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Erntedankfest Geschmückte Wagen fahren Früchte ein

Erntedank in Roßdorf: Mit über 30 Fahrzeugen zog der Umzug durchs Dorf und ließ sich von den Zuschauern bejubeln.

Von Simone Pötschke 05.10.2015, 17:30

Roßdorf l Kurz vor 11 Uhr formierten sich am Sonnabend am Dorfgemeinschaftshaus die bunt geschmückten Fahrzeuge zum Umzug. Allen voran das Polizeifahrzeug, gelenkt von Michael Kliemann, zuständiger Regionalbereichsbeamter. Er tanzte sozusagen auf zwei Hochzeiten: am Vormittag in Roßdorf, nachmittags in Genthin zum Tag des Ehrenamtes auf dem Marktplatz. Minuten bevor sich der Umzug in Bewegung setzte, hatte auch Gerhard Behrend den Kramer, Baujahr 1937, angeworfen. Das 26. Jahr in Folge führt dieser Oldtimer den Umzug an, auf seinem Wagen spielten traditionell die Musiker, das Genthiner Blasorchester, auf.

Der Kramer sei gut über den Winter gekommen, er werde hin und wieder durch Dieter Kliemann gewartet, so dass er zum Erntedankfest startbereit ist, machte sich Behrend optimistisch auf die Fahrt durch das ganze Dorf. Eine technische Panne blieb dem Leitfahrzeug, dem sich dann über 30 Fahrzeuge anschlossen, erspart. Es war ein Umzug, von dem Heimatgefühl und Wärme ausging. Wieder einmal zeigte sich, neben der besonderen Kreativität, mit der die Wagen geschmückt wurden, dass dieses Erntedankfest mittlerweile auch identifikationsstiftend für die gesamte Stremmeregion ist.

Die Kindergärten Roßdorf und Kleinwusterwitz gestalteten gemeinsam einen Wagen, der Agrarwirtschaftsbetrieb Demsin ließ mit John Deere modernste Großraumtechnik durch Roßdorf rollen, der Kleintierzuchtverein Klitsche war vertreten ebenso wie der Förderverein Schinkelkirche Kleinwusterwitz. Letzterer sorgte mit seinem Wagen, besetzt mit Heike und Jürgen Staschull, der mit Grünschnitt beladen war, für einen Gag in Anspielung auf die gegenwärtige Debatte um die Grünschnittplätze, indem ein Transparent mit der Aufschrift: „Das war doch wohl ein Schuss in den Ofen“ aufgespannt war. „Wir wollten einmal etwas anderes bieten“, scherzte Jürgen Staschull.

Historische Erntetechnik wurde für den Umzug aus den heimischen Scheunen geholt und gewienert. Eine alte Kartoffelkombine war dabei, Heuwender, alte Pflüge, Kartoffeldämpfer und Eggen. Die Jury sah sich einer schwierigen Aufgabe gegenüber, die Punkte in den einzelnen Kategorien zu vergeben. Eine besonders harte Nuss war dabei die Platzverteilung in der Kategorie „das schönste geschmückte Fahrzeug“. Das Siegertreppchen erklomm in dieser Kategorie Reiner Borstel aus Zollchow (Havelland), der gemeinsam mit seiner Tante Jutta Kirchmann aus Roßdorf den Wagen schmückte. „Wir haben aus Spaß an der Freunde mitgemacht und freuen uns über den ersten Platz“, sagte Reiner Borstel unmittelbar nach der Siegerehrung.

Das siegreiche Gefährt wurde gelenkt von einem Deutz, Baujahr 1962. Borstels Vater hatte den Traktor einst für Waldarbeiten gekauft. Den Anhänger hatte Reiner Borstel fast in Profi-Manier dekoriert. Alles aus Privatbesitz, versicherte Borstel. Eine Nähmaschine aus Omas Zeiten, Mollen, eine Waschwanne und vieles mehr wurden eingebettet in Erntegut von Blumen, Kiwis bis hin zu Rüben. „Auf dem Wagen ist wirklich alles, was mein Garten hergibt“, sagte Borstel. Gut einen halben Tag habe er darauf verwendet, den Wagen zu schmücken. Platz eins bei der Großraumtechnik ging in diesem Jahr an Roßdorfs Jungjäger, die den Agrarwirtschaftsbetrieb Demsin in der Wertung schlugen. Deren Chef Karl-Heinz Jäger nahm es gelassen:„Für uns die Teilnahme alles“.

Ausgelassene Freude herrschte hingegen bei Franz Kerzel und Max Ernst, als sie durch Ortsbürgermeisterin Hannelore Pilz als Erstplatzierte geehrt wurden. Die Beiden hatten gemeinsam mit Erik Kerzel, Luise Kerzel, Marwin Helm, Arne Büttner und Meike Dieckmann einen Wagen mit einem selbstgebauten Hochsitz, eingepasst in einen mit Kiefern improvisierten Wald, gebaut. Als Kinder waren die Jungjäger stets bei den Roßdorfer Erntedankumzügen dabei. „Wir Jungjäger gehören zu Roßdorf und wollen das auch zeigen“, so Franz Kerzel bei der Siegerehrung. Für Roßdorf wurde bei einem Ernteumzug damit erstmals das Thema Jagd aufgegriffen.

In der Kategorie der „schönsten Kinderfahrzeuge“ überzeugte der gemeinsame Wagen der Roßdorfer und Kleinwusterwitzer Kindertagesstätten. Platz zwei ging an den Wagen der Kita „Gänseblümchen“ Kleinwusterwitz, die den Umzug durch Roßdorf nutzte, um auf die bevorstehende Kleiderbörse aufmerksam zumachen. Ihr Wagen war liebevoll geschmückt mit vielen Kindersachen, ein buntes Transparent hielt den Termin vor Augen. Nach dem Umzug und er Siegerehrung durften die Fahrzeuge auf dem Sportplatz bestaunt werden. Lange Schlangen bildeten sich an der Gulaschkanone, wo die Frauen des Heimatvereins Erbsensuppe anboten. Unmittelbar von der Feuerwehr spielte dann das Genthiner Blasorchester auf. Derweil konnten sich die Kinder auf dem nahegelegenen Spielplatz tummeln.