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Ferienabenteuer Auf dem Longboard ans Meer

Von Genthin an die Ostsee gerollt: Sportler erreichen trotz Schwierigkeiten mit Gepäck, Regengüssen und Muskelkater das Ziel.

Von Juliane Just 19.07.2016, 01:01

Genthin l Zwei Longboards, 236 Kilometer, acht Tage – so lauteten die Eckdaten einer besonderen Ferienreise, die am 10. Juli von Genthin aus startete. Der 12-jährige Chad Jericho hatte es sich gemeinsam mit Sebastian Schäfer zum Ziel gesetzt, den Ostseestrand in Kühlungsborn mit dem fahrenden Untersatz zu erreichen. Eine Abenteuerfahrt stand bevor.

Am Sonntagmorgen startete die Reise in Richtung Ostsee. Bereits vor der Fahrt planten die Sportler die Route und das mitzunehmende Gepäck. „Der erste Tag war sehr turbulent“, erzählt Chad Jericho. Zwei Mal blieb er mit dem Fuß in den Rollen hängen und stürzte. Kein Grund für den 12-Jährigen, ans Aufgeben zu denken, auch wenn die 30 Kilometer des ersten Tages an den Muskeln zerrten. Bis Havelberg im Landkreis Stendal schafften sie es am ersten Tag. „Bereits an diesem Tag entschieden wir uns, das Zelt und die Schlafsäcke zu entsorgen und einen Teil unseres Gepäcks per Post nach Genthin zurück zu schicken“, so Sebastian Schäfer. Das Gepäck sei für ihr Vorhaben einfach zu schwer gewesen. Mit stolzen 14,5 Kilogramm Gepäck ist Chad Jericho gestartet.

„Am nächsten Tag schafften wir 40 Kilometer per Longboard. Da kamen wir gut voran“, erzählt Sebastian Schäfer. Vorwiegend auf Waldwegen fuhren die beiden Sportler – die Ostsee immer im Hinterkopf. Eine Kuhherde kreuzte den Weg der beiden rollenden Reisenden. „Die Kühe waren neugierig und wollten anscheinend mit uns kommen“, sagt Chad lachend.

Am dritten Tag besorgte der Radiosender „Ostseewelle“ für die beiden Gestrandeten eine Unterkunft in einem Reiterhof. Ein erster Gedanke des Abbruchs kam den beiden Genthinern am Tag darauf. „Es wurde immer kühler und an diesem Morgen gewitterte es sogar“, erzählt Sebastian Schäfer. In der Nähe von Sternberg, etwa 60 Kilometer vom kühlenden Nass der Ostsee entfernt, schwanden die Kräfte der Sportler. „Ich hatte so heftigen Muskelkater“, berichtet Chad. Doch sie ließen sich nicht unterkriegen. Mit dem Bus fuhren sie zum nahe gelegenen Kamelhof, um dort die Nacht zu verbringen und am nächsten Tag den Endspurt anzulegen. Dort lernte der 12-Jährige das Kind den Besitzers kennen, mit dem er Freundschaft schloss.

Mit der Bahn fuhren die Sportler am kommenden Tag nach Bad Doberan, um das letzte Stück mit den Longboards zurückzulegen. Am frühen Nachmittag sahen sie von weitem ein großes Schild, auf dem „Herzlich willkommen im Ostseebad Kühlungsborn“ geschrieben stand. Nach sechs Tagen war das Ziel nie näher. „Schon als ich das Schild von weitem sah, war ich einfach nur noch glücklich“, erzählt Sebastian.

Doch ein besonderer Moment stand erst noch bevor. Nach insgesamt 236 Kilometern standen die Genthiner am Strand, ließen die Longboards im Sand versinken, streiften die Schuhe ab und liefen ins Wasser. „Es war ein so schöner Moment. Chad schaute mit leuchtenden Augen auf die Ostsee und war wie verzaubert“, so Sebastian Schäfer, der bei der Jugendhilfe tätig ist. Am Nachmittag ließen es sich die Longboarder nicht nehmen, mit den Brettern die Strandpromenade von Kühlungsborn zu erkunden. „Es war ein schönes Gefühl, mal wieder ohne schweres Gepäck auf dem Board zu stehen“, sagt Chad lachend.

Dass die Fahrt ein besonderes Erlebnis für beide Fahrer war, darüber sind sich die Genthiner einig. Doch wird es eine Wiederholung geben? „Im Moment kann ich das Longboard gerade nicht mehr sehen“, so Chad. Grundsätzlich könne er sich schon vorstellen, eine solche Reise nochmal zu machen – doch dann eher mit besserem Wetter. Vor allem Hund Casper freute sich auf das Wiedersehen mit seinem 12-jährigen Herrchen. „Er hat fast die ganze Zeit nichts gefressen und gewinselt, wenn ich Chad am Telefon hatte“, sagt Claudia Jericho, die Mutter des Ferienkindes. Vor allem von der Anteilnahme in den sozialen Netzwerken und den Medien ist Chad begeistert: „Es haben so viele Menschen die Daumen für uns gedrückt – das ist einfach nur Wahnsinn.“