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Konzept Bekommt Genthin ein modernes Museum?

An einem Zukunftskonzept für das Kreismuseum in Genthin arbeitet der Landkreis.

Von Falk Heidel 29.09.2016, 09:00

Genthin/Burg l Die Zeiten ändern sich! Wo kann man dies besser beobachten als im Kreismuseum an der Mützelstraße in Genthin? Doch jetzt sollen auch für die Einrichtung von Leiterin Antonia Beran neue Zeiten anbrechen. Landrat Steffen Burchhardt will das ehrwürdige Museums-Gebäude erhalten. Allerdings gibt es Sicherheitsbedenken für größere Besuchergruppen in der 120 Jahre alten Jugendstil-Villa: „Wir können das Haus nach wie vor als Archiv und Lager nutzen. Auch sind hier Recherche-Arbeiten beziehungsweise geschichtliche Forschungen machbar“, sagte Burchhardt kürzlich in Burg vor Mitgliedern des Kreisausschusses.

Jedoch sollen größere Ausstellungen nicht mehr an der Mützelstraße gezeigt werden. Die Villa mit allen Sicherheitsstandards auszustatten, sei kaum mach- beziehungsweise finanzierbar. Deshalb favorisiert Burchhardt die Nutzung des Kreishauses (Glashaus neben dem Arbeitsamt) an der Brandenburger Straße für aktuelle Ausstellungen des Museums: „Wir prüfen derzeit, wie viel Geld in die Hand genommen werden muss, um die dortigen Gegebenheiten für solche Ausstellungen anzupassen“, sagte Burchhardt.

Als problematisch bezeichnet er die Dauerausstellung zur Geschichte des Jerichower Landes von der Eiszeit bis zum 20. Jahrhundert. Er sagt: „Im Gegensatz zu den Sonderausstellungen haben wir sehr niedrige Besucherzahlen.“

Ist dies das Ende der Dauerausstellung?

Burchhardt: „Es gibt Überlegungen, die Exponate umzuquartieren.“

Also könnte auch ein Teil der überarbeiteten Dauerausstellung ins gläserne Kreishaus umziehen. Entstanden ist diese Ausstellung (teilweise mit handgeschriebenen Erklärungstafeln) in der Zeit zwischen 1960 und 80 unter den damaligen Museumsleitern Dr. Max Bathe und Klaus Börner. Allerdings warnt Börners Nachfolgerin Antonia Beran vor unüberlegten Schritten bei der Neuausrichtung des Museums: „Es gibt verschiedene, sehr wertvolle Exponate, die eine Licht- oder Luftveränderung nicht überstehen würden“, erklärte sie auf Nachfrage der Volksstimme.

Eine weitere Säule der Neuausrichtung des Museums sind mobile Ausstellungen. Burchhardt zufolge könnte künftig ein Museumspädagoge eine kleine Ausstellung in Schulen oder Heimatstuben aufbauen: „Und den Leuten vor Ort ein lebendiges Museum präsentieren.“ Es gibt bereits einen erfolgreichen Test in dieser Richtung an der Burger Pestalozzi-Grundschule. Hier gab es historischen Unterricht mit Museumsleiterin Antonia Beran für Drittklässler – mit altdeutscher Schrift auf Schiefertafeln und Schulmappen aus Rindsleder.

Landrat Burchhardt will das Museums-Konzept demnächst dem Kreistag vorlegen: „Auf der Suche nach den besten Lösungen ist eine seriöse Debatte in der Öffentlichkeit durchaus willkommen.“

Die Genthiner Museumssammlung umfasst derzeit mehr als 25 000 Exponate und konzentriert sich auf das Jerichower Land. Das Museum besitzt eigenen Angaben zufolge eine der bedeutendsten frühgeschichtlichen Sammlungen im nördlichen Sachsen-Anhalt. Umfangreich sind auch die Sammlungen von städtischen und ländlichen Alltagsgegenständen, Handwerksgerät, Ziegeleiprodukten, Textilien und ländlicher Festkleidung, Waffen, Uniformen, Münzen, Zinn, Prunkgeschirr und Grafik.

Im Museumsgarten sind ein so genannter Runenstein, ein acht Meter langer Einbaum und alte preußische Postmeilensteine ausgestellt.

Neben einer kleinen Schriftgutsammlung, die eine Teilsammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung enthält, besitzt das Museum Foto- und Negativbestände mit Ortsansichten des ehemaligen Kreises Jerichow II aus dem 20. Jahrhundert. Es gibt eine Präsenzbibliothek mit mehr als 1000 Bänden zur Regionalgeschichte und mehr als 500 Bänden mit Fachbüchern zur Ur- und Frühgeschichte. Das Zeitungsarchiv reicht zurück bis zu den ersten regionalen Tageszeitungen von 1853.