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Lesewettbewerb Robinson bringt Kenny den Sieg

Kenny Schmidt aus Möser hat sich am Dienstag im Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs der 6. Klassen durchgesetzt.

Von Mike Fleske 23.02.2017, 07:00

Genthin l Knapp war es am Ende. Nur ein Punkt trennten den Erst- und den Zweitplatzierten. Letztlich hatte Kenny Schmidt, Sekundarschüler aus Möser, die Nase vorn. Er hatte sich in der Runde der besten acht Vorleser aus dem Jerichower Land für den ältesten Klassiker entschieden. Daniel Defoes „Robinson Crusoe“ von 1719 in einer neuaufgelegten Variante, in der der Sprachstil etwas gefälliger daherkommt. Kenny präsentierte eine kurze Biografie des Autors und überzeugte in seinem Vortrag durch Betonung, ein Gespür für Pausen und engagierte Gesten. Der Sekundarschüler setzte einen Akzent in einem hochkarätigem Feld von acht Vorlesern aus dem Jerichower Land.

In ihren Schulen hatten sich die Jungen und Mädchen der sechsten Klassen bereits durchgesetzt. In der ersten Runde des Wettbewerbs trugen sie Textauszüge aus Büchern vor, die sie sich selbst ausgesucht hatten. So präsentierte etwa Älex Gericke von der Sekundarschule Brettin nicht nur einen Auszug aus dem Buch „Leo & Leo - Das Jade-Äffchen“, sondern hatte auch ein Plakat mit den Hauptfiguren des Romans gebastelt. Von Älex erfuhren die Zuhörer auch, dass es sich bei den beiden Leo um Leonard und Leonie handelt.

Hanna Wenzlau aus der Sekundarschule Am Baumschulenweg in Genthin präsentierte eine lustige Katzengeschichte, in der ein Kater Kriminalfälle löst. Souverän meisterte Julia Richter von der Europaschule Gommern ihren Part. Sie hatte sich eine spannende Geschichte von Mia in einem Fischerdorf ausgesucht.

Wie die Freundinnen Kim, Franzi und Marie damit umgehen, dass ihr Skilehrer Toni nach einem Lawinenabgang verschwunden ist, trug Leonie Söder aus der Sekundarschule Parey vor. Locker ging ihr der Text über die Lippen und die Zuhörer wurden in ein spannendes Winterabenteuer entführt. Einer großen Beliebtheit erfreuen sich in jedem Jahr „Gregs Tagebücher“.

Diesmal entschieden sich Jason Kurt Fischmann aus der Sekundarschule „Carl von Clausewitz“ und Lucie Schwan aus der „Diesterweg“- Sekundarschule in Burg für Auszüge aus den Bänden zwei und acht. Lustig kamen die Auszüge über Gregs Gedanken über die Freundin seines besten Freundes Rupert und Gregs Ferienerlebnisse daher. Als Lucie über den Verbleib der Pistolenkugel beim Startschuss des Schwimmwettbewerbes vorlas, musste sie auch selbst etwas schmunzeln.

Am Ende war es nur eine Schreckschusswaffe. Die locker geschriebenen Tagebücher des Schuljungen Greg wurden auch in diesem Jahr mit Bravour dargeboten. Einen richtig schweren Stoff hatte sich hingegen Emma Heinrich vom Bismarck-Gymnasium in Genthin ausgesucht. Der Roman „Ich werde weiterleben für dich“, behandelt die Geschichte eines Mädchens, dessen Mutter an Brustkrebs stirbt und die nun bei ihren Großeltern wohnt.

Mit viel Gespür für das sensible Thema näherte sich Emma dem Text und präsentierte dem Publikum einen berührenden Moment an diesem Nachmittag. Nach einer Pause bei der die jungen Vorleser einmal durchschnaufen durften, damit sich die Aufregung etwas legen konnte, gab es den zweiten Teil. Hier hatte Bibliotheksmitarbeiterin Cornelia Draeger ein den Schülern unbekanntes Buch vorbereitet.

Die Teilnehmer lasen nun nacheinander Textauszüge aus dem Roman „Ein Nerd auf Wolke sieben“ von Tanja Janz. Knifflig waren hier Wendungen wie „Die ehemalige zahnmedizinische Fachangestellte“ oder „der ausgestopfte Wildschweinkopf“. Auch die Beschreibung eines „Plastiksahnebereiters aus den 70er Jahren“ ging nicht ganz so leicht über die Lippen. Vor allem aber waren die Internet-Chatprotokolle mit zahlreichen Abkürzungen und Fremdwörter eine höchst knifflige Angelegenheit für die jungen Vortragskünstler.

Manch einer, der in der ersten Runde noch brillieren konnte, kam hier ins Straucheln. Eine gewisse Streuung in den Leistungen gehöre allerdings dazu, machten die Jurymitglieder, zu denen Lehrerinnen, gat-Chef Eckhard Neumann und Buchhändlerin Christine Schreiber gehörten, deutlich. Sie hatten dennoch keine leichte Aufgabe und bewerten unter anderem Lesefluss und Betonung. Am Ende überreichte Cornelia Draeger allen Kindern eine Teilnahmeurkunde und ein neues Buch.

„Ihr habt alle toll gelesen und habt uns mit neuen Büchern bekannt gemacht“, lobte sie. Allerdings könne nur einer gewinnen. Das war Kenny aus Möser. Er ist nun der Vertreter des Jerichower Landes beim Bezirksentscheid. Sollte er sich auch dort durchsetzen, stünde das Bundesfinale in Berlin an. Dieses findet am 21. Juni in Berlin statt.

Der Vorlesewettberwerb der 6. Klassen ist ein vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstalteter Wettbewerb. Er ist mit rund 600.000 Teilnehmern der bundesweit größte Wettbewerb seiner Art. 1959 wurde er erstmals ins Leben gerufen. In Genthin gibt es diese Veranstaltung seit mittlerweile 25 Jahren.