Filmfestival Kunst und Kino

Die Filmkunsttage laufen von Mittwoch bis Sonntag in zehn Kinos Sachsen-Anhalts. Auch im Genthiner Union-Theater.

Von Kristin Schulze 18.10.2016, 01:01

Genthin l Cannes, Berlin, Genthin. Unter normalen Umständen würde die Kanalstadt nicht mit der französischen Stadt und der Metropole an der Spree in einem Atemzug genannt werden, doch von Donnerstag bis Sonntag gibt es durchaus eine Gemeinsamkeit. In Genthin ist Filmkunst zu sehen und zwar im Rahmen eines Festivals, das es seit 2011 gibt. „Vater“ dieses Events ist Frank Salender. Der Magdeburger betreibt mit seinem Verein „Filmkunst“ das Studiokino in der Landeshauptstadt, sitzt in der Jury für Filmbewertung in Wiesbaden und arbeitet in der Freiwilligen Selbstkontrolle mit, entscheidet als über die Altersbeschränkungen von Kinofilmen mit. Sein Verein ist außerdem Träger der Filmkunsttage.

„Das ist das einzige Filmfestival, das in die Fläche geht“, sagt der Fachmann. Während nämlich das Filmfestival in Cannes, die Berlinale oder das Münchener Filmfest im Zeichen einer Stadt stehen, arbeiten für die Filmkunsttage mehrere Städte zusammen. Neben Genthin machen unter anderem auch Kinos in Magdeburg, Halle und Burg mit. „Quedlinburg und Dessau sind nicht mehr dabei, dafür sind Halberstadt und Querfurt neue Partner“, sagt Salender. Insgesamt sind vom 19. bis zum 23. Oktober 40 Filme in 10 Kinos zu sehen.

Sieben davon in Genthin, wo das Festival am 20. Oktober startet. „Das sind keine Blockbuster à la Bridget Jones“, sagt der Genthiner Kinobetreiber Lars Hoffmann. „Aber diese Filme sind Kunst. Darum ist es schön, dass das Festival Gelegenheit bietet, sie zu zeigen.“

Freunden von Dokumentarfilmen empfiehlt Frank Salender zum Beispiel „Akt“. Hier stehen vier Aktmodelle im Vordergrund, die für die Leipziger Kunsthochschule stundenlang posieren. „Der Film hat mehrere Erzählebenen. Der Zuschauer erfährt, wie das Aktmodell arbeitet, wie es zu seinem ungewöhnlichen Job kommt und ein Eindruck von der Spannung im Raum wird vermittelt.“ Gesehen haben muss man laut Salender auch „Frantz“. Der schwarz-weiß-Film erzählt die Geschichte von Anna, die im Ersten Weltkrieg ihren Verlobten Frantz verlor. Anna wird gespielt von Paula Beer, über die man nach diesem Film sagte, sie spiele wie die „junge Romy Schneider“. Frank Salender legt noch einen drauf: „Ich finde das untertrieben. Was diese junge Schauspielerin da abliefert, ist der Hammer.“

Lars Hoffmann freut sich besonders auf den Film „Vor der Morgenröte“, der die Geschichte des Autors Stefan Zweig erzählt, der 1934 nach London flieht. Frank Salender ergänzt: „Das ist der Oscarkandidat für den besten nicht englischsprachigen Film.“

2016 flimmert die Filmkunst bereits zum sechsten Mal über die Leinwände in Sachsen-Anhalt. „Unser Etat hat sich in dieser Zeit mehr als versechsfacht“, sagt Salender. Mittlerweile winken dem Siegerfilm lukrative Preise. Bestimmt wird der Gewinner von einer Jury um Präsident Jochen Nickel, bekannt aus dem Tatort oder „Schindlers Liste“. Die Jurymitglieder sehen die Filme in unterschiedlichen Kinos. Am Sonntag findet eine öffentliche Jurysitzung im Magdeburger Studiokino statt. Der Zuschauer erfährt so nicht nur, welcher Film gewonnen hat, sondern auch warum. 2015 lag „Schau mich nicht so an“ vorn, ein Film der im Januar auch den Bayerischen Filmpreis abräumte.

Die Auswahl der Festival-Filme ist ein langer Prozess, der sich über das gesamte Jahr erstreckt. Neben den Langfilmen werden auch Kurzfilme ausgewählt. „Während wir bei den Langfilmen ein Abbild der jungen deutschen Filmkunst 2016 zeigen wollen, geht es bei den Kurzfilmen um das mitteldeutsche Filmschaffen“, so Salender. Karten für das besondere Kinoerlebnis können ab jetzt reserviert werden. Die Filmkunsttage Sachsen-Anhalts stehen unter dem Motto „Ein Festival, 10 Städte, 40 Filme. Unter anderem sind auch der Filmpalast Aschersleben und das Uppstall Kino Stendal dabei.

Programm unter www.filmkunsttage.de