1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Von Orgeln und Backsteinkirchen

Geschichte Von Orgeln und Backsteinkirchen

Eine neue Publikation unter dem Titel „Musik - Kultur - Geschichte im Jerichower Land“ wurde im Kreismuseum in Genthin vorgestellt.

Von Mike Fleske 11.05.2017, 07:00

Genthin l „Wir freuen uns, dass wir die Ergebnisse des Kolloquiums in gedruckter Form präsentieren können“, machte Antonia Beran, Leiterin des Kreismuseums in Genthin, bei der Präsentation des Buches „Musik-Kultur-Geschichte im Jerichower Land“, deutlich. Im Jahr 2014 hatten sich Fachleute in Genthin zu Vorträgen und Exkursionen zusammengefunden. Deren Beiträge finden sich nun in der vom Arbeitskreis Regionale Musikkultur des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt aufgelegten Publikation.

„Es ist eine interessante Lektüre für alle, die sich für Heimatgeschichte und für die Musikhistorie im Jerichower land interessieren“, machte Kathrin Pöge-Alder vom Landesheimatbund Werbung. Sie hat den Band gemeinsam mit Kathrin Eberl-Ruf und Carsten Lange herausgegeben. Für Annette Schneider-Reinhard vom Landesheimatbund ist es eine besondere Veröffentlichung. „Es haben verschiedene Arbeitskreise zusammengearbeitet und ihre Ergebnisse zusammengeführt.“ Das macht sich im Buch deutlich bemerkbar. So beschäftigt sich etwa Bernd Reuter aus Halle mit der Entwicklung der Kulturlandschaft des Elb-Havel-Winkels.

Er beschreibt das Gebiet als „Tochter des Pleistozäns“. Also eines Abschnittes, der vor etwa 2,6 Millionen Jahren einsetzte und fast 2,5 Millionen Jahre andauerte. Er geht dabei auch auf die natürliche Landschaftsentwicklung und die Eingriffe des Menschen in seine Umwelt ein. Michael Scholz aus Potsdam beschreibt die Entwicklung des Gebietes bis hin zum Landkreis Jerichower Land.

Er datiert den Ursprung des Jerichower Landes auf den 21. September 937, dem Ausstellungsdatum einer Schenkungsurkunde des deutschen Königs Otto I. in Magdeburg. In dieser bestätigte der König die Errichtung einer Kirche und übertrug dieser seinen Hof in Magdeburg mit 22 Dörfern westlich der Elbe. Scholz zeichnet eine Entwicklung über Herzogtümer zum Jerichowschen Kreis bis zu den Kreisen Jerichow I und II nach. Auch die Gemeindestruktur der ehemaligen DDR und die Kreisgebietsreform sind Teil seiner Ausführungen.

Josefine Telemann aus Jerichow steuert eine Abhandlung zur mittelalterlichen Backsteinarchitektur im Jerichower Land bei. Denn die romanische Klosteranlage in Jerichow gilt heute als Norddeutschlands ältester Backsteinbau. Telemann zeichnet die Arbeit der Baumeister des 12. und 13. Jahrhunderts nach und geht auf die gestalterischen und technischen Gesichtspunkte der Architektur nicht nur des Klosters, sondern auch einer Reihe von Kirchen in der Region ein. Darunter etwa der Havelberger Dom, die Redekiner Kirche oder die Feldsteinkirche in Arensberg.

Einen Beitrag zur Musikhistorie steuert Stephan Blaut aus Leipzig bei. Er betrachtet die Orgeln des 18. Jahrhunderts in den Kirchen. Dabei geht er nicht nur auf die bekannten Kirchenorgeln etwa in Roßdorf, Tucheim, Loburg oder Genthin ein, sondern lässt auch berühmte Namen der Orgelbaukunst Revue passieren, etwa Voigt, Treutmann oder Hartmann. Uwe Czubatynski aus Brandenburg geht auf die Bedeutung von Pfarrarchiven am Beispiel von Schmetzdorf ein. Viel zu oft seien diese Archive vernichtet oder verkauft worden, wenn die Pfarrhäuser aufgegeben wurden. Dabei geben sie Auskunft über die Geschichte von Ortschaften oder auch die Besetzung von Pfarrstellen.

Antonia Beran beschäftigt sich hingegen mit den Traditionen und dem kulturellen Erbe des Jerichower Landes. Sie geht insbesondere auf Persönlichkeiten wie Carl von Clausewitz, Hermann Nielebock, Edlef Köppen, aber auch auf Theodor Fontane ein. Letzterer arbeitete 1840/41 in der Apotheke in Burg und verarbeitete die Stadt in seinem satirischem Gedicht „Burg an der Ihle“. Einen zusätzlichen Bericht steuert Musikwissenschaftlerin Anna Schaefer mit einer Abhandlung über Richard Bruno Heydrichs (1865 - 1938) Bedeutung für die Musikkultur Halles bei. Der älteste Sohn des Komponisten war SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich. Bruno Heydrich war Opernsänger, Komponist und Pädagoge. 1899 gründete er in Halle an der Saale ein Konservatorium.

Das Buch „Musik-Kultur-Geschichte im Jerichower Land“ ist im Kreismuseum erhältlich.