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AusländerProbleme in Parey lösen

Echte Probleme und Gerüchte: In Parey ist die Stimmung aufheizt. Es geht um ausländische Mitbewohner und das Zusammenleben im Ort.

Von Sigrun Tausche 23.03.2017, 11:36

Parey l Was denn an dem Gerücht dran sei, dass der brachliegende Garten vor dem Block im Pareyer Lustgarten, in dem rumänische Familien wohnen, zu einem Spielplatz umgestaltet werden soll, fragte eine Anwohnerin dieses Wohngebiets in der Elbe-Pareyer Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Zusammen mit einer weiteren Anwohnerin hatte sie sich auf den Weg gemacht, um von zuständiger Stelle Informationen zu bekommen – auch zu anderen Fragen zum Thema rumänische Mitbürger.

„Nein!“ war die klare Antwort von Bürgermeisterin Nicole Golz. Das sei ein Gerücht, das schon von vor zwei Jahren stamme. Das werde aber nicht passieren, betonte sie und nahm die Anfrage zum Stichwort, um noch einmal öffentlich zu verschiedensten Gerüchten, Anfeindungen, Falschaussagen und Halbwahrheiten Stellung zu beziehen, die in Parey und Umgebung sowie im Netz kursieren. „Erstens: Ich habe die Rumänen nicht nach Parey geholt! Zweitens: Ich habe auch keine Willkommenskultur betrieben, wie das mit Bezug auf den Zeitungsartikel von vor zwei Jahren geäußert wird!“

Damals sei sie noch Ortsbürgermeisterin von Parey gewesen, und weil ganz viele Probleme an sie herangetragen wurden, haben sie und andere versucht, Integrationsarbeit zu leisten. „Das heißt aber nicht, dass ich die Rumänen hier haben wollte!“ Im Zuge dieser Versuche einer Integrationsarbeit hatte es mal Überlegungen gegeben, diesen brachliegenden Garten als Spielplatz herzurichten. Aber das sei lange vom Tisch.

Ganz deutlich wurde Nicole Golz auch bezüglich solcher Aussagen, die ebenfalls im Netz gepostet werden, dass nach jenem Zeitungsartikel nichts mehr passiert sei und die Gemeinde auf Bürgerbeschwerden nicht reagiere. „Wir kennen die Probleme und sind ständig in Kontakt mit der Hausverwaltung, mit der AJL, mit dem Landkreis.“

Weil Mülltrennung offenbar etwas ist, das man den Bewohnern dieses Wohnblocks auch mit größter Anstrengung nicht beibringen kann, sei zusammen mit der AJL eine Lösung gefunden worden, die dem Verwalter des Wohnblocks – das sei die Immoplan GmbH Magdeburg – wahrscheinlich am allerwenigsten gefallen dürfte. Denn für die wird es richtig teuer. „Es gibt dort nur noch schwarze Tonnen. Und die werden wöchentlich abgeholt. Wenn Mülltüten daneben liegen, dann müssen die Rumänen selbst diese in die Müllfahrzeuge werfen.“

Für Anwohner des Gebiets nicht zu übersehen war vor kurzem die Masse an Sperrmüll, die vor dem Block stand. Der Sperrmüll stand aber nur wenige Tage dort – das bestätigten auch die beiden Frauen aus dem Lustgarten – und wurde dann von der AJL abgeholt, zum „Werderberg“ gebracht und dort gewogen. „Alles an Gewicht, was die zulässige Grenze für die Zahl der Haushalte überstieg, muss bezahlt werden.“ Die Rechnung dafür gehe auch an die Immoplan GmbH.

Warum es zu dieser Sperrmüllaktion kam, erklärte Nicole Golz auch: Vor etwa zweieinhalb Wochen seien in der Grundschule Güsen Kakerlaken festgestellt worden – erst einzelne, dann ein ganzer Schwung im Rucksack eines Mädchens. Die Schulleiterin habe daraufhin die rumänischen Kinder sofort nach Hause geschickt und das Gesundheitsamt informiert. Dieses sei dem Problem dann auch auf den Grund gegangen. Bevor aber der Kammerjäger in dem Wohnblock zum Einsatz kommen konnte, mussten die Rumänen erstmal sämtliche Keller komplett leerräumen. Den Sperrmüll hatten sie überall zusammengesammelt und in den Kellern gelagert, was sie nicht brauchten.

In diesem wie auch in anderen Fällen von Beschwerden und Problemen rufe sie nach wie vor Emil Zlate an (der damals in dem Bericht vorgestellt wurde), erklärte Nicole Golz. Der wohne zwar inzwischen in Magdeburg, komme aber her, wenn etwas zu regeln ist. Denn mit den Deutschkenntnissen der meisten Rumänen, die hier wohnen, ist es nicht weit her.

Ausdrücklich ruft Nicole Golz die Bürger zum wiederholten Male dazu auf, der Gemeinde konkrete Beschwerden vorzutragen – mit allen Details, die notwendig sind, um überhaupt darauf reagieren und handeln zu können. Allgemeines Schimpfen bringe einfach nichts. Außer mit Lärmbeschwerden habe bei ihr bisher noch nie jemand persönlich vorgesprochen, betont sie.

Dass andere Anwohner des Lustgartens teilweise massiv unter Lärmbelästigungen aus dem rumänischen Block leiden, stellt sie nicht in Abrede. Jedoch habe sie keine Möglichkeit, hier als Gemeinde etwas zu unternehmen, wenn nicht konkrete Hinweise vorliegen. Schon vor längerem hatte sie bei entsprechenden Anfragen mitgeteilt, dass mit der Polizei abgestimmt sei, dort häufiger auch zu späterer Stunde Kontrollfahrten durchzuführen. Dass der Erfolg eher dürftig ist, sollte kaum überraschen. „Wir können aber nicht ständig jemanden von der Gemeinde dort postieren“, macht die Bürgermeisterin klar.

Deshalb seien die Anwohner, die sich beschwert hatten, auch gebeten worden, Lärmprotokolle zu verfassen. „Aber wir haben zur Antwort bekommen: Die Arbeit machen sie sich nicht!“

Dass tatsächlich gehandelt werden kann, wenn es einen konkreten Hinweis gibt, hat die Aktion vor einer Woche gezeigt: „Gegen Mittag bin ich vom Jugendhaus angerufen worden, dass vier rumänische Jugendliche auf dem Sportplatz nebenan randalieren“, berichtete Nicole Golz. Sie und drei Mitarbeiter des Amtes sind sofort hingefahren, auch die Polizei wurde alarmiert und war dann ebenfalls vor Ort. „Die Jugendlichen hatten ein Fußballtor komplett zerlegt und über den Platz verteilt!“

Bleibt abzuwarten, was aus dieser Sache nun wird. „Ich bleibe dran!“ betont die Bürgermeisterin.

Eingeschaltet worden sei hierbei auch die Ausländerbehörde des Landkreises, fügt sie an. „Dort werden jetzt alle angezeigten Beschwerden abgearbeitet.“ Leider habe es ein gutes Jahr gedauert, bevor man dort erkannt habe, dass die Gemeinde Elbe-Parey mit diesem Riesenproblem nicht alleine fertig werden kann.

Die Initiative dazu, ein besseres Miteinander herbeizuführen, haben jetzt auch junge Leute in Jugendhaus und Schule ergriffen, sagt Nicole Golz. Im Jugendhaus hatte es bereits massive Probleme gegeben, so dass einigen rumänischen Jugendlichen zeitweise Hausverbot erteilt werden musste.

Bei öffentlichen Spielplätzen funktioniert so etwas freilich nicht, und so bleibt bezüglich des vorhandenen Spielplatzes im Lustgarten vorerst nur die Möglichkeit, Spielgeräte, die kaputt sind, ganz abzubauen. „Neue Investitionen wird es hier erst geben, wenn die Gesamtsituation geklärt ist“, machte Nicole Golz klar.

Sie erinnerte aber auch daran, dass es nicht nur rumänische Mitbürger sind, die Müll herumschmeißen, Lärm machen, Gemeindeeigentum mutwillig zerstören und so weiter. Allein die Liste dessen, was in den vergangenen Jahren – bevor die Rumänen kamen – in Elbe-Parey dem Vandalismus zum Opfer fiel, ist lang. Und es ist eine Menge Geld, das damit praktisch vernichtet wurde – Geld, dass die Gemeinde wahrlich nicht zu verschenken hat, sondern an allen Ecken dringend braucht.