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Müllentsorgung Bürgermeister kritisiert neue Satzung

Der Jerichower Bürgermeister Harald Bothe steht der neuen Regelung zur Müllentsorgung im Jerichower Land skeptisch gegenüber.

Von Thomas Höfs 26.12.2016, 08:00

Jerichow l Die Restmüllmenge im Jerichower Land sei zu groß, sagt Harald Bothe. Das sei auf Kreisebene immer wieder gesagt worden, als es wochenlang um die neue Struktur der Müllentsorgung ab dem kommenden Jahr im Landkreis ging (Volksstimme berichtete). Der Bürgermeister in Jerichow hat so seine Zweifel an den vorgetragenen Vergleichen und Statistiken. „Wir haben die gleiche Menge Müll wie die Bürger in anderen Landkreisen ebenfalls“, ist er überzeugt.

Vor allem mit dem Landkreis Stendal sei das Jerichower Land immer wieder verglichen worden. Dort sei die Müllmenge pro Einwohner deutlich geringer. Nicht gesagt worden sei, dass in der Gelben Tonne rund 20 Prozent Restmüll lande, fügt Bothe hinzu. „In Stendal kaufen die Menschen genauso ein wie die Menschen im Jerichower Land. Dort ist die Wurst im Supermarkt ebenso eingepackt wie bei uns“, zieht der Stadtchef einen anderen Vergleich. Fest stehe für ihn: Im Jerichower Land hätten die Menschen den Müll bislang sehr gut getrennt. Es habe keinen nennenswerten Fehlwürfe in die Gelbe Tonne gegeben.

Wenn sich im kommenden Jahr das Müllsystem so verändere, dass derjenige belohnt werde, der wenig Müll in die Restmülltonne gebe, sei vorauszusehen, was passieren werde. „Die Fehlwürfe in die Gelbe Tonne werden zunehmen“, prophezeit der Bürgermeister. Warum sollten sich die Menschen anders verhalten als im Landkreis Stendal?, fragt er. Dort gibt es bereits ein Belohnungssystem für wenig Müll. Die Folgen seien bis in das Jerichower Land hinein spürbar. „Einwohner aus dem Landkreis Stendal fahren in das Jerichower Land, um ihren Müll in die Landschaft zu kippen. Der Mülltourismus ist jetzt bereits real“, sagt Bothe. Und es sei damit zu rechnen, dass die Bürger auch hier versuchen, Geld zu sparen und die Fehlwürfe zunehmen. Für diese Art der Entsorgung müssten dann alle Bürger einstehen.

Die in den künftigen Müllgebühr enthaltene Freimenge Restmüll pro Person hält der Bürgermeister für zu gering. Dadurch werde seiner Meinung nach der Druck auf den Endverbraucher erzeugt. Dabei könne der sich kaum gegen den Müll wehren. „Jeder, der regelmäßig einkaufen geht, weiß, dass der Handel und die Industrie seit Jahren im Verpackungswahn sind.“ Das sei eine Ursache für die steigenden Müllaufkommen. Nun könne der Landkreis aber nicht vom Ende her das Müllaufkommen verändern, ist er überzeugt. Soll die Müllmenge pro Einwohner echt verändert werden, müsste die Industrie reagieren und weniger Verpackungen produzieren.

Bothe: „Was nützt es denn, wenn die Restmüllmenge mit der neuen Satzung sinkt und gleichzeitig die Fehlwürfe im dualen System steigen und mehr Müll in der Landschaft landet?“ Unterm Strich habe dann niemand etwas gewonnen, warnt er den Landkreis.