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Floorball-Ass Weltmeisterin verlässt Genthin

Von Genthin zur Weltmeisterschaft in Kanada - die 18-jährige Abiturientin schaut auf eine erfolgreiche Floorball-Karriere zurück.

Von Juliane Just 21.07.2016, 01:01

Genthin/Zabakuck l Sie wird sie nie vergessen, die Momente, an denen ihr das Herz gegen die Brust hämmerte. Als sie im Trikot der deutschen Nationalmannschaft beim spannendsten Spiel in ihrer Karriere am Spielfeldrand mitfieberte. Den Angstgegner Kanada im Genick, der innerhalb von 20 Sekunden zwei Tore schoss und die deutsche Frauenmannschaft ins Schlingern brachte. Der erlösende Moment, als das Tor für Deutschland fiel, sie mit ihren Mitspielerinnen auf das Spielfeld rannte und Tränen der Freude über ihr Gesicht liefen.

Wenn Lisabeth Klaus von ihren Erlebnissen der U19-Weltmeisterschaft in der 50 000-Einwohner-Stadt Belleville in Ontario erzählt, wird deutlich, dass der Sport einen besonderen Platz in ihrem Leben einnimmt. Die Abiturientin, die in Berlin aufwuchs und seit der ersten Klasse in Zabakuck Zuhause ist, begann in Genthin mit dem Floorball spielen, das sie bis nach Kanada zur Weltmeisterschaft brachte. In der fünften Klasse probierte Lisabeth Klaus in der Schul-AG im Genthiner Gymnasium das Floorball spielen aus. Zwei Freundinnen hatten sie dazu gebracht. Zum ersten Mal den leichten Schläger in der Hand, fegte sie über das Spielfeld. „Ich habe schon viele Sportarten ausprobiert und bin auch begeisterte Sportlerin, aber beim Floorballspielen bin ich hängengeblieben“, erzählt die 18-Jährige.

Vom Schulsport wechselte Lisabeth Klaus ein Jahr Später zum SV Chemie Genthin, wo sie vorrangig von Jungs umgeben war. Bis zur zweiten Bundesliga dürfen im Floorball, das auch Unihockey genannt wird, Frauen in Männerteams mitspielen. Einen Nachteil empfand sie dadurch nicht. Eher im Gegenteil. „Ich hab meine Jungs im Griff“, sagt sie lachend. Sie habe immer gern mit Männern gespielt, lieber noch als in einer Frauenmannschaft. Die Spielerin, die stark im Zweikampf ist, begann im Jahr 2014 bei den Magdeburg Tigers zu spielen. In zwei Sportclubs ging sie so ihrem Hobby nach, das sie immer professioneller ausführte. „In Hochzeiten hatte ich bis zu vier Mal Training in der Woche und bin ständig zwischen Genthin und Magdeburg hin- und hergefahren“, erzählt sie.

Doch was hielt die Schülerin beim Floorball spielen? „Ich bin begeistert von Teamsportarten“, sagt sie. Man könne sie auf seine Mitspieler verlassen, man siege und verliere gemeinsam und der Sport bringe viel Spaß auf und neben dem Spielfeld mit sich. „Ich bin in Einzelsportarten wirklich grottenschlecht“, sagt sie lachend.

Den Moment, in dem sie von ihrer Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft erfuhr, hat sie noch klar im Gedächtnis. Bei einem Trainingslager in Weißenfels bat man sie zum Einzelgespräch. „Die Spannung war schlimmer als bei Germany‘s Next Topmodel“, sagt die Abiturientin. „Als ich es dann wusste, hätte ich Weinen können vor Glück.“ Ihr Talent war weit über die Grenzen Genthins und Magdeburgs wahrgenommen wurden. Nun war es klar: sie würde nach Kanada fahren und dort für Deutschland antreten.

Mit 20 Mädchen und einem ganz anderen Umfeld als gewohnt startete sie die Reise zu ihrer ersten Weltmeisterschaft. „Zu Beginn war es noch wie eine Klassenfahrt“, berichtet Lisbeth Klaus. In Toronto machten die Sportlerinnen einen Zwischenstopp zur Entspannung. Danach wurde es ernst. „Die Anspannung stieg je näher wir Belleville kamen“, erzählt sie. Nach fünf nervenaufreibenden Spielen und dem Krimi-Match gegen Angstgegner Kanada gewann sie mit ihrem Team die B-Division der Weltmeisterschaft. „Nach dem letzten Tor rannten wir auf das Spielfeld und ich weinte, obwohl das sonst gar nicht meine Art ist“, erinnert sich die Sportlerin.

Nach ihrem bestandenen Abitur liegt nun die Zukunft vor dem Floorball-Ass. Und dafür hat sie auch schon einen Plan: „Ich will Sonderpädagogik in Leipzig studieren.“ In der neuen Stadt nicht weit von der Heimat will sie ihren Horizont erweitern. Sollte sie dort nicht angenommen werden, liegen auch in den Universitäten in Dresden und Chemnitz bereits Bewerbungen der Genthinerin auf dem Tisch. Da es auch in Leipzig einige Hockey-Clubs gibt, wird sie ihrem Hobby weiter nachgehen. „Egal an welchem Ort ich bin, Floorball werde ich weiter spielen“, sagt die 18-Jährige. Ob es jedoch eine professionelle Karriere wird, bezweifelt sie. Bis zum Studienbeginn möchte Lisabeth Klaus vor allem viel reisen. „Ich liebe das Reisen und bin immer gern unterwegs“, sagt sie. So genießt sie die verbleibende Zeit mit Freundinnen am Elbe-Havel-Kanal, reist durch Großstädte und bleibt gespannt auf den neuen Lebensabschnitt, der vor der jungen Sportlerin liegt.