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Fastenbrechen Gespräche bei gefüllten Teigtaschen

Mit einem Fastenbrechen bedankten sich die Genthin und Brettin lebenden Flüchtlinge bei ihren ehrenamtlichen Helfern.

Von Mike Fleske 27.06.2016, 01:01

Genthin l Lecker sah das Buffet aus. Fleischbällchen, gefüllte Teigtaschen, Salate und Suppen waren auf einem Buffet im Versammlungsraum des Jugendhauses Thomas Morus aufgebaut. Vielen der rund 50 Gäste lief bei diesem Anblick das Wasser im Mund zusammen. Besonders aber den sieben afghanischen und 18 syrischen Gästen. „Sie befinden sich derzeit im Fastenmonat Ramadan und dürfen erst nach Sonnenuntergang essen“, erläuterte Mohamed Mabruk. Er arbeitet seit einigen Wochen als Integrationslotse in Genthin und hatte die Idee zum gemeinsamen Fastenbrechen der ehrenamtlichen deutschen Helfer und den Flüchtlingen.

Der Ramadan sei ein wichtiger Monat für die gläubigen Muslime, begründete Mabruk in seinen Worten an die Gäste. „Wenn man den ganzen Tag Nichts isst und trinkt, sind ein Schluck Wasser und ein Häppchen ein purer Luxus.“ Dabei lerne man im Fastenmonat durch den Verzicht, Dankbarkeit zu empfinden. „Wir sind heute hier, um den Ehrenamtlichen zu danken.“ Mabruk gab mit seinen Worten gegen 22 Uhr die Tafel frei. Das Team um den syrischen Koch Mohamad Rakan und Willi Bernicke hatte das Menü vorbereitet und liebevoll dekoriert. Rakan teilte, ganz gelernter Gastronom, das Essen aus. „Nehmen Sie noch ein Fleischbällchen, probieren Sie den Salat“, präsentierte er das Essen und die arabische Gastfreundschaft.

An den Tischen saßen Ehrenamtliche aus Kirche, Kultur und Vereinen gemeinsam mit den Flüchtlingen zusammen, um zu essen und ins Gespräch zu kommen. Besonders für die Flüchtlinge war dieser Abend ein ganz besonderer. „Ich habe in den vergangenen Wochen durchgehend gefastet und es war nicht immer leicht“, berichtet Mohamed Toukhadar, der aus Syrien nach Genthin kam. „Bei der Hitze hatte ich fast einen Blackout“, erzählt der 30-Jährige. „Wir haben ausgefüllte Tage. Am Vormittag arbeiten wir in der Grünpflege und am Nachmittag sitzen wir in der Schule, da wird es schwer, sich zu konzentrieren“, fügte Agid Sofiali hinzu.

Der 26-jährige Syrer empfand den Abend als schöne Idee und lobte die Menschen in Genthin als sehr freundlich. Die deutschen Gäste waren ihrerseits begeistert von dem gemeinsamen Abend. „Es ist eine Mahlzeit, die wir in Deutschland wohl als Festtagsessen bezeichnen würden“, meinte Bibliotheksleiterin Gabriele Herrmann. Sie zeigte sich beeindruckt davon, dass im Ramadan auch die Armen nicht vergessen werden. „Teil des Brauches ist auch für einander da zu sein.“

Für Viola Nominat, die seit mehr als einem Jahr als Ehrenamtliche Deutschkurse erteilt, war der Abend eine Bereicherung. „Das Essen war sehr lecker und man ist nebenbei ins Gespräch gekommen“, bestätigt sie. Neben den deftigen Gerichten gab es auch süße Nachspeisen wie Gebäck oder Grießpudding. Gemütlich wurde es, als der syrische Musiker Bahoz Ibrahim Lieder auf der Langhalslaute zum Besten gab. Da wurde schwungvoll zu syrischen und deutschen Liedern mitgeklatscht und getanzt. Sichtlich zufrieden über die gelungene Veranstaltung zeigte sich Morus-Hausherr Andrè Eikel.

„Wir haben heute nur die Räume zur Verfügung gestellt, aber der Abend passt zu unserem Haus, das mittlerweile syrische, afghanische und deutsche Jugendliche gleichermaßen besuchen.“ Sie hatten vor wenigen Wochen auch gemeinsam den Veranstaltungsraum neu gestrichen und mit Wandmotiven gestaltet. Das Fastenbrechen war von der AWO Jerichower Land und Mitteln aus dem Bundesprogramm Demokratie leben ausgerichtet worden.