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Modellfahrzeuge Großer Ärger um kleine Autos

Wiking-Autos sind derzeit im Jerichower Kloster zu sehen. Für Unmut sorgen vier vermeintlich verlorene Autos.

Von Kristin Schulze 09.12.2016, 00:01

Genthin/Jerichow l Schenken macht Freude. Doch was, wenn der Beschenkte sich nicht freut? Und der Schenker trotz Schenkung über das Geschenk bestimmen will? So geschehen mit der Wiking-Sammlung von Verena-Ramona Volk. Deren Schenkung an die Stadt sorgte immer wieder für Unstimmigkeiten. Vorläufiger Höhepunkt: Vier verschwundenen Autos und eine beschädigte Kiste. Rückblick: Volk sammelt seit ihrer Einschulung Modellautos der Firma Wiking. 2013 zieht sie nach Genthin, mit ihr über 3000 Sammlerstücke. Die werden im Genthiner Museum gezeigt, die Ausstellung „Verkehrsgeschichte im Kleinformat“ kommt gut an und begeistert etliche Besucher.

Volk deutet immer wieder an, dass sie die Ausstellung gern dem Landkreis oder der Stadt schenken möchte. Begründung: Sie will, dass die Autos bestaunt werden können, räumt aber auch ein, dass die Sammlung ihr schlicht über den Kopf gewachsen ist. „Sie hat ein Ausmaß angenommen, das ich nicht mehr bewältigen kann“, sagt sie im Dezember 2014. Der Landkreis winkt ab, er will die Autos nicht haben. Auch Genthins Bürgermeister Thomas Barz betont 2014 immer wieder, dass die Bedingung Volks, die Ausstellung dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nicht erfüllt werden kann.

Zur Ausstellungseröffnung am 6. Dezember 2014 überreicht Verena Ramona Volk dem Bürgermeister trotzdem die Schenkungsurkunde. Barz zeigt sich überrascht, weist erneut darauf hin, dass aus einer Dauerausstellung nichts wird und nimmt die Urkunde verdutzt entgegen. Der Kompromiss: Die Stadt übernimmt die Lagerung der Modellautos und zeigt sie zu besonderen Anlässen in Teilen. Doch die Zusammenarbeit gestaltet sich schwierig. „Wir haben angeboten, Teile der Ausstellung in zwei Vitrinen der Bibliothek zu zeigen“, sagt Thomas Barz.

„Indiskutabel“, sagt Verena-Ramona Volk. „Dort stehen Bastelarbeiten von Kindern. Denen will ich den Platz nicht wegnehmen. Außerdem ist es viel zu wenig Fläche.“ Um die ganze Ausstellung zu zeigen, müsste die Stadt laut Barz 40 000 Euro in Vitrinen investieren. „Wir haben gerade im Stadtrat über Kürzungen bei Jugendarbeit und Tierschutz diskutiert. Wir werden vor dem Hintergrund der Finanzlage keine Vitrinen anschaffen.“ Gezeigt wird die Ausstellung gegenwärtig trotz der Querelen. Im Jerichower Kloster werden die Modelle bis Ende September 2017 zu sehen sein. Ruhe ist bei Verena-Ramona Volk dennoch nicht eingekehrt. Im Gegenteil: Beim Aufbau in Jerichow habe sie gemerkt, dass eine Kiste beschädigt worden sei. Vier Modellautos würden ganz fehlen.

Dabei handelt es sich um Spenden von Ingo Steinig-Pinnecke. Der Stendaler hatte die Ausstellung im Museum besucht. „Wirklich sehenswert“, so sein Urteil. So wird Steinig-Pinnecke tätig: Er erweitert die Sammlung um vier Modellautos und gibt diese beim Bürgermeister ab. Thomas Barz sagt dazu: „Die Autos sind nicht weg. Sie werden beim Umzug des historischen Archivs in der Bibliothek gelandet sein.“ Und: „Es hat nicht oberste Priorität vier Autos zu suchen“, fügt er hinzu, weil Volk wiederholt auf die Übergabe der Autos oder deren Neubeschaffung besteht.

Auch öffentlich bekräftigt sie den Vorwurf, der Bürgermeister habe „die Autos verbummelt“. Barz konnte nach der Volksstimme-Anfrage am Mittwochnachmittag Entwarnung geben: „Die Autos wurden gefunden. Sie werden nun nach Jerichow gebracht.“ Dass Kisten beschädigt wurden, verneint er bestimmt. Verena-Ramona Volk sagt dazu: „Die Autos sind empfindlich. Jeder Transport schadet ihnen. Deswegen sollten sie ja in einer Dauerausstellung zu sehen sein.“

Eine solche wird es in Genthin voraussichtlich nicht geben. Thomas Barz sagt: „Das ist grundsätzlich eine schöne Ausstellung. Aber wir haben nach wie vor keine Möglichkeiten, sie dauerhaft zu zeigen.“ Er habe außerdem die Schenkungsurkunde nie unterschrieben. „Weil eine Schenkung, die an Bedingungen geknüpft ist, keine Schenkung ist.“ Die Stadt sei zwar gegenwärtig im Besitz der Ausstellung, Eigentümer sei aber Verena-Ramona Volk. „Wenn sie der Meinung ist, wir gehen nicht richtig mit der Sammlung um, kann sie diese jederzeit zurück bekommen“, sagt Barz.

Das will Volk nicht. „Ich habe keinen Platz“, sagt sie auf Nachfrage. Sie würde ihre Autos am liebsten im Wasserturm sehen. Wie es im September konkret weitergehen soll, kann sie noch nicht sagen. Für Vorschläge sei sie aber offen und dankbar. Diese nimmt sie unter verena.ramona.volk@gmx.de entgegen. Auch Thomas Barz zeigt sich trotz des Ärgers versöhnlich: „Wir sind bereit, die Autos im September wieder einzulagern.“