kahle Krempling galt früher als Speisepilz, heute weiß man das der Mensch Antikörper gegen diese Pilzsorte aufbaut und der Verzehr gefährlich werden kann. Auch vermeintliche Speisepilze können giftig sein, wie beim Karbolchampingon. Er ist vom genießbaren Champignon nur durch Anritzen der Haut an der Knolle zu unterscheiden. Dort färbt er sich dann chromgelb. Außerdem riecht er chemisch. Er verursacht Magen-Darm-Beschwerden und Übelkeit. Überhaupt seien viele Speisepilze roh giftig.

Die Expertin war aber weit davon entfernt, den Zuhörern den Genuss von Speisepilzgerichten verderben zu wollen. Waldpilzpfannen, Kotelett mit Pilzen seien lecker. Aber auch bei der Zubereitung sollte man Regeln beachten. „Einen Riesenbovist sollte man immer panieren und Braten.“ Ohne Panade sauge sich der Bovist derart mit Fett oder Öl voll, dass er zu Unverträglichkeiten führe. Gutes Kauen sei ebenfalls wichtig, da Pilze nur schwer zu verdauen sind und sonst Magenschmerzen verursachen können.